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Proteste nach US-Botschafts-Eröffnung in Jerusalem
Eine hochrangige US-Delegation hat am Montag in Jerusalem die neue Botschaft eröffnet.
quelle: ap/ap / sebastian scheiner
14.05.2018, 07:4015.05.2018, 00:24
Das Wichtigste in Kürze:
- In Jerusalem wurde heute die neue US-Botschaft eröffnet.
- Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem «historischen Tag».
- Im Gazastreifen nahmen rund 50'000 Personen an Protesten teil.
- Das israelische Militär erschoss dabei mindestens 58 Personen.
- Über 2800 Menschen sollen laut palästinensischem Gesundheitsministerium verletzt worden sein.
- Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und die Türkei werfen Israel ein «Massaker» vor.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die Gewalt an der Grenze zum Gazastreifen verurteilt. Er habe sich am Montag mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem jordanischen König Abdullah ausgetauscht, teilte das französische Präsidialamt am Montagabend mit. Am Dienstag wolle Macron auch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sprechen. Macron sei gegen die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem. «Er verurteilt die Gewalt der israelischen Streitkräfte gegen Demonstranten», hiess es in der Mitteilung. (sda/reu)
Bild: Martin Meissner/AP/KEYSTONE
Die Zahlen der Todesopfer werden laufend nach oben korrigiert. Das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza spricht aktuell von 58 Palästinenser, die von israelischen Soldaten erschossen wurden. Rund 2800 seien verletzt worden, knapp die Hälfte davon durch Schüsse.
Nach Südafrika beordert nun auch die Türkei ihre Botschafter in Israel und den USA zurück, wie Vize-Regierungschef Bekir Bozdag in Ankara sagte. Die Botschafter werden demnach «zu Beratungen» zurückgerufen.
Die Zahl der Opfer erhöht sich weiter. Gemäss des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden 55 Personen getötet und 2800 verletzt.
Nach dem Tod von mehr als 50 Palästinensern im Gazastreifen bei Protesten gegen die neue US-Botschaft in Jerusalem hat Südafrika seinen Botschafter in Israel zurückbeordert.
«Angesichts der wahllosen und schwerwiegenden Weise des jüngsten israelischen Angriffs hat die südafrikanische Regierung die Entscheidung gefällt, Botschafter Sisa Ngombane mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres zurückzurufen», teilte das südafrikanische Aussenministerium am Montag mit.
Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte zeigt sich schockiert darüber, dass Dutzende von Menschen getötet und Hunderte verletzt worden seien. Die UNO-Organisation fordert in Genf, dass der Einsatz von scharfer Munition durch israelische Soldaten gestoppt werde.
Uno-Generalsekretär Antonio Guterres sagte derweil in Wien, die Ausschreitungen verdeutlichten, dass eine politische Lösung des Konflikts unabdingbar sei. «Es gibt keinen Plan B zur Zwei-Staaten-Lösung.»
Bild: FLORIAN WIESER/EPA/KEYSTONE
Die israelische Armee liess heute mit Drohnen Tränengas auf die Demonstranten im Gazastreifen fallen. Folgendes Video zeigt, wie das ausgesehen hat.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wirft Israel ein «Massaker» vor. Abbas ordnete am Montag eine dreitägige Staatstrauer an und erklärte in Ramallah im Westjordanland, die USA seien «nicht länger ein Vermittler im Nahen Osten». Die von Tel Aviv nach Jerusalem verlegte US-Botschaft sei gleichbedeutend mit «einem neuen amerikanischen Siedler-Aussenposten».
Bild: ALAA BADARNEH/EPA/KEYSTONE
Mindestens 52 Palästinenser sind durch Schüsse der israelischen Armee heute Montag ums Leben gekommen. Mehr als 2400 wurden nach den Angaben des palästinensischen Gesundheitsministerium in Gaza verletzt, knapp die Hälfte davon durch Schüsse.
