International
Liveticker

Nahost-Ticker: UN: Hunger und Tote trotz Kampfpausen in Gaza

UN: Hunger und Tote trotz Kampfpausen +++ Gaza-Behörde: Mehr als 100 Tote in 24 Stunden

Die wichtigsten Ereignisse im Nahen Osten in der Übersicht, fortlaufend aktualisiert.
26.07.2025, 14:0930.07.2025, 19:02
Mehr «International»

Das Wichtigste in Kürze

  • Anfang Juni hat Israel in einem Grossangriff auf Iran Infrastruktur zerstört und hochrangige Mitglieder des Mullah-Regimes getötet. Iran reagierte mit massivem Raketenbeschuss Israels und griff auch mit Drohnen an. Auf beiden Seiten gibt es auch zivile Opfer.
  • Die USA griffen in den Krieg ein und attackierten drei iranische Atomanlagen. Der Angriff galt dem iranischen Atomprogramm, das dadurch einen wohl deutlichen Rückschlag erlitt.
  • Irans Streitkräfte reagierten mit einer symbolischen Vergeltungsaktion und schossen Raketen auf einen grossen US-Stützpunkt in Katar. Allerdings warnte das iranische Militär die USA vor, weshalb es zu keinen Todesopfern und nur geringen Schäden kam.
  • US-Präsident Trump drängte danach auf Frieden. Nach Tagen der Unsicherheit trat eine Waffenruhe zwischen Israel und Iran in Kraft – bislang hält sie.
  • Dennoch bleibt die Lage im Nahen und Mittleren Osten angespannt. Israel greift ununterbrochen in Gaza an, die internationale Kritik nimmt zu. Zudem kommt es auch in Syrien zu Konflikten, wo sich Regierungstruppen, drusische Milizen und Beduinen Gefechte lieferten.

Die neusten Entwicklungen im Liveticker

Schicke uns deinen Input
19:41
Israel: Weitere Lebensmittel aus der Luft über Gaza abgeworfen
Nach israelischen Angaben sind den vierten Tag in Folge Hilfsgüter aus der Luft über dem Gazastreifen abgeworfen worden. Die Lieferungen umfassten 32 Paletten mit Lebensmitteln, die in den vergangenen Stunden an Fallschirmen von jordanischen, emiratischen und ägyptischen Flugzeugen abgeworfen wurden, wie die israelische Armee mitteilte.

Die drei Länder koordinieren demnach ihre Abwürfe mit den israelischen Behörden. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen will auch Deutschland mit dem Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft beginnen. Zwei Transportflugzeuge der Bundeswehr seien dafür bereits entsandt worden. Auch andere Länder kündigten an, solche Abwürfe von Hilfsgütern zu starten.

Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief unterdessen weitere Länder auf, sich an den Abwürfen zu beteiligen. Hilfsorganisationen halten diese Methode wegen der relativ geringen Mengen jedoch für ineffektiv und auch teuer - etwa im Vergleich zu Lastwagentransporten. Die Paletten könnten ausserdem die wartenden Menschen am Boden verletzen oder töten. Kritiker sprechen von einer symbolischen Geste, die mehr dem eigenen Image diene als den rund zwei Millionen grösstenteils notleidenden Palästinensern im Gazastreifen. (sda/dpa)

18:59
UN: Hunger und Tote trotz Kampfpausen in Gaza
Nach Beginn der Kampfpausen des israelischen Militärs beklagen die Vereinten Nationen weiter Todesfälle und grosses Leid unter der Zivilbevölkerung. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) kommt es weiterhin zu Opfern unter den Menschen, die dringend benötigte Hilfe suchen. Zudem sterben demnach weiterhin Kinder und Erwachsene an Hunger und Mangelernährung. «Eltern kämpfen weiterhin darum, ihre hungernden Kinder zu retten», sagte Sprecher Farhan Haq.

Die Bedingungen für die Lieferung von Hilfsgütern blieben weiterhin unzureichend, es käme nicht genügend Hilfe in das Gebiet. Als Beispiel dafür nannte der Sprecher die Herausforderungen am Grenzübergang Kerem Schalom. Dieser sei ein umzäuntes Areal, zu dem Fahrer nur mit Genehmigung der israelischen Behörden Zugang erhielten. Die Behörden müssten die Fahrt zunächst bewilligen, sichere Routen festlegen, Bewegungen in bestimmte Bereiche mehrfach freigeben, währenddessen Luftangriffe aussetzen und schliesslich die Tore öffnen, um die Einreise zu ermöglichen, erklärte er.

