Eigentlich hatte Torbjørn C. Pedersen ein «seriöses Leben» in Dänemark, wie er selbst sagt: guter Job, schöne Wohnung, intakter Freundeskreis. Aber dann schickte ihm sein Vater einen Artikel über Graham Hughes, der alle Länder der Welt bereist hatte.
Da geht noch mehr, dachte er sich: Alle Länder der Welt erreichen – ohne zu fliegen, ohne ein Fahrzeug zu kaufen oder zu mieten und alles an einem Stück.
Thor, wie er sich selbst nennt, setzt die Idee in die Tat um.
Mehr als acht Jahre später ist Thor noch immer unterwegs – nicht ganz freiwillig allerdings. Das Projekt kam kurz vor der Ziellinie durch die Coronapandemie arg ins Stottern, vielleicht kann er es neun Länder vor dem Ziel nicht beenden. Thor steckt seit über 600 Tagen in Hongkong fest. Er hat in dieser Zeit via Zoom geheiratet und wartet, bis es endlich weiter geht. Wir haben mit ihm über seine verrückte Reise gesprochen.
Thor, ich erreiche dich gerade in Hongkong. Eine schöne Stadt, nicht wahr?
Thor: Wunderschön. Ich liebe Hongkong. Aber ich möchte nicht hier sein.
Oh. Das war jetzt nicht die erwartete Antwort auf eine harmlose Einstiegsfrage.
(lacht) Ja, wie soll ich sagen. Hongkong ist super. Aber ich bin seit über 600 Tagen hier, geplant waren ursprünglich vier Tage. Ich möchte einfach gerne mein Projekt beenden.
Genau, ich rufe dich ja nicht an, um über Hongkong zu schwärmen, sondern weil du mitten in einem verrückten Projekt steckst. Erzähl.
Ich will als erster Mensch während einer Reise jedes Land der Welt für mindestens 24 Stunden besuchen, verzichte dabei aber auf die Nutzung eines Flugzeugs oder den Kauf oder die Miete eines anderen Fortbewegungsmittels. Und Autostopp mache ich auch nicht.
Was reizt dich?
Verschiedene Dinge. Eindrücklich fand ich immer, dass es mehr Leute gibt, die im Weltall waren (ca. 550), als in jedem Land der Welt. Und dann diese Länder noch am Stück bereisen und ohne zu fliegen, das gab es so noch nie.
Wie kamst du auf die Idee?
Mein Vater schickte mir einen Bericht über jemanden, der etwas Ähnliches gemacht hat. Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Aber so ein Projekt startest du nicht einfach so.
Was gab am Ende den Ausschlag?
Ich erzählte es oft meinen Freunden, aber die waren nicht so begeistert und ich wusste, es wird lange dauern, es kostet viel Geld und wenn ich zurückkomme, habe ich alle meine Ersparnisse aufgebraucht und weiss mit Mitte 30 nicht, was machen. Das wollte ich nicht. Irgendwann ging ich mit einer Kollegin etwas trinken und sie sagte: «Wir machen das. Wir finden Sponsoren.»
Dann ging es los?
Ja, wir bildeten eine vierköpfige «Projektgruppe», fragten mögliche Sponsoren an. Unter anderem sagte das Rote Kreuz Dänemark zu. Die Planung dauerte rund zehn Monate. Es ging um die Route, die Ausrüstung, Sponsoren – da spielt viel mit rein. Meine Route wählte ich vor allem aus logistischen Gründen. Du musst sehr vieles bedenken.
Du bist am 10.10.2013 um 10.10 Uhr gestartet. Warum?
Ich trainierte für den Berlin-Marathon im September. Danach wollte ich noch einige Tage frei haben. Dann dachten wir: Oktober. Und dann sahen wir den 10.10. und dachten, warum nicht um 10.10 Uhr starten? Mehr steckt nicht dahinter.
Wie waren diese letzten Tage vor dem Start?
Das war hart. Wenn ich es nochmals machen könnte, würde ich es wohl anders machen. Aber es ist okay.
Wie lange hattest du für die Reise geplant?
Ich dachte, dass ich es in dreieinhalb Jahren schaffen würde, wenn ich schnell unterwegs sein würde.
Du bist jetzt dann insgesamt acht Jahre unterwegs. Was ist passiert?
Ich wollte mehr wissen, mehr sehen, mehr verstehen. Zu Beginn bin ich durch die Länder «gerannt». Ich war kaum länger als einen Tag da. Aber schnell wurde das zu anstrengend. Ich erhöhte auf zwei Tage, dann auf drei. Aber auch so laugte mich das Tempo total aus.
