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Am Ende des Konklaves gab es eine Überraschung: Der neue Papst ist Amerikaner

Newly elected Pope Leo XIV appears at the balcony of St. Peter's Basilica at the Vatican, Thursday, May 8, 2025. (AP Photo/Andrew Medichini)
Vatican Conclave New Pope
Mit Leo XIV. haben die USA zum ersten Mal in der Geschichte einen Papst.Bild: keystone

Am Ende des Konklaves gab es eine Überraschung: Der neue Papst ist Amerikaner

Der US-Kardinal Robert Francis Prevost ist im Konklave zum 267. Papst der katholischen Kirche gewählt worden. Er hat den Namen Leo XIV. gewählt. Prevost gilt als moderat und ist kein Freund von US-Präsident Donald Trump.
08.05.2025, 23:0608.05.2025, 23:06
Dominik Straub, Rom / ch media
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Die Sonne war gerade hinter dem Petersdom untergegangen, als Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti auf den zentralen Balkon der Basilika trat, um den ersehnten, berühmten Satz aufzusagen: «Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam!» Zu deutsch: «Ich verkünde euch grosse Freude: Wir haben einen Papst!» Um dann den mit noch grösserer Spannung erwarteten Namen des neuen Papstes zu verraten: Robert Franzis Prevost.

Nach der Nennung des Namens durch den französischen Kardinal ging ein Raunen über den mit mindestens 100'000 voll besetzten Petersplatz. Kurz darauf trat der neue Papst auf die Loggia, sichtlich bewegt und etwas verlegen lächelnd. Seine ersten Worte: «Friede sei mit euch. Ein unbewaffneter Friede, ein demütiger Friede. Gott liebt euch alle, bedingungslos.»

Die Wahl des US-Kardinals Prevost darf durchaus als Paukenschlag bezeichnet werden. Erstmals in der 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche stellen die USA den Papst – und das ausgerechnet während der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump in Washington. Prevost war zwar vor dem Konklave immer mal wieder als möglicher «Papabile» gehandelt worden – aber letztlich schien es undenkbar, dass in dieser Weltsituation ein US-Amerikaner den Stuhl Petri besteigen könnte. Auch dass die Wahl bereits im vierten Wahlgang erfolgte, wurde von Vatikanexperten noch am gleichen Abend als Überraschung eingestuft.

Angesichts des Umstands, dass ein Konklave noch nie so viele Teilnehmer hatte – es waren 