Der Gazastreifen steht nach UN-Angaben unmittelbar vor einer Hungersnot. Nach Angaben lokaler Behörden, die von der Hamas kontrolliert werden, sind bereits mehr als 100 Menschen verhungert. Die Vereinten Nationen halten die Berichte für glaubwürdig. Israel kontrolliert alle Zufahrtsstrassen nach Gaza und hat das Küstengebiet abgeriegelt. (sda/dpa)
16:49
Gaza-Behörde: Mehr als 100 Tote in 24 Stunden
Im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mehr als 100 Menschen an einem Tag infolge von israelischen Angriffen ums Leben gekommen. Die von der islamistischen Terrororganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde meldete 104 Tote sowie 399 Verletzte in den vergangenen 24 Stunden. Das Ministerium unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. Die Angaben lassen sich derzeit nicht verifizieren.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sind nach palästinensischen Angaben in Gaza mehr als 60.100 Menschen getötet worden. Mehr als 146.200 wurden verletzt.

Auslöser des Kriegs war das beispiellose Massaker der Hamas und anderer islamistischer Extremisten auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei waren etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Seither bekämpft das israelische Militär die Hamas - mit dem erklärten Ziel, die Terrororganisation zu zerschlagen und die noch immer von Extremisten festgehaltenen Geiseln zu befreien. (sda/dpa)
12:32
Weitere 220 Lkw mit Hilfsgütern erreichen Gaza
Den vierten Tag in Folge haben nach israelischen Angaben Hilfstransporte die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen erreicht. 220 Lastwagen seien in den abgeriegelten Küstenstreifen eingefahren und warteten auf die Verteilung der Güter, teilte die israelische Militärbehörde Cogat auf X mit. Am Dienstag seien mehr als 200 Lastwagenladungen in den Gazastreifen gelangt. Sie seien von UN- und anderen Organisationen übernommen worden, um die humanitäre Hilfe zu verteilen.

Israel hatte am Sonntag erstmals seit Monaten die Einfuhr von Hilfslieferungen in grösserem Stil zugelassen. Seitdem gelangen durchschnittlich um die 200 Lastwagenladungen pro Tag zur Verteilung. UN-Organisation zufolge deckt das nicht einmal die Hälfte des Bedarfs einer Bevölkerung, die nach Einschätzung internationaler Experten von einer Hungersnot bedroht ist. Vor der Verhängung der Blockade durch Israel im März waren täglich ungefähr 500 Lastwagen in den Gazastreifen gefahren. (sda/dpa)
8:07
Deutschland bremst bei EU-Israel-Sanktionen
Deutschland und mehrere andere EU-Staaten wollen einem Vorschlag zur Sanktionierung Israels wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen vorerst nicht zustimmen. Bei Beratungen im Ausschuss der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten in Brüssel habe deswegen keine schnelle Einleitung des Entscheidungsverfahrens vereinbart werden können, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur von Diplomaten.

Deutschland gehörte bei der Sitzung in Brüssel demnach zu den Ländern, die eine weitere Analyse des Vorschlags für nötig halten und die Entwicklungen im Gazastreifen in den kommenden Tagen abwarten wollen. Einige Delegationen äusserten sich den Angaben zufolge auch kritisch, da sie befürchten, dass Sanktionen gegen Israel den notwendigen Dialog mit den israelischen Behörden erschweren könnten.

Für die Umsetzung des Sanktionsvorschlags müssen nach Angaben der EU-Kommission 15 der 27 EU-Staaten zustimmen, die zusammen mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der teilnehmenden Mitgliedstaaten repräsentieren.

Als entscheidende Länder gelten im Fall der Israel-Sanktionen Deutschland und Italien. Alle anderen grossen EU-Staaten und viele kleinere hatten sich zuletzt aufgeschlossen gegenüber Strafmassnahmen gezeigt. Von Diplomaten hiess es nach der Sitzung in Brüssel, viele Delegationen hätten ihre Unterstützung für den Sanktionsvorstoss zum Ausdruck gebracht, um den Druck auf die israelischen Behörden zu erhöhen und so eine Verbesserung der Lage vor Ort zu erreichen.

