Sag das doch deinen Freunden!
Flüchtlingskinder verschwinden in Europa zu Tausenden – was passiert mit den Minderjährigen in Europa? «Man darf annehmen, dass sie ausgebeutet werden», sagt Morten Kjaerum, «– auf dem Arbeitsmarkt, durch Betteln, Prostitution oder Organ-Entnahme.»
Dass das Problem nicht neu ist, zeigt die Tatsache, dass der der Direktor der EU-Agentur für Grundrechte diesen Missstand in der Tagesschau schon 2009 angesprochen hat. Schon damals war der Prozentsatz der verschwundenen jugendlichen Flüchtlinge erschreckend hoch: Von knapp 1200 von ihnen, die auf der italienischen Insel Lampedusa registriert wurden, gingen rund 400 verloren.
Ein typischer Fall sei der der 15-jährigen Nigerianerin Dayo in Grossbritannien: «Sie landete in einem Haushalt und musste sehr schwer arbeiten. Auf drei Kinder aufzupassen, alle Hausarbeit zu erledigen und verprügelt zu werden, gehörte zu ihrem Alltag», schilderte Kjaerum das Martyrium der jungen Afrikanerin.
Sieben Jahre später ist das Problem nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: Alleine in Italien sind 5000 Kinder bei ihrer Ankunft registriert worden, nun aber verschwunden, schätzt Europol die aktuelle Lage ein. In Schweden fehlen etwa 1000 Jugendliche, in ganz Europa circa 10'000.
Dass die Vermissten schnell gefunden werden, ist eher eine Ausnahme. «Ein typischer Fall in Deutschland ist, dass sich Eltern und Kinder beim Einsteigen in einen Bus oder Zug verlieren», sagt Susanne Pohl vom Roten Kreuz der Süddeutschen Zeitung. «Wenn sich Kind und Familie dann bei uns melden, können wir das schnell lösen.» Die meisten Fälle sind jedoch komplizierter – und die Polizei ist mit den Vermisstenmeldungen heillos überfordert.
Karl Mooser leitet das Jugendamt im bayrischen Landkreises Regensburg. «Von den 50 Fällen, die wir bisher der Polizei gemeldet haben und die zur Fahndung ausgeschrieben wurden, haben wir genau einmal eine Mitteilung erhalten, was mit dem Kind geschehen ist», rechnete er der Welt vor, «– und das auch nur, weil der Junge in Frankreich aufgegriffen wurde.»
Allein in Regensburg und Umgebung werden 135 Kinder und Jugendliche vermisst. Die Polizei ist ratlos: «In den überwiegenden Fällen blieb der Aufenthaltsort der vermissten Minderjährigen unbekannt – bis zum heutigen Tage», bestätigt ein Polizeisprecher in der «Welt». Und ein Sprecher des bayrischen Landkreises Passau gab zu, dass das Verschwinden minderjähriger Flüchtlinge schon gar nicht mehr gemeldet würde – «da die Polizei gar keine Kapazitäten hat, diese Jugendlichen alle zu suchen».
Die Opfer werden oft als Arbeitskräfte ausgebeutet – wenn nicht im Haushalt, dann durch Bettelbanden oder Zuhälter. Gerade Jungen würde in die Prostitution gedrängt, glauben Streetworker und Sozialpädagogen.
(phi)