Gehen wir von einer Woche pro Land aus, macht das bei rund 200 Ländern rund vier Jahre. Da kam aber noch mehr dazwischen, oder?
Die Visa-Beschaffungen brauchen Zeit, manchmal wartete ich zwei bis vier Monate. Oder das Warten auf ein Schiff oder dann war ich Ghana so richtig krank und jetzt natürlich die Pandemie. Zudem machte ich jeweils «Ferien», wenn meine heutige Frau mich irgendwo besuchte. Sie kam über die Jahre bisher 23-mal irgendwo hin.
Wow, du bist acht Jahre alleine unterwegs und bist verheiratet?
Ja, es ist eine gute Frau. Ich lernte sie ein Jahr vor der Reise kennen. Sie kann ohne mich ihre Karriere vorantreiben, das passt soweit gut. Mittlerweile haben wir geheiratet. Das waren jeweils die Highlights, wenn sie wieder einige Wochen kommen konnte. Sie war mit mir im Sudan, Libanon, Osttimor – in diesen Gebieten lernst du dich wirklich kennen. Wir wollten in Neuseeland heiraten, alles war schon geplant.
Nach Neuseeland konntest du noch nicht. Wo habt ihr euch stattdessen das Ja-Wort gegeben?
Online.
Bitte?!
Ich steckte in Hongkong fest und konnte sie lange nicht sehen, weil nur Familienangehörige von Einwohnern einreisen durften. Jemand sagte mir, dass, wenn ich hier arbeitete, ich eine Hongkong-ID erhalten würde und wenn ich dann heirate, dürfte mich meine Frau besuchen.
SURPRISE!! 😍
— Thor 🇩🇰🧳 (@onceuponasaga) March 11, 2021
We secretly got #married (online!) in Dec. 2020 and were reunited last night in HK after 19 months apart!! 😍❤️🇭🇰✨
We’ve been a couple for more than eight years and got engaged on top of Mt Kenya back in 2016 🇰🇪
She has now said yes to me: TWICE! 😍❤️✨ pic.twitter.com/hQ4Cw8B8ZH
Wie klappte das mit der Heirat?
Ich erfuhr von einem Online-Dienst, der in Utah domiziliert ist. Wir zahlten ein Vermögen, drei Minuten dauert die Zeremonie via Zoom. Danach erhielten wir sehr offizielle Dokumente. In den USA und Hongkong gelten diese, in Dänemark werden sie nicht anerkannt, dort werden wir dann nochmals heiraten. Aber so konnte ich sie für einige Wochen einladen.
Gratulation! Zurück zum Projekt: Dir fehlen mit Palau, Vanuatu, Tonga, Samoa, Tuvalu, Neuseeland, Australien, Sri Lanka und den Malediven nur noch neun der 203 Länder. Warum sind genau diese am Ende noch offen?
Der Hauptgrund ist die Erreichbarkeit. Es sind eher schwierige Länder. Ich dachte auch, wenn ich die bis am Schluss spare, ist mein Projekt bekannter und es geht vielleicht die eine oder andere Türe auf. Es war in den letzten Ländern oft so: Ich schrieb, wohin ich reise und ich erhielt viele Tipps und Unterkunftsangebote.
Bei «schwierigen Ländern» denke ich eher an Nordkorea oder Äquatorialguinea …
Oh, Äquatorialguinea. Mein Gott. Ich wartete drei Monate auf das Visum. Als ich es erhielt, liess man mich aus irgendeinem Grund einen Monat nicht ins Land. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich reinkam.
Ich war auch mal in Äquatorialguinea. Nie zuvor habe ich so ein spezielles Land erlebt.
Ja, es ist verrückt. Ich war in Djibloho (auch Oyala, heute Ciudad de la Paz), diese zukünftige Hauptstadt, mitten im Urwald. Unglaublich. Aber weisst du was: Als ich das Land verliess, hatte ich wieder Tränen in den Augen. Ich war noch glücklicher, als bei der Einreise.
Wir kommen später noch auf einige Anekdoten zurück. Lass uns zurück zur Schwierigkeit von beispielsweise Palau kommen. Was ist – neben der aktuellen Coronapandemie – das Problem?
Es gibt nur wenige Häfen, aus welchen Schiffe nach Palau losfahren. Hongkong ist einer davon. Aber wenn ich jetzt beispielsweise erst nach Australien gehe, dann komme ich von dort nicht nach Palau, sondern muss beispielsweise erst wieder nach Fidschi. Das kostet viel Zeit. Darum ist die Routenänderung kaum eine Option. Wie gesagt, hinter der Route steckt viel Planung.
