Nach heftigen Protesten ihrer Fans hat die afroamerikanische Broadway-Sängerin Jennifer Holliday ihre Teilnahme an einem Konzert zum Amtsantritt des designierten US-Präsidenten Donald Trump abgesagt.
In einem auf der Website TheWrap am Samstag veröffentlichten Brief erklärte Holliday, sie habe in einem Artikel gelesen, dass der geplante Auftritt ihren homosexuellen Anhängern das Herz breche. Das wolle sie auf keinen Fall.
Das Organisationskomitee für die Feierlichkeiten zur Amtseinführung hatte zuvor verkündet, dass die 56-jährige Sängerin als eine der wenigen schwarzen Künstler bei einem für Donnerstag geplanten Konzert am Washingtoner Lincoln Memorial auftreten werde.
Holliday, die schon für Ronald Reagan, Bill Clinton sowie für George Bush und George W. Bush gesungen hatte, hatte zunächst erklärt, sie setze mit dem neuerlichen Auftritt nur ihre «Tradition als Singvogel aller Parteien» fort.
In den sozialen Netzwerken sorgte ihre Entscheidung jedoch für heftige Reaktionen – insbesondere die homosexuelle Gemeinschaft, in der die Sängerin viele Fans hat, zeigte sich entsetzt. Nun entschuldigte sich Holliday für ihre uninformierte und «falsche Einschätzung». Sie betonte, sie sei insbesondere mit ihren homosexuellen Fans eng verbunden, denen sie in ihrer Karriere viel verdanke.
Das Trump-Team hat Probleme, namhafte Stars für die Amtseinführung des Rechtspopulisten zu finden. Für das Konzert am Donnerstag sagten demnach noch die Country-Stars Toby Keith und Lee Greenwood zu.
Deren Kollege Willie Nelson kündigte derweil für das Frühjahr ein neues Album mit einem Trump-kritischen Song an. Das Lied «Delete and Fast-Forward» spiegle seine Auffassung wider, wie man mit Trump und seiner neuen Regierung umgehen sollte, verriet Nelson dem «Rolling Stone»-Magazin: «Lösche und spule vor, mein Freund/Die Wahlen sind vorbei und niemand gewinnt». (sda/afp)
Derweil hat Donald Trump mit einem Tweet erneut für Aufsehen gesorgt. Der zukünftige US-Präsident hat einen Streit mit dem demokratischen Abgeordneten John Lewis vom Zaun gebrochen, der als Beispiel für den Umgang des künftigen Präsidenten mit unliebsamer Kritik politischer Gegner gewertet wird.
Wenige Tage vor der Amtseinführung war die Diskussion über Trumps Reaktion in den USA eines der beherrschenden Themen am Wochenende. Der 76-jährige Lewis ist eine Ikone der Bürgerrechtsbewegung, eine wichtige Figur im Kongress und auch bei den Republikanern sehr anerkannt. Er hatte Trump als illegitimen Präsidenten bezeichnet und das mit einem etwaigen Einfluss Russlands auf die Wahl begründet. Er werde auch nicht zur Inauguration kommen.
Trump antwortete auf Twitter, Lewis solle sich lieber um seinen Bezirk kümmern, in dem alles den Bach runtergehe – ausserdem stehe Lewis für «reden, reden, reden und nur nichts tun».
Congressman John Lewis should finally focus on the burning and crime infested inner-cities of the U.S. I can use all the help I can get!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 15. Januar 2017
Auch Republikaner bezeichneten das als ungeschickt. Lewis verbrachte im Kampf für die Gleichheit der Schwarzen viele Tage im Gefängnis und wurde verletzt. Auch ist es sachlich falsch, dass Lewis Wahlbezirk im US-Bundesstaat Georgia, in dem viele Schwarze leben, in schlechtem Zustand wäre. Trumps Reaktion wurde als weiterer Beleg dafür kritisiert, dass er an einem Überwinden gesellschaftlicher Gräben kein Interesse habe.
Der Republikaner Ben Sasse schrieb: «An John Lewis, einen meiner Helden – bitte kommen Sie zur Inauguration. Es geht nicht um einen Mann. Es ist ein Fest der friedlichen Übergabe der Macht.» (cma/sda/dpa)