Vom Opfer zum Beschuldigten: US-Schauspieler Jussie Smollett aus der Fernsehserie «Empire» hat einen gegen ihn gerichteten rassistischen und homophoben Angriff laut Polizei erfunden.
Nach der mutmasslichen Falschaussage gegenüber Ermittlern wurde er festgenommen und sollte am Donnerstag vor Gericht erscheinen. Smollett habe «den Schmerz und die Wut im Zusammenhang mit Rassismus missbraucht, um seine Karriere voranzutreiben», sagte Polizeichef Eddie Johnson.
Falschaussagen gegenüber der Polizei sind strafbar. Bei einer Verurteilung könnte Smollett eine Höchststrafe von bis zu drei Jahren Gefängnis drohen. Die Anwälte des 36-Jährigen kündigten an, ihn «aggressiv» zu verteidigen und eine eigene Untersuchung des umstrittenen Falls zu starten.
Der afroamerikanische und schwule Schauspieler hatte Ende Januar bei der Polizei in Chicago erklärt, er sei von Unbekannten angegriffen und rassistisch und homophob beleidigt worden. Die beiden hätten ihm eine Schlinge um den Hals gebunden und eine chemische Substanz auf ihn gekippt. Smollett, bekannt aus der Serie «Empire» und dem Science-Fiction-Film «Alien: Covenant», hatte auch öffentlich über die angebliche Attacke gesprochen.
Ermittler gehen nun davon aus, dass er zwei Männern 3500 Dollar (3100 Euro) für den fiktiven Angriff zahlte. Zuvor soll er bereits verärgert gewesen sein über einen an ihn adressierten Drohbrief, dem der Sender Fox ihm zufolge nicht genügend Aufmerksamkeit schenkte. Die Polizei vermutet, dass Smollett auch diesen Brief selbst verschickte. «Smollett inszenierte diesen Stunt, weil er mit seinem Gehalt unzufrieden war», sagte Johnson.
Auch Präsident Donald Trump schaltete sich ein. Er kritisierte Smollett am Donnerstag auf Twitter und schrieb, der Schauspieler habe viele Millionen Menschen mit seinen «rassistischen und gefährlichen» Bemerkungen beleidigt.
.@JussieSmollett - what about MAGA and the tens of millions of people you insulted with your racist and dangerous comments!? #MAGA
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 21. Februar 2019
«Diese Lüge ist so schädlich», hatte die feministische Autorin Roxane Gay vor einigen Tagen getwittert. Ihr sei unerklärlich, warum Smollett Menschen das Leben erschwere, die tatsächlich Opfer von Hassverbrechen werden. Zuvor hatten sich Prominente wie Ex-Vizepräsident Joe Biden, Schauspielerin Emma Watson und Sänger John Legend hinter Smollett gestellt.
Über die «erfundene Attacke» sei wochenlang landesweit diskutiert worden, sagte Johnson. «Prominente, Kommentatoren in den Nachrichten und sogar Präsidentschaftskandidaten bezogen Stellung zu etwas, das von einem Schauspieler choreographiert wurde.» Er wünsche sich, dass Waffengewalt in Chicago und die davon betroffenen Familien so viel Aufmerksamkeit bekommen würden. (tam/sda/dpa)