Du sagtest, du wolltest vier Tage in Hongkong bleiben. Jetzt sind es über 600.
Ja, genau. Ich war zuvor auf Mikronesien. Man sagte mir, mit dem Schiff nach Hongkong und vier Tage später könne ich nach Palau. Zu jenem Zeitpunkt war das Coronavirus in Wuhan schon entdeckt. Aber Wuhan liegt rund 1000 Kilometer von Hongkong entfernt. Niemand konnte ahnen, dass die plötzlich alles zumachen würden.
So kam es aber.
Ja, leider. Erst hiess es: Das Schiff legt in elf Tagen ab. Aber dann machte Palau die Grenzen zu China zu. Ich dachte erst: Okay, zwei bis drei Monate länger in Hongkong – es gibt Schlimmeres, das war wie Ferien. Aber ja, die Geschichte ist bekannt. Palau hat seither die Grenzen nicht geöffnet.
Und seither wartest du?
Ich versuche täglich, etwas zu machen. Kürzlich hätte es fast geklappt. Ich war schon auf einem Versorgungsschiff angemeldet, das mich innert 14 Tagen nach Palau bringen sollte. Aber im letzten Moment änderte der Staat seine Einreiseregelungen. Ich bin geimpft, könnte problemlos zwei Wochen oder noch länger in Quarantäne auf Palau. Aber aktuell geht es wohl nur, wenn mich der Präsident persönlich einlädt. Also falls jemand da einen Kontakt hat ...
Das hört sich verzwickt an. Ich frage ungern, aber: Ist Aufgeben ein Thema?
Jeden Tag. Es ist verrückt, in Dänemark ist die «Pandemie vorbei», alles ist wieder offen. Und ich stecke hier fest. Für diese letzten neun Länder hatte ich rund 10 Monate geplant. Die Bürokratie ist schwierig, die Schiffsverbindungen sind selten. Und weisst du, da ist noch etwas.
Was?
Im Dezember werde ich 43, meine Frau ist 38. Wir wollen eine Familie gründen. Die Zeit tickt. Ich frage mich langsam: Was ist wichtiger?
Warum gibst du nicht auf?
Wie gesagt, die Frage kreist immer in mir. Manchmal sage ich einfach: Ach was, ich mach weiter. Manchmal beschäftigt sie mich länger. Ich frage mich: Kann ich die Welt verändern, wenn ich es durchziehe? Nein. Wären meine Sponsoren enttäuscht? Vielleicht, aber sie würden es auch verstehen. Aber ich erhalte immer wieder positive Rückmeldungen von irgendwelchen Leuten. Ich inspiriere sie. Und ich will den Leuten auch zeigen: Du musst kämpfen. Wenn du aufgibst, dann erreichst du deine Ziele nicht.
Das ehrt dich. Aber du könntest sagen: Hört zu, diese Coronapandemie hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich mache Pause und warte mit den neun Ländern bis diese wieder einfach erreichbar sind.
Dann wäre mein Projekt aber nicht mehr geschafft. Ich will das alles in einer Reise und ohne Flug machen. Ich bin so weit gekommen. Ich will es beenden.
Das hört sich alles nicht mehr an wie: Da postet einer schöne Bilder, bereist die Welt, hat Spass ohne Ende. Stimmt das?
Ja, hinter den schönen Bildern steckt viel Arbeit. Als ich startete war es 90% Abenteuer, 10% Arbeit. Jetzt ist es umgekehrt. Reisen ist grossartig, aber es ermüdet. Ich habe viele Leute getroffen. Die meisten reisen für einige Wochen, ein paar für Monate, aber solche, die länger als ein Jahr unterwegs sind, die triffst du selten. Man wird müde, will wieder einmal in seinem Bett schlafen. Natürlich ist es immer noch schön und ich bin privilegiert, dass ich das machen kann. Aber für die 195 Länder musste ich etwas machen, das kommt nicht einfach so.
Was lernt man auf Reisen?
Du lernst viel über dich selbst. Du triffst neue Leute, neue Ideen, du siehst, dass es für vieles nicht eine Lösung gibt, sondern verschiedene. Etwas, das hier funktioniert, muss an einem anderen Ort nicht auch klappen. Du lernst zwar in der Schule viel, aber auf Reisen lernst du wirklich. Und du lernst schnell: Was wir in den Nachrichten hören, ist nur ein kleiner Teil der Wirklichkeit.
Kannst du Beispiele nennen?