Konkret hatte die EU-Kommission am Montagabend empfohlen, die Teilnahme Israels am Forschungsförderungsprogramm Horizon Europe teilweise auszusetzen. Zur Begründung heisst es in dem Entwurf für den Rechtstext, Israel verstosse mit seinem Vorgehen im Gazastreifen und der daraus resultierenden humanitären Katastrophe gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht. Damit werde ein wesentliches Prinzip der Zusammenarbeit zwischen der EU und Israel im Rahmen des geltenden Assoziierungsabkommens verletzt. Ausdrücklich erwähnt werden auch Tausende zivile Todesopfer und eine rasant steigende Zahl von Fällen extremer Unterernährung, insbesondere bei Kindern.

Möglich ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch, dass juristische Streitigkeiten das Verfahren verzögern. Denn einige Mitgliedstaaten bezweifeln, ob der Sanktionsvorschlag wie von der EU-Kommission angegeben per Mehrheitsbeschluss angenommen werden kann. (sda/dpa)
22:29
Aktivisten: Israelische Luftangriffe in Syrien
Trotz einer vereinbarten Waffenruhe hat Israel nach Angaben von Aktivisten Ziele in Syrien angegriffen. Ziele seien bewaffnete Gruppen und Fahrzeuge von Beduinen-Clans sowie regierungsnahen Milizen in der südlichen Provinz Suwaida gewesen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Von Israels Armee gab es zunächst keine Angaben dazu. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage, keine Kenntnis von Angriffen zu haben.

Seit dem Ausbruch von Kämpfen in Syrien zwischen ethnischen und religiösen Gruppen hat Israel mehrfach Ziele in Suwaida und der Hauptstadt Damaskus bombardiert. Israel will damit nach eigener Aussage die drusische Gemeinde in Syrien schützen, verfolgt damit aber auch andere strategische Interessen.

Im Süden Syriens kämpfen drusische Milizen gegen sunnitische Stammesgruppen, die von der Regierung in Damaskus unterstützt werden. Menschenrechtsaktivisten zufolge wurden mehr als 1.100 Menschen getötet. Etwa die Hälfte stammte aus der vor allem von Drusen bewohnten Provinz.

Eigentlich wurde vor zehn Tagen eine Waffenruhe zwischen Israel und Syrien verkündet, die von den USA und der Türkei unterstützt wird. Wenige Tage danach berichteten Aktivisten erneut von israelischen Luftangriffen im Nachbarland Syrien. Dabei soll Israel wichtige Strassen zwischen mehreren Dörfern in Suwaida mit Kampfflugzeugen und Drohnen bombardiert haben. Auch damals äusserte sich die israelische Armee nicht zu den Berichten. (sda/dpa)
22:12
Arabische Länder fordern Ende der Hamas-Herrschaft in Gaza
Mehrere arabische Staaten, darunter Ägypten und Katar, die als Vermittler für ein Gaza-Abkommen fungieren, haben bei einer UN-Konferenz in New York ein Ende der Hamas-Herrschaft im Gazastreifen gefordert. In einem siebenseitigen Dokument verlangte eine Gruppe von insgesamt 17 Ländern konkrete Schritte für ein Ende des Nahost-Konflikts. Zu den Unterzeichnern gehören zudem die einflussreichen arabischen Länder Saudi-Arabien und Jordanien. Das Papier liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

«Im Rahmen der Beendigung des Krieges im Gazastreifen muss die Hamas ihre Herrschaft im Gazastreifen beenden und ihre Waffen mit internationalem Engagement und Unterstützung an die Palästinensische Autonomiebehörde übergeben», heisst es in dem Dokument, das zudem den Hamas-Terroranschlag auf Israel vom 7. Oktober verurteilt.

Unterstützt wird das Papier unter anderem auch von Grossbritannien, Frankreich, Kanada, Brasilien, Italien, Spanien, Norwegen und Irland. Bis September soll die Stellungnahme offiziell bei den UN angenommen werden – bis dahin wird die Unterstützung weiterer Staaten erwartet. Deutschland gehörte bei Veröffentlichung nicht zu den Unterstützerstaaten.



