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Reinhold Messner wird wichtiger Rekord im Guinness-Buch aberkannt

War er gar nicht ganz oben? Reinhold Messner verliert seinen Super-Rekord im Guinness-Buch

Bergsteigerlegende Reinhold Messner hat als erster Mensch der Welt alle Achttausender der Welt ohne Sauerstoff bezwungen – doch neue Berechnungen ziehen diesen wichtigen Rekord in Zweifel. Der Italiener reagiert gelassen.
25.09.2023, 11:03
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Bergsteiger-Legende Reinhold Messner hat gelassen auf den Verlust zweier Titel im Guinness-Buch der Rekorde reagiert. Bislang galt Messner dort als der erste Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat – und ausserdem als erste Person, die dies ohne Hilfe von Sauerstoff aus der Flasche geschafft hat.

Gemäss neuer Berechnungen wird nun in der neuen Ausgabe des Buchs dem US-Amerikaner Ed Viesturs dieser Titel zugesprochen, wie die Organisatoren auf ihrer Homepage mitteilten. Messner sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag zu der Entscheidung: «Das interessiert mich nicht, ob mein Name im Guinness-Buch steht.»

epa04287782 Italian mountaineer Reinhold Messner during a press conference before the unveiling of the monument 'Crown of the Himalayas' in Wladyslawowo, Poland, 28 June 2014. Messner became ...
Reinhold Messner gibt nicht viel auf das Guinness-Buch der Rekord. Bild: EPA/PAP

Messner habe zeit seines Lebens nie einen solchen «Weltrekord» für sich reklamiert.

«Einen Rekord, den ich nie in Anspruch genommen habe, kann man mir auch nicht nehmen.»

Grundlage der Guinness-Entscheidung sind neue Berechnungen mit Geodaten, wonach manche Gipfel bislang nicht korrekt identifiziert wurden. Viele Kletterer hätten deshalb vor Erreichen des «wahren Gipfels» angehalten. Der deutsche Himalaya-Chronist Eberhard Jurgalski behauptet schon länger, dass Messner nie ganz oben auf dem Gipfel des 8091 Meter hohen Annapurna stand. Seine Berechnungen spielten bei der Entscheidung nun auch eine Rolle.

Messner sagte dazu: «Der hat keine Ahnung. Der ist kein Experte. Der hat einfach den Berg verwechselt. Natürlich sind wir auf dem Gipfel angekommen.» Zugleich warf er Jurgalski vor: «Da nutzt jemand meine Bekanntheit, um Verschwörungstheorien zu verbreiten.» In mehreren Büchern beschreibt Messner, wie er gemeinsam mit Kammerlander den Annapurna-Gipfel erreichte, die Wolkendecke aufriss und sie auch das Basislager sehen konnten.

Jurgalski hingegen kommt auf der Grundlage von Digitaldaten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und Gipfelfotos zu dem Schluss, dass vom Gipfel des Annapurna kein Basislager zu sehen sei: «Messner war an einem Punkt 65 Meter vor und fünf Meter unter dem Gipfel.» Bei Guinness bekamen alle von der Änderung betroffenen Rekorde bis Februar 2023 den Zusatz «legacy» («veraltet»). An erster Stelle steht im Guinness-Buch nun Viesturs, der 2005 mit dem Annapurna seinen letzten fehlenden Achttausender schaffte.

Unter Bergsteigern gilt als Nonplus-Ultra der Himalaya-Gipfelchroniken «The Himalayan Database». Darin steht Messners Annapurna-Expedition, die er 1985 zusammen mit Hans Kammerlander unternahm, weiterhin. (con/sda/dpa)

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51 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tubel vom Dienst
25.09.2023 11:26registriert Januar 2021
Die Reaktion Messners zeigt, dass es ihm nie um den Titel ging, sondern immer um die Sache. Er wollte das für sich erreichen und nicht um jemanden zu gefallen oder bewundert zu werden.
2005
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The Moose
25.09.2023 12:12registriert März 2019
Was für ein Joke, damit macht sich nur das Guiness-Buch lächerlich. Von Viesturs hat ausserhalb der Alpinisten-Szene keiner je gehört. Messner ist eine Legende. Wenn Messner auf dem einten oder anderen Berg einige Meter daneben stand, weil heute die Vermessungstechnik besser ist, tut das seiner Leistung keinen Abbruch. Das ist Haarspalterei v8n Guiness und ich gehe nicht davon aus, dass Viesturs selbst den Rekord für sich reklamiert....
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Hiker
25.09.2023 12:30registriert Januar 2017
Ich war einmal an einem Vortrag von Herrn Messner. Er ist für mich Vorbild und Legende. Seine Leistungen kann nur jemand ermessen der einmal in seinem Leben an seine absolute Leistungsgrenze gegangen ist. Ich glaube Ihm sofort, dass Ihm diese kleingeistige Zahlenklauberei am Allerwertesten vorbei geht. Und den Ärger auf diesen Erbsenzähler kann ich gut verstehen.
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