Es gibt viele. Nur schon in Europa besuchte ich Länder, von denen ich aus den Nachrichten völlig falsche Vorstellungen hatte. Ich war in wunderschönen Städten, grandiosen Landschaften, traf hilfsbereite Leute. Wer nicht reist, wird die Welt nie verstehen und wirklich begreifen, dass da viel mehr ist, als das was man immer hört.
Was bleibt nach der Reise fürs Leben?
Unendlich viele Dinge. Es gibt diverse, für welche ich viel Geld bezahlen würde, um sie nochmals zu erleben. Persönlich natürlich mein Heiratsantrag auf dem Mount Kenya. Ein Schneesturm zog über uns her, aber es war sehr romantisch.
In welche Länder würdest du gerne nochmals reisen?
Die USA, Brasilien, Kanada, Russland, China. Ich würde gerne mehr von Algerien sehen, Nigeria, der Mongolei. Es sind vor allem die grossen Länder, von welchen ich nur kleine Teile sah oder eben die Mongolei, wo ich eigentlich nur mit Bürokratie beschäftigt war.
Du hast mal geschrieben, dass du erst dachtest, dass es in deinem Projekt um Länder gehe, aber du hast gemerkt, dass es um Menschen geht. Wie kam das?
Es geht zu 100 Prozent um Menschen. Schon nach wenigen Wochen merkte ich, wie völlig Fremde mir halfen, Tipps gaben, mich einluden. Ich war völlig überrascht. In Polen traf ich beispielsweise eine Frau auf der Strasse. Sie lud mich zu sich ein, kochte das Abendessen, liess mich auf ihrem Sofa schlafen, am morgen brachte sie mich zum Busbahnhof. Ich hatte sie nie zuvor getroffen.
Solche Anekdoten darfst du gerne noch mehr erzählen.
Auf den Salomonen war bereits alles bereit für die Abfahrt mit dem Schiff. Dann durchkreuzte ein Taifun unsere Pläne, ich musste zwei Wochen warten. Ein Freund sagte mir: Geh in den Westen des Landes, so etwas Schönes hast du noch nie gesehen. Es gibt dort viele kleine Inseln und Dörfer. Ein Mann lud mich in sein 200-Seelen-Dorf ein, er sei dort einer der Dorfältesten.
Du hast die Einladung angenommen.
Klar. Das Dorf lag an einem paradiesischen Stand, hatte keine Elektrizität, kein fliessendes Wasser, die Leute gingen jeden Tag fischen, es lag total abgeschieden, einfach perfekt. Er fragte mich, ob ich einen Laptop habe, die Kinder würden gerne einen Film schauen, gerne mit einer Schlange. Ich liess das «Dschungelbuch» laufen. Danach sagte er, ob ich auch einen Film für Erwachsene habe, gerne ein Kriegsfilm. Ich wählte «The Thin Red Line» (deutscher Titel: Der schmale Grat), der auf den Salomonen spielt. Da standen dann 80 bis 90 Personen um meinen Laptop und schauten irgendwo an einem abgeschiedenen Ort unter dem Sternenhimmel am Strand einen Kriegsfilm. Das ist unbezahlbar.
Noch eine Anekdote?
Im Kongo fuhr ich in einem Truck mit. Da sassen 50 bis 70 Leute auf dem Fahrzeug. Die ersten 15 Minuten waren super. Aber dann wurde es schlimm: heiss, unbequem und wir holperten auf einer Schotterpiste umher, so richtig Afrika. Wir wurden alle mit Staub eingedeckt, sahen aus wie Geister, niemand sprach, niemand lächelte. Als die Sonne unterging, begann eine Frau mit einer Wasserflasche einen Rhythmus zu klopfen und fing an zu singen. Alle stimmten ein. Es war zauberhaft. Die Sonne geht in der Gegend sehr schnell unter. Als sie weg war, hörte alles plötzlich wieder auf und alle waren wieder still.
Was hast du für schlechte Erfahrungen gemacht?
Da gibt es auch eine Menge, obwohl die positiven deutlich überragen. In Ghana hatte ich Malaria, das war übel. In Zentralafrika eine unglaubliche Migräne, ich dachte, mein Kopf würde explodieren. Im Libanon steckte ich 100 Tage lang fest, bekam eine Hodentorsion. Es war so schlimm, ich konnte die 200 Meter zum Spital nicht gehen. Im Segelboot vom Senegal nach Kapverde wurde ich nach 30 Minuten seekrank, die Überfahrt dauerte vier Tage. Auf einem Containerschiff gerieten wir in einen Sturm, ich dachte, wir werden ganz sicher untergehen.