Israel soll Krieg beenden – Länder Palästina als Staat anerkennen

Das Papier ist als Fahrplan zur Lösung des Nahost-Konflikts im Sinne zweier nebeneinander existierender Staaten – Israel und Palästina – zu verstehen. «Der Krieg in Gaza muss jetzt enden», heisst es zu einer der Voraussetzungen für das Ziel der Zweistaatenlösung, zu der Israel sich klar bekennen müsse.

Zudem wurde das militärische Vorgehen des Landes vor allem im Gazastreifen verurteilt. Die Armee müsse sich aus dem Küstengebiet zurückziehen. Es brauche eine Waffenruhe und auch die Freilassung israelischer Geiseln. Siedlungsaktivitäten im Westjordanland durch israelische Siedler müssten eingestellt werden. Die Staatengruppe betonte, sie unterstütze zudem eine Stabilisierungstruppe der Vereinten Nationen in der Region.

Die Länder bekräftigten, dass die Anerkennung von Palästina als Staat «ein wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil der Zweistaatenlösung ist». Der deutsche Staatsminister Florian Hahn hatte bei der UN-Konferenz zur Zweistaatenlösung in New York gesagt, dass die Bundesregierung Palästina – anders als zuletzt Frankreich – momentan nicht anerkennen werde. Grossbritannien drohte der Netanjahu-Regierung dagegen offen mit dem Schritt.

Israel und sein engster Verbündeter, die USA, hatten die Veranstaltung boykottiert und scharf kritisiert. (sda/dpa)
22:11
Trump: Kinder im Gazastreifen hungern
US-Präsident Donald Trump hat erneut auf mehr Lebensmittel für die Bevölkerung im Gazastreifen gepocht. «Ob man nun von Aushungern spricht oder nicht - das sind Kinder, die hungern», sagte der Republikaner auf dem Rückflug aus Schottland in die US-Hauptstadt Washington. «Man sieht die Mütter, wie sehr sie ihre Kinder lieben.»

Ein Journalist hatte Trump gefragt, ob er mit seiner Ehefrau Melania über das Thema spreche. «Sie sieht dieselben Bilder wie Sie, wie wir alle», antwortete der US-Präsident. «Ich denke, jeder - es sei denn, er ist ziemlich kaltherzig oder noch schlimmer: verrückt - kann nichts anderes sagen, als dass es schrecklich ist, diese Kinder zu sehen.» Sie müssten Nahrungsmittel erhalten, und man werde ihnen diese bringen, gab Trump an.

Bereits zuvor hatte er die israelische Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu öffentlich dazu aufgefordert, die hungernde Bevölkerung im Gazastreifen mit mehr Lebensmitteln zu versorgen. Der US-Präsident hat seinen Ton bei dem Thema merkbar verschärft.

USA sehen Verantwortung bei Hamas

Die Linie der US-Regierung bleibt dennoch, dass die islamistische Hamas die Hauptverantwortung für das Leid im Gazastreifen trägt. Laut der Sprecherin des Aussenministeriums, Tammy Bruce, lenke die Hamas bei den Verhandlungen möglicherweise auch deshalb nicht ein, weil sie hoffe, «dass das Leid so lange andauert, bis die Welt ihren Forderungen nachgibt». Letztlich gebe es «eine Gruppe, die von den Bildern und der Realität des Grauens profitiert, und das ist die Hamas».

Israel hatte seit März nur noch vereinzelt Hilfslieferungen in das abgeriegelte Küstengebiet zugelassen. In der Folge verschärfte sich die humanitäre Lage dramatisch. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte vor einer tödlichen Hungerkrise. Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen werfen Israel vor, die Bevölkerung gezielt auszuhungern - und werten dies als Kriegsverbrechen. Die israelische Regierung weist die Vorwürfe zurück.

