Quim Torra ist ein Neuling auf der politischen Bühne. Erst seit Dezember ist der 55-Jährige als Abgeordneter im katalanischen Parlament. Fünf Monate später wurde er nun zum Regionalpräsidenten von Katalonien gewählt.
Doch schon seit vielen Jahren hat sich Torra einen Namen als radikaler Verfechter der Unabhängigkeit seiner Region von Spanien gemacht. «Seit 1714 sind wir von den Spaniern besetzt» und «Die Spanier können nichts als plündern», twitterte er schon 2012. Obwohl schnell wieder gelöscht, haben seine politischen Gegner die Sätze bis heute nicht vergessen.
Torra stammt wie sein Vorgänger Carles Puigdemont aus der Provinz Girona. Viele Jahre arbeitete er als Jurist beim damaligen Schweizer Versicherungskonzern Winterthur.
Seine Abfindung nutzte er, um 2008 den Verlag Acontravent («Gegen den Wind») zu gründen, der Texte katalanischer Journalisten aus der Zeit des Bürgerkriegs und der Diktatur veröffentlicht. Bis vor drei Jahren leitete er auch das Kulturzentrum im Stadtteil El Born in Barcelona, das als Hochburg der Unabhängigkeitsbewegung gilt.
Schnell wurde Torra in den Kreisen katalanischer Nationalisten bekannt. Er engagierte sich in mehreren ihrer Organisationen, auch denen, die die Massendemonstrationen für die Abspaltung im vergangenen Jahr veranstalteten.
Einer Partei schloss sich Torra nie an. Ins Parlament wurde er als unabhängiger Kandidat auf Puigdemonts Wahlliste gewählt. Dort präsentierte sich der Mann mit der Stirnglatze und den breiten Schultern kampfbereit: «Wir denken nicht einen Augenblick daran aufzugeben», sagte er in einer Rede im März.
Vor wenigen Tagen hatte der abgesetzte Puigdemont in seinem deutschen Exil erklärt, auf eine Wiederwahl zu verzichten. Er schlug Torra als seinen Nachfolger vor - auch, weil er einer der wenigen Mitstreiter ist, der nicht von der spanischen Justiz verfolgt wird.
«Das ist der radikalste Kandidat, den er finden konnte und der einzige, der freiwillig bereit war, seine Marionette zu spielen», kommentierte Oppositionsführerin Inés Arrimadas die Entscheidung.
Antiono Barroso von der Beratungsfirma Teneo Intelligence bezeichnete Torra als «Strohmann» Puigdemonts, «der machen wird, was der ihm sagt». Die konservative spanische Zeitung «El Mundo» nannte ihn «Puigdemonts Bauchredner».
Torra selbst sieht sich als Regierungschef auf Zeit. Puigdemont bleibe der «legitime Präsident» Kataloniens und als solchem wolle er ihm so schnell wie möglich zur Rückkehr an die Macht verhelfen.
Vor seiner Wahl am Montag kündigte Torra bereits an, den Aufbau eines «unabhängigen Staates» Katalonien vorantreiben zu wollen. Als Regionalpräsident will er von Madrid kassierte Gesetze wieder in Kraft setzen, und auch die katalanischen «Botschaften» will er erneut eröffnen.
Gut möglich, dass es dem dreifachen Vater genauso ergehen wird wie seinem Vorgänger. Der wurde von Madrid abgesetzt und ist wegen «Rebellion» angeklagt. (sda/afp)