International
Iran

Irans Behörden erlauben Mahsa Aminis Vater keine Akteneinsicht

Irans Behörden erlauben Mahsa Aminis Vater keine Akteneinsicht

02.10.2022, 21:5202.10.2022, 21:52
Mehr «International»

Die iranischen Behörden haben dem Vater der im Polizeigewahrsam gestorbenen Mahsa Amini keine Akteneinsicht erlaubt. «Keiner gibt mir eine Antwort zum Tod meiner Tochter», wurde Amdschad Amini am Sonntag von örtlichen Medien zitiert. Die zuständigen Behörden «und auch die Gerichtsmedizin erlauben mir nicht mal Akteneinsicht», klagte er.

#Justiceformasha – Iranerinnen landen TikTok-Hit und protestieren gegen Sittenpolizei

Video: watson/Fabian Welsch

Ihm werde nur immer wieder gesagt, dass er sich weiterhin gedulden müsse. Präsident Ebrahim Raisi habe versprochen, dass er den Fall untersuchen lassen werde. «Aber bislang ist noch nichts passiert», sagte er dem Nachrichtenportal Eghtesad-News zufolge. Die Anwälte Aminis hatten von der Justiz Akteneinsicht und die Videoaufnahmen der Polizei gefordert.

Die 22-jährige Mahsa Amini Mahsa Amini wurde letzten Monat wegen ihres angeblich «unislamischen Outfits» von der Sittenpolizei festgenommen. Was genau mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau war ins Koma gefallen und am 16. September in einem Krankenhaus gestorben. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie gegen das islamische System.

Die Proteste wurden auch in der Nacht zum Sonntag fortgesetzt. In Teheran gab es in mehreren Teilen der Hauptstadt trotz heftiger Polizeipräsenz Protestversammlungen. Neben systemkritischen Slogans sangen viele Menschen erneut das Lied «Baraye» («Für») - eine musikalische Zusammenfassung der Forderungen der Demonstranten. Seit der Inhaftierung des Komponisten und Sängers Scherwin Hadschipur vergangene Woche wurde der Song zu einer Art Hymne der Proteste.

Im Parlament wurde am Sonntag über einen Bericht des Innenministeriums zu den Protesten beraten. Das Fazit der von Hardlinern dominierten Legislative war, dass die Ausschreitungen vom Ausland und den Feinden des Irans arrangiert seien um das islamische System zu schwächen. Daher sollen Polizei und Streitkräfte weiterhin konsequent gegen die Unruhestifter vorgehen, hiess es. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Der Tod des iranischen Atomphysikers schlägt Wellen
1 / 12
Der Tod des iranischen Atomphysikers schlägt Wellen
Hinter dem tödlichen Anschlag auf den iranischen Atomphysiker Mohsen Fachrisadeh steckt offenbar ein Kommando ausländischer Agenten.
quelle: keystone / irib handout
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Mehrere Anschläge im Iran
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
    Iran-Angriff der USA: 5 Gründe, warum Trump noch immer zaudert
    Donald Trump lässt die Welt mit seiner Haltung zu einem US-Schlag gegen iranische Atomanlagen im Unklaren. Die Gründe für sein Zögern bewegen sich zwischen strategischem Kalkül und Angst vor einer Eskalation.

    Wie Donald Trumps endgültige Entscheidung in Bezug auf einen Angriff der USA auf den Iran lauten wird, will er noch immer offenlassen. Und in den Vereinigten Staaten streiten die politischen Kommentatoren darüber, ob es strategische Ambiguität ist, die Lust eines mutmasslichen Narzissten an ausgiebigen Machtspielen oder ein schlicht vollkommen verantwortungsloses Verhalten.

    Zur Story