In den vergangenen Tagen wurden erstmals seit Monaten wieder grössere Hilfslieferungen in das Küstengebiet gebracht. Auch Deutschland will sich an Hilfsflügen mit Abwürfen aus der Luft beteiligen. Kritiker bezweifeln allerdings, dass die gelieferten Mengen ausreichen. (sda/dpa)
20:25
Israel fängt erneut Rakete aus dem Jemen ab
Nach Angaben des israelischen Militärs ist am Abend eine Rakete aus dem Jemen auf Israel abgefeuert worden. In mehreren Gegenden Israels – darunter in Jerusalem sowie in mehreren Orten im Zentrum des Landes – heulten die Alarmsirenen. Die Armee gab Entwarnung: Das israelische Luftabwehrsystem habe die Rakete erfolgreich abgefangen. Berichte über Verletzte oder grössere Schäden gab es offiziellen Angaben zufolge nicht.

Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greift die proiranische Huthi-Miliz Israel regelmässig mit Raketen und Drohnen an - nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer Solidarität mit der islamistischen Terrororganisation Hamas. Zuletzt feuerten die Huthis am vergangenen Wochenende eine Rakete auf Israel ab. Auch bei diesem Angriff konnte die Rakete vom Luftabwehrsystem abgefangen werden. Es wurden keine Verletzten oder Schäden gemeldet. (sda/dpa)
19:50
Deutsche Bundesregierung: Kurs israelischer Regierung «völlig falsch»
Die deutsche Bundesregierung fordert die israelische Regierung bei einer Rede vor den Vereinten Nationen in New York zu einer Kursänderung im Nahost-Konflikt auf. Staatsminister Florian Hahn hielt bei der UN-Konferenz zur Zweistaatenlösung dabei eine der moderatesten Reden und betonte, Deutschland werde sich stets unerschütterlich für den Staat Israel und seine Bevölkerung einsetzen.

Die Anerkennung von Palästina als Staat nach dem Vorbild Frankreichs komme für Berlin vor Verhandlungen über eine Zweistaatenlösung nicht in Betracht: «Als Deutschland haben wir gesagt, dass wir einen palästinensischen Staat eher am Ende solcher Verhandlungen anerkennen würden. Das ist weiterhin unsere Position – aber wir sehen, dass die derzeitige israelische Politik in die entgegengesetzte Richtung weist», so Hahn. Dies sei «völlig falsch» und diene nicht den langfristigen Sicherheitsinteressen Israels.

Israel müsse mit der palästinensischen Autonomiebehörde in Verhandlungen für eine Lösung und die Errichtung zweier souveräner Staaten nebeneinander eintreten. Hahn betonte weiter, die humanitäre Lage im Gazastreifen sei «inakzeptabel». Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen müssten Zugang zu dem Gebiet bekommen. Es brauche zudem eine Waffenruhe und die bedingungslose Freilassung aller Geiseln. (sda/dpa)
18:41
Netanjahu: Hamas ist grösstes Hindernis für Gaza-Abkommen
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht in der islamistischen Hamas das grösste Hindernis für das Zustandekommen eines Waffenruhe-Abkommens für den Gazastreifen. Seit dem Abzug des israelischen Verhandlungsteams aus der katarischen Hauptstadt Doha habe er viele Beratungen zu diesem Thema geführt, sagte Netanjahu in einer Videobotschaft. «Aber es gibt ein grosses Hindernis, und jeder weiss, was das ist: die Hamas.»

Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas in Doha waren zuletzt ins Stocken geraten. Die USA fungieren gemeinsam mit Katar und Ägypten als Vermittler zwischen Israel und der Hamas, da die beiden Kriegsparteien nicht direkt miteinander sprechen. Auf dem Verhandlungstisch lag zuletzt ein Vorschlag für eine 60-tägige Waffenruhe, in deren Zuge die Hamas zehn der noch lebenden Geiseln aus dem Gazastreifen freilassen würde.

Laut Netanjahu sei dies allen an den Verhandlungen beteiligten Parteien bekannt: «Präsident Trump hat es gesagt, Witkoff hat es gesagt, wir sagen es, jeder, der die Fakten kennt, einschliesslich der Vermittler, jeder weiss es.»



USA und Israel riefen Verhandlungsteams zurück

Die USA und Israel riefen vergangene Woche ihre Delegationen für Konsultationen in ihre jeweiligen Hauptstädte zurück. Die beiden Kriegsparteien machten sich anschliessend gegenseitig Vorwürfe, für die Rückschritte bei den Verhandlungen verantwortlich zu sein. Die Gespräche als abgebrochen oder gescheitert bezeichnet hat allerdings bisher keine der beiden Parteien.