Bild: MOHAMMED SABER/EPA/KEYSTONE
Russland kritisiert die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem als Gefahr für den Frieden in der Region. Aussenminister Sergej Lawrow sagte bei einem Treffen mit seinem ägyptischen Amtskollegen Samih Schukri, der Status von Jerusalem sei ein zentraler Punkt des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern. Dieser Streit könne nur im Dialog gelöst werden und nicht einseitig durch ein Land. Russland sei bereit, einen solchen Dialog zu unterstützen. (sda/dpa/afp/reu)
Bild: SERGEI ILNITSKY/EPA/KEYSTONE
Die Türkei hat die USA für die Geschehnisse verantwortlich gemacht. Man verfluche «das Massaker», das von israelischen Sicherheitskräften an «friedlich protestierenden» Palästinensern verübt worden sei, teilte das Aussenministerium in Ankara mit. Die Verantwortung für die negativen Folgen der Entscheidung, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, liege «gänzlich bei der Führung der USA».
Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis hat sich am Montag tief betroffen von der Eskalation der Gewalt im Gazastreifen an der Grenze zu Israel gezeigt. Proteste gegen die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem forderten Dutzende von Toten und rund 1700 Verletzte.
Cassis, der derzeit in der jordanischen Hauptstadt Amman weilt und am Montag Gespräche mit seinem jordanischen Amtskollegen Ayman Safadi führte, forderte auf Twitter angesichts der grossen Zahl von Toten und Verletzten alle Parteien auf, auf weitere Gewalt zu verzichten.
Ein zentrales Thema der Gespräche von Cassis mit Safadi war der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. In Jordanien leben bei einer Bevölkerungsgrösse von rund 10 Millionen Menschen rund 3 Millionen vorwiegend palästinensische und syrische Flüchtlinge. (sda)
Donald Trump befindet sich heute selber nicht in Israel, wendet sich aber in einer Video-Botschaft an Jerusalem. Die USA werde immer ein Freund Israels sein, so der US-Präsident.
Die israelische Luftwaffe hat einen Angriff auf die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas geflogen. Der Angriff richtete sich gegen «fünf terroristische Ziele» in einem militärischen Ausbildungslager der Hamas im Norden des Gazastreifens.
Dies erklärte die Armee am Montag. Es handle sich um eine Reaktion «auf die gewaltsamen Aktionen der Hamas in den vergangenen Stunden».
Die US-Botschaft in Israel
Der US-Kongress hatte schon 1995 ein Gesetz beschlossen, das die Verlegung der Botschaft nach Jerusalem vorsieht. Seitdem hatten aber alle US-Präsidenten aus Sorge vor politischen Turbulenzen alle sechs Monate ein Dekret unterzeichnet, das die Gültigkeit des Gesetzes aussetzte. Trump liess den Termin im Dezember jedoch verstreichen. Er hatte die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem im Wahlkampf versprochen.
Die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem ist die bedeutendste Einweihung einer diplomatischen Vertretung in der Heiligen Stadt, aber nicht die erste – und sicher auch nicht die letzte. Mehrere Länder vor allem aus Afrika und Lateinamerika hatten in der Vergangenheit bereits ihre Botschaft in Jerusalem und einige von ihnen wollen dorthin zurückkehren, darunter Guatemala und Paraguay. Diskussionen über eine Verlegung gab es auch in Tschechien und Rumänien. (sda)
Das ist die Geschichte des Staates Israel
Video: srf
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Die israelische Armee hat angegeben, erneut im Schifa-Krankenhaus – dem grössten in Gaza – zu intervenieren. Die Kritik am Vorgehen reisst derweil nicht ab. Hier ist das Nachtupdate.
Bei einem erneuten Einsatz der israelischen Armee im Bereich des Schifa-Krankenhauses im umkämpften Gazastreifen ist es nach eigenen Angaben zu Feuergefechten mit Terroristen der islamistischen Hamas gekommen. Während des «präzisen» Einsatzes hätten Terroristen das Feuer auf die israelischen Soldaten aus dem Krankenhaus heraus eröffnet, teilte die Armee in der Nacht zum Montag mit. Die Truppen hätten das Feuer erwidert und «Treffer festgestellt». Der Einsatz der Armee und der Luftwaffe auf dem Gelände des grössten Krankenhauses des abgeriegelten Küstengebiets in der Stadt Gaza gehe weiter, Terroristen würden festgenommen, teilte die Armee mit.