Nach jahrzehntelanger Flucht durch mehrere Länder ist der frühere Linksterrorist Cesare Battisti an Italien ausgeliefert worden. Der einstige Anführer der Gruppe «Bewaffnete Proletarier für den Kommunismus» landete am Montag in Rom und soll nun in einem Gefängnis auf Sardinien eine lebenslange Freiheitsstrafe verbüssen.
Battisti hatte lange Zeit mit Duldung linker Regierungen erst in Frankreich und später in Brasilien gelebt und dabei zwischenzeitlich als Roman-Autor («Le Cargo sentimental») Geld verdient. Er war nach Bolivien entwichen, als der neu gewählte rechte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro seine Auslieferung als «kleines Geschenk» an Italien angekündigt hatte.
Am Samstag war der 64-Jährige in Santa Cruz in Bolivien festgenommen worden. Auf dem Auslieferungsflug nach Rom wurde er von mindestens zehn Polizisten begleitet.
Innenminister Matteo Salvini und Justizminister Alfredo Bonafede kamen eigens zum Flughafen Ciampino. «Die Opfer dieses elenden Mörders werden nicht wieder lebendig, aber nach 40 Jahren ist wenigstens Gerechtigkeit getan», sagte Salvini.
Entgegen früheren Plänen soll Battisti seine Strafe nun doch nicht im Rebibbia-Gefängnis in Rom, sondern in Oristano auf Sardinien absitzen, wie Bonafede erklärte.
In Italien war Battisti 1993 in Abwesenheit wegen Mordes verurteilt worden. Da hatte er schon mehrere Jahre Zuflucht in Frankreich gefunden. Als auch die französische Justiz ihn bedrängte, tauchte er 2004 unter, um später in Brasilien wieder aufzutauchen. Auch dort wurde er zeitweise geduldet.
Er soll als Mitglied seiner Untergrundgruppe Ende der 1970er Jahre an vier Morden beteiligt gewesen sein. Die Teilnahme am Untergrundkampf gab Battisti zu; er bestritt jedoch, die Morde begangen zu haben.
Unter den Linksextremisten, die in den 70er Jahren Italien mit Terror überzogen, war Battisti keiner der bekanntesten. Seine Flucht durch mehrere Staaten sowie die Unterstützung, die er vor allem in Frankreich zeitweise von Intellektuellen wie der Krimi-Autorin Fred Vargas bekam, machten aber international Schlagzeilen und brachten ihn ins Zentrum politischer Auseinandersetzungen.
In Brasilien lebte Battisti im Untergrund, bis er 2007 in Rio de Janeiro gefasst wurde. Zwei Jahre später stimmte Brasiliens Oberster Gerichtshof Battistis Auslieferung an Italien zu. Doch der linksgerichtete Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva lehnte Italiens Antrag auf Auslieferung ab. Er begründete dies damit, dass Battisti Opfer politischer Verfolgung werden könnte.
Im Juni 2011 wurde Battisti aus dem Hochsicherheitsgefängnis Papuda in der Nähe von Brasília entlassen, in dem er wegen des italienischen Auslieferungsantrags seit vier Jahren eingesessen hatte. Danach gewährte ihm Brasilien ständiges Aufenthaltsrecht und eine Arbeitsgenehmigung.
Weil Battisti später unter Brasiliens rechtskonservativem Präsidenten Michel Temer die Auslieferung nach Italien drohte, setzte er sich in das vom linksgerichteten Präsidenten Evo Morales regierte Bolivien ab. Dort nahm ihn die Polizei am vergangenen Wochenende fest und lieferte ihn an Italien aus.
Sein Land werde sich bemühen, weitere einstige Terroristen im Ausland aufzuspüren und einzusperren, kündigte Salvini an.
Nach Angaben der Mailänder Zeitung «Corriere della Sera» sollen rund 40 frühere links- und rechtsextremistische Terroristen im Ausland untergetaucht sein, viele von ihnen in Frankreich, wo radikale Linke in den 1980er Jahren unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand gegen das Versprechen politischer Enthaltsamkeit Schutz gefunden hatten. (sda/dpa/afp/reu)