Netanjahu erwähnte nach dem Abzug der israelischen Delegation «alternative Optionen» um die noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu befreien. In seiner Videobotschaft betonte Netanjahu: «Wir geben nicht nach. Wir werden weiter alles in unserer Macht Stehende tun, auf diese oder jene Weise.» (sda/dpa)
18:03
Starmer droht Israel mit Anerkennung von Staat Palästina
Wie Frankreich könnte auch Grossbritannien Palästina als Staat anerkennen. «Man werde den Staat Palästina Ende September vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen anerkennen, sofern die israelische Regierung nicht wesentliche Schritte unternehme, um die entsetzliche Situation im Gazastreifen zu beenden und sich zu einem langfristigen, nachhaltigen Frieden bekenne, teilte der britische Premier Keir Starmer nach einer Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts mit.»

Zu diesen Schritten zähle unter anderem, den Vereinten Nationen zu gestatten, die Versorgung der Bevölkerung im Gazastreifen mit humanitärer Hilfe zur Beendigung des Hungers unverzüglich wiederaufzunehmen, hiess es in einer Mitteilung aus der Downing Street. Ausserdem müsse Israel einer Waffenruhe zustimmen und klarstellen, dass es keine Annexionen im Westjordanland geben werde.

Forderungen auch an die Hamas

Zugleich sagte Starmer in der Kabinettssitzung, dass die Forderungen an die islamistische Hamas bestehen blieben: Die Hamas müsse alle Geiseln freilassen, ebenfalls einer Waffenruhe zustimmen, akzeptieren, dass sie keine Rolle beim Regieren des Gazastreifens spielen werde und ihre Waffen niederlegen.

Im Vorfeld der UN-Generalversammlung werde man dann beurteilen, inwieweit die Parteien die Schritte umgesetzt hätten, sagte Starmer. Danach werde man eine finale Entscheidung treffen. Zugleich machte die Downing Street aber auch deutlich, dass eine Anerkennung eines Staates Palästina allein die Situation vor Ort nicht ändern werde.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte vergangene Woche die Anerkennung Palästinas als Staat angekündigt und damit scharfe Kritik Israels und der USA auf sich gezogen.

Fast 150 UN-Mitgliedstaaten erkennen Palästina als Staat an. Wichtige westliche Länder wie etwa die UN-Vetomacht USA gehören aber nicht dazu. Auch Deutschland erkennt Palästina nicht als Staat an. Israel wird etwa von Saudi-Arabien, dem Irak und Syrien nicht anerkannt. (sda/dpa)
16:33
Experten warnen vor Hungersnot im Gazastreifen
Internationale Experten für Ernährungssicherheit warnen vor einer rapiden Verschlechterung der humanitären Situation im Gazastreifen.

Nach einer aktuellen Zwischen-Einschätzung der IPC-Initiative zur Analyse von Ernährungskrisen zeichnet sich dort eine Hungersnot ab - also die schlimmste Form einer Ernährungskrise.

Sie setzt formell einen extremen Mangel an Nahrungsmitteln, akute Unterernährung und hungerbedingte Todesfälle voraus. Den Experten zufolge weisen jüngste Daten darauf hin, dass die ersten beiden Kriterien bereits erfüllt wurden - extremer Mangel an Nahrungsmitteln praktisch in den meisten Teilen des Gazastreifens und akute Unterernährung in Gaza-Stadt.

Der Konflikt und Vertreibungen haben sich laut IPC im Gazastreifen verschärft. Der Zugang zu Nahrungsmitteln, anderen lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen sei auf ein noch nie dagewesenes Niveau gesunken. «Es müssen sofortige Massnahmen ergriffen werden, um die Feindseligkeiten zu beenden und ungehinderte, grossangelegte, lebensrettende humanitäre Hilfe zu ermöglichen», fordern die Experten. Dies sei der einzige Weg, um weitere Todesopfer und katastrophales menschliches Leid zu verhindern. (sda/dpa)
16:02
Frankreich will Hilfsgüter über Gazastreifen abwerfen
Auch Frankreich will in den kommenden Tagen Hilfsgüter über dem Gazastreifen abwerfen. Es gehe darum, die dringendsten und grundlegendsten Bedürfnisse der Zivilbevölkerung zu decken, teilte das Aussenministerium in Paris mit.

