Der französische Künstler Mathieu Tremblin verwandelt Tags, dieses allseits unbeliebte Gekritzel von Graffiti-Künstlern, in lesbare Zeichen. In Rennes, Arles und Berlin hat er bereits Strassenpfeiler, Häuserfassaden und Unterführungen von den Schmierereien befreit und diese in eine ordentliche Form gebracht.
Geboren wurden die Tags in den Armenvierteln der amerikanischen Städte – als eine Art grafischer Widerstand gegen die Luxussanierungen, gegen die Gentrifizierung und alles, was die ärmeren Leute aus ihren Wohnvierteln trieb.
Heute werden sie hauptsächlich als Schmierereien gesehen, als Schandflecken der Städte, die ihre sauberen Linien zerstören und dabei gewaltigen Sachschaden anrichten.
Wie kommt nun also ein Künstler, der selbst aus der Graffiti-Szene stammt, dazu, diese unverständlichen Zeichen für die Allgemeinheit zu übersetzen?
Dem Magazin der Süddeutschen Zeitung sagte Tremblin, er habe die Tags zwar gezähmt, aber noch immer seien sie nicht vollständig dechiffriert. Er habe sie nur ein bisschen schöner gemacht. Denn jetzt blieben die Menschen stehen, um die Buchstaben zu studieren – in ihrem Rohzustand jedoch würden sie meist keinerlei Beachtung finden.
Auch aus der Szene habe Tremblin positives Echo erhalten. Denn letztlich gehe es den Taggern ja darum, möglichst viel Aufmerksamkeit zu bekommen.
(rof)