Erstmals gibt es im Streit um den Katalonien-Konflikt «politische Gefangene». Die zwei prominentesten Anführer der katalonischen Unabhängigkeitsbewegung wandern ins Gefängnis.
Ein Richter ordnete nach einer Anhörung vor dem nationalen Strafgericht in Madrid gegen Jordi Sánchez und Jordi Cuixart Untersuchungshaft an. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Chefs der einflussreichen Organisationen Katalanische Nationalversammlung (ANC) und Omnium «aufrührerisches Verhalten» vor. Es geht es um eine Demonstration am 20. September. Demonstranten hatten damals Angehörige der spanischen Guardia Civil stundenlang eingekesselt; Sánchez und Cuixart sollen die Demonstranten angespornt haben.
Die Katalanen sind empört über das Urteil. «Sie wollen uns einsperren, aber sie machen uns noch stärker», twitterte der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont.
Empresonar @jcuixart i @jordisanchezp és una molt mala notícia. Pretenen empresonar idees però ens fan més forta la necessitat de llibertat.
— Carles Puigdemont (@KRLS) October 16, 2017
Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau, die selbst keine Separatistin ist, nannte das Urteil «Barbarei» und sprach von einem «grossen Fehler der uns vom Dialog entfernt».
Die Verhafteten kündigen bereits an, dass sie trotz des Urteils weiterkämpfen wollen.
Verhafteter Präsident von @omnium: „Wenn es sein muss, machen wir in der Klandestinität weiter.“ https://t.co/N4KfGE5Gcn
— Pascal Ritter (@typeritter) October 16, 2017
Die spanische Staatsanwaltschaft beantragte derweil erfolglos Untersuchungshaft für den katalanischen Polizeichef Josep Lluis Trapero. Das Oberste Gericht wies einen entsprechenden Antrag zurück, entschied aber, dass er für die Zeit der gegen ihn laufenden Ermittlungen wegen aufrührerischen Verhaltens seinen Reisepass abgeben muss.