Bei den Abwürfen aus der Luft sollen demnach grösste Vorsichtsmassnahmen getroffen werden, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Inwiefern Frankreich sich der von Deutschland geplanten Luftbrücke anschliesst, teilte das Ministerium nicht mit.

Voraussetzung für eine deutliche Aufstockung der Hilfslieferungen sei, dass Israel unverzüglich seine Landübergänge zum Gazastreifen öffne, hiess es weiter. Transporte auf dem Landweg seien die bei weitem effizientesten Lösung, um einen massiven und ungehinderten Transport der humanitären Güter zu ermöglichen.

Frankreich bekräftigte ausserdem seine Forderung nach einem Waffenstillstand im Gaza-Krieg. (sda/dpa)
15:29
Israel: Weitere Lebensmittel aus der Luft über Gaza abgeworfen
Den dritten Tag in Folge sind nach israelischen Angaben Hilfsgüter aus der Luft über dem Gazastreifen abgeworfen worden.

Die Lieferungen umfassten 52 Paletten mit Lebensmitteln, die in den vergangenen Stunden an Fallschirmen von jordanischen, emiratischen sowie erstmals auch ägyptischen Flugzeugen abgeworfen wurden, wie die israelische Armee mitteilte. Die drei Länder koordinieren demnach ihre Abwürfe mit Israel.

Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen will auch Deutschland mit dem Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft beginnen. Zwei Transportflugzeuge der Bundeswehr seien dafür bereits entsandt worden, sagte Kanzler Friedrich Merz. In Jordanien würden die Flugzeuge aufgetankt und ausgerüstet, um in den kommenden Tagen ihre Flüge über Gaza zu starten.

Hilfsorganisationen halten diese Methode wegen der relativ geringen Mengen jedoch für ineffektiv und auch teuer - etwa im Vergleich zu Lastwagentransporten. Es sei viel effektiver, Hilfsgüter in Lastwagen in das Küstengebiet zu bringen, erklärte etwa die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Ausserdem berge diese Methode der Unterstützung Gefahren: Wartende Menschen könnten am Boden durch die Paletten verletzt werden. (sda/dpa)
Video: watson/sabethvela
Liebe Userinnen und User

Wir werden in Liveticker-Artikeln die Kommentarfunktion nicht mehr öffnen. Dies, weil sich die Gegebenheiten jeweils so schnell verändern, dass bereits gepostete Kommentare wenig später keinen Sinn mehr ergeben. In allen andern Artikeln dürft ihr weiterhin gerne in die Tasten hauen.
Vielen Dank fürs Verständnis, Team watson

Mehr anzeigen

(red)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Rückblick auf das Jahr nach dem 7. Oktober
1 / 32
Rückblick auf das Jahr nach dem 7. Oktober
7. OktoberIm Morgengrauen des jüdischen Feiertags Simchat Tora startet die islamistische Terrororganisation Hamas einen Grossangriff auf das umliegende Gebiet in Israel. Mehrere Tausend Raketen werden aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Mehrere tausend Terroristen überwinden die Grenzbefestigungen und töten an einem Musikfestival und in mehreren Ortschaften wahllos Soldaten und vor allem Zivilisten. Bild: Ein Zimmer in einem Haus im Kibbuz Kfar Aza nach dem Angriff der Hamas. ... Mehr lesen
quelle: keystone / abir sultan
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Letzte Aufnahme von Sinwar
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Der internationale Druck auf Israel wächst: «Krieg in Gaza muss jetzt enden»
Israel sieht sich wegen der katastrophalen Zustände im umkämpften Gazastreifen einem immer stärkeren internationalen Druck zum Handeln ausgesetzt. Laut internationalen Experten für Ernährungssicherheit zeichnet sich in dem Küstengebiet «das schlimmste Szenario einer Hungersnot» ab. Sollte die israelische Regierung nicht wesentliche Schritte unternehmen, diese entsetzliche Situation zu beenden und sich zu einem langfristigen, nachhaltigen Frieden bekennen, werde Grossbritannien – so wie Frankreich – den Staat Palästina anerkennen, warnte der britische Premier Keir Starmer.
Zur Story