Irans Behörden erlauben Mahsa Aminis Vater keine Akteneinsicht
Die iranischen Behörden haben dem Vater der im Polizeigewahrsam gestorbenen Mahsa Amini keine Akteneinsicht erlaubt. «Keiner gibt mir eine Antwort zum Tod meiner Tochter», wurde Amdschad Amini am Sonntag von örtlichen Medien zitiert. Die zuständigen Behörden «und auch die Gerichtsmedizin erlauben mir nicht mal Akteneinsicht», klagte er.
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Ihm werde nur immer wieder gesagt, dass er sich weiterhin gedulden müsse. Präsident Ebrahim Raisi habe versprochen, dass er den Fall untersuchen lassen werde. «Aber bislang ist noch nichts passiert», sagte er dem Nachrichtenportal Eghtesad-News zufolge. Die Anwälte Aminis hatten von der Justiz Akteneinsicht und die Videoaufnahmen der Polizei gefordert.
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Die 22-jährige Mahsa Amini Mahsa Amini wurde letzten Monat wegen ihres angeblich «unislamischen Outfits» von der Sittenpolizei festgenommen. Was genau mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau war ins Koma gefallen und am 16. September in einem Krankenhaus gestorben. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Seit dem Tod der jungen Frau demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie gegen das islamische System.
Die Proteste wurden auch in der Nacht zum Sonntag fortgesetzt. In Teheran gab es in mehreren Teilen der Hauptstadt trotz heftiger Polizeipräsenz Protestversammlungen. Neben systemkritischen Slogans sangen viele Menschen erneut das Lied «Baraye» («Für») - eine musikalische Zusammenfassung der Forderungen der Demonstranten. Seit der Inhaftierung des Komponisten und Sängers Scherwin Hadschipur vergangene Woche wurde der Song zu einer Art Hymne der Proteste.
Im Parlament wurde am Sonntag über einen Bericht des Innenministeriums zu den Protesten beraten. Das Fazit der von Hardlinern dominierten Legislative war, dass die Ausschreitungen vom Ausland und den Feinden des Irans arrangiert seien um das islamische System zu schwächen. Daher sollen Polizei und Streitkräfte weiterhin konsequent gegen die Unruhestifter vorgehen, hiess es. (sda/dpa)