Mit der Polizei hattest du nie Probleme?
Doch. Ich habe aber nie Bestechungsgeld bezahlt. Das schlimmste Ereignis war an der Grenze zwischen Kamerun und dem Kongo. Ich war mit einem Taxi in der Nacht im Dschungel unterwegs, plötzlich stoppten uns betrunkene Polizisten und fuchtelten mit ihren Waffen herum. Sie waren extrem aggressiv. Ich dachte: Das war's. Da komme ich nicht mehr lebend raus. Das dauerte eine Stunde. Dann liessen sie uns einfach gehen. Nie fuhr einer meiner Taxifahrer schneller.
Apropos Bestechungsgeld. Wie finanzierst du die Reise eigentlich?
Ich rechnete mit einem Budget von 20 Dollar pro Tag. Oft kann ich gratis irgendwo schlafen oder werde sonst irgendwie eingeladen. Dazu halte ich Vorträge und meine Sponsoren unterstützen mich. Jetzt in Hongkong arbeite ich bei der dänischen Seaman's Church. Das war früher nur religiös, heute unterstützen wir auch die dänische Community in Hongkong, das sind rund 400 Personen. Wir organisieren Events. Der andere Teil ist für die Seefahrer. Wir nehmen Kontakt mit den dänischen Schiffen auf, die sagen uns, was die Besatzung gerne hätte und dann versuche ich, das in Hongkong zu besorgen. Das kann eine Playstation sein oder irgendetwas.
Mit 20 Dollar bist du beispielsweise in der Schweiz nicht weit gekommen.
Ich war erst in Liechtenstein. Es regnete, war grau und kalt. Ich traf einen anderen Touristen. Er war aus Lausanne und lud mich ein, ich durfte bei ihm übernachten. Später kam ich nochmals in die Schweiz. Dieses Mal übernachtete ich in Zürich bei einem Freund. Die Schweiz ist unfassbar schön. Aber auch unfassbar verrückt. Ihr tarnt Bunker als Häuser und habt an Brücken Sprengladungen für den Notfall montiert.
Diese Sprengladungen wurden mittlerweile entfernt, die Bunker existieren noch. Was hast du über Dänemark gelernt während deiner Reise?
Ich war vorher schon oft weg und hatte diesen Blick auf die Heimat von aussen bereits. Das hilft. Ich bin froh, wie Dänemark die Coronapandemie bisher meisterte. Das überraschte mich ein wenig. Dänemark ist sehr reich. Wir könnten mehr Leuten helfen, indem wir beispielsweise mehr Flüchtlinge aufnehmen würden. Extreme Rechtsparteien erleben einen Aufschwung, das finde ich nicht gut. Grundsätzlich gilt: Ich bin in jedem Land ein Gast, aber in Dänemark bin ich zuhause.
Was empfiehlst du jemandem, der ein ähnliches Projekt wie du in Angriff nehmen will?
Jedes Land am Stück ohne Flugzeug zu bereisen, ist sehr schwierig. Besser, du fängst mal mit 50 an und wenn es dir noch immer gefällt, schaust du, ob du 100 erreichen kannst, dann 150 und so weiter.
Was vermisst du auf deiner Reise?
Milch. Milch aus Dänemark. Es gibt überall gute Milch. Aber diejenige, welche du als Kind getrunken hast, ist die beste.
Und sonst?
Dass ich mein Ziel noch nicht erreicht habe, ein normales Leben führen, zur Ruhe kommen.
Was machst du, wenn du nach den Malediven Zuhause ankommst?
Vermutlich einen Monat schlafen. Mich rasieren, Freunde treffen, eine Familie gründen. Essen, feiern, eine gute Zeit haben, mich betrinken. (lacht).
Und wenn du dann wieder nüchtern bist?
Ich werde als Motivationsredner etwas aufbauen wollen. Ich glaube, ich kann viel erzählen. Und ich will ein Buch schreiben.
Was kannst du aus deinem Projekt jetzt schon deinen Mitmenschen mitgeben?
Geh raus. Überquere Grenzen. Schau, wie andere Leute leben. Versuche in einem Land die Sprache zu lernen, auch wenn das nur wenige Sätze sind. Sag anderen Leuten nicht, was sie machen und glauben oder wie sie leben sollen. Die Welt ist ein unglaublicher vielseitiger Ort.
Glaube auch, dass man auf Reisen sehr viel fürs Leben lernt. Kann das nur allen empfehlen.
Der Typ hat sooo viel erlebt und hat wirklich viel zu erzählen. Respekt!