International
Israel

Geiselnahmen: Das wissen wir zu den Israelis in Hamas-Gefangenschaft

Das wissen wir zu den Israelis, die in Hamas-Gefangenschaft sind

10.10.2023, 11:5510.10.2023, 12:26
Lara Knuchel
Mehr «International»

Beim Angriff der Hamas auf Israel wurden zahlreiche Menschen verschleppt. Vieles ist dabei noch unklar – folgende Punkte sind bekannt:

Wie viele Menschen wurden verschleppt?

Derzeit gibt es noch keine offiziellen Zahlen zu den Menschen, die von der Hamas als Geiseln genommen wurden. Diverse Medien und Nachrichtenagenturen gehen aber zurzeit davon aus, dass es mindestens 150 Menschen sind.

Wer sind die Geiseln?

Bei den Gefangenen handelt es sich bekanntermassen um Zivilisten, darunter Frauen, Kinder und ältere Erwachsene, sowie um Soldaten. Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, sagte, dass sich unter den Gefangenen auch Dutzende amerikanische Staatsbürger, grösstenteils mit doppelter Staatsangehörigkeit, befinden. Wie auch die Nachrichtenagentur Keystone-SDA schreibt, befinden sich unter den Verschleppten Bürger mehrerer westlicher Staaten, darunter eine Deutsche. Viele besitzen den Berichten zufolge die doppelte Staatsbürgerschaft.

Wie wurden sie gefangen genommen?

Genau wissen wir das noch nicht. Die meisten Informationen, die dazu erhältlich sind, kommen von den Verwandten und den Menschen im näheren Umfeld der Gefangenen. Demnach wurden die meisten am Samstagmorgen in ihrem Zuhause in kleinen Dörfern in der Nähe der israelischen Grenze gefangen genommen.

Andere wurden hingegen in einem Waldgebiet in der Nähe der Grenze aufgegriffen, wo sie die Nacht auf dem Musik-Festival, das von der Hamas angegriffen wurde, verbracht hatten.

Wo befinden sich die Geiseln?

Abu Obeida, ein Sprecher des bewaffneten Flügels der Hamas, behauptete in einer Erklärung auf der Telegram-App, die Gruppe habe «Dutzende von Geiseln» an «sicheren Orten und in den Tunneln des Widerstands» versteckt, schreibt die «New York Times». Die militante Gruppe soll ein unterirdisches Netz von Verteidigungstunneln – vom israelischen Militär als Hamas-«Metro»-System bezeichnet – nutzen, um unentdeckt zu reisen und Waffen zu transportieren. Das Militär hat das Netz als eine «Stadt unter der Stadt» bezeichnet, von der ein Grossteil unter der zivilen Infrastruktur liegt.

Am Montag erklärte der bewaffnete Flügel der Hamas, die Qassam-Brigaden, dass vier Israelis, die von den Kämpfern festgehalten wurden, über Nacht bei israelischem Bombardement getötet wurden, ebenso wie die Palästinenser, die sie gefangen hielten. Diese Behauptung konnte allerdings nicht unabhängig überprüft werden. Fest steht: Mit dem Beschuss von palästinensischen Gebieten riskiert Israels Armee immer auch den Tod von israelischen Staatsangehörigen.

Was geschieht jetzt?

Israels Armee nahm eigenen Angaben zufolge ebenfalls Hunderte Hamas-Mitglieder in Gefangenschaft. Die Hamas teilte dem arabischen Sender Al-Dschasira mit, die Gruppe sei offen für Vermittlungen. Schon zuvor hatte die islamistische Organisation einen Gefangenenaustausch sowie die Freilassung von 36 inhaftierten Palästinenserinnen in Israel für die Übergabe von älteren entführten Israelinnen gefordert.

Eine Ankündigung des israelischen Aussenministers vom Montag dürfte die Lage der Geiseln allerdings noch verschärft haben: Yoav Gallant versprach dabei eine «vollständige Belagerung» des Gazastreifens und kündigte an, die Lieferung von Strom, Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff dorthin einzustellen. «Ich habe einen Befehl gegeben – Gaza wird vollständig belagert», sagte der Minister. «Wir kämpfen gegen Barbaren und werden entsprechend reagieren.» Die Ankündigung des israelischen Verteidigungsministers sorgte international für Kritik.

Die Reaktion darauf erfolgte schnell: Stunden später erklärte ein Sprecher des bewaffneten Flügels der Hamas, er werde damit beginnen, zivile Geiseln zu töten und die Tat zu verbreiten, wenn Israel ohne Vorwarnung Menschen in Gaza angreift. «Wir erklären, dass wir auf jeden Angriff auf unsere Leute, die sich ohne Vorwarnung in ihren Häusern in Sicherheit befinden, mit der Hinrichtung unserer zivilen Geiseln reagieren werden, und wir werden dies mit Audio und Video übertragen», sagte Abu Obaida in einer Erklärung auf dem Telegramm-Kanal der Al-Qassam-Brigaden.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
59 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Rivka
10.10.2023 12:10registriert April 2021
Oh man, das ist eine sehr schwierige Situation. Ich hoffe für alle Geiseln, dass sie diese Tortur irgendwie überstehen, ohne grossen Schaden zu bekommen. 😒
845
Melden
Zum Kommentar
avatar
Snowy
10.10.2023 12:59registriert April 2016
Jeder Staat behauptet öffentlich, dass er nicht mit Terroristen bez Geiselnehmer verhandelt.

Allerdings fliesst dann oftmals eben doch Geld, oder es kommt zu einem Gefangenenaustausch.
Ganz einfach weil es noch immer die beste aller Schlechten Optionen ist.
407
Melden
Zum Kommentar
avatar
flegenheimer
10.10.2023 14:07registriert August 2023
So oder so, für Gaza wirds das wohl gewesen sein. War der vorher für die normalen (Hams Führung hat da riesen Anwesen und G-Klasse) übel, wirds die nächsten Monate und Jahre sicherlich dünn werden.

Ohne das man die Teufel im Norden, sprich Hizbollah, per Präventivschlag erledigt wie damals die Ägypter, muss wohl immer damit gerechnet werden das Gaza nur als nützliches Bauernopfer und Ablenkungsmanöver füe den iran dient.
283
Melden
Zum Kommentar
59
    Nauaf Salam soll Regierungschef im Libanon werden – Niederlage für Hisbollah

    Wenige Tage nach der Wahl eines neuen Präsidenten im Libanon haben sich die politischen Fraktionen auf Nauaf Salam als designierten Ministerpräsidenten geeinigt. Salam erlangte nach Beratungen der grossen Lager mit Präsident Joseph Aoun in Beirut 84 von 128 Stimmen der Parlamentarier, wie der Generaldirektor des Präsidentenpalasts bekanntgab. Er kann damit die Bildung einer neuen Regierung beginnen und Nadschib Mikati ablösen, der wegen einer politischen Krise im Land seit mehr als zwei Jahren nur geschäftsführend im Amt war. Salam soll am Dienstag im Libanon eintreffen.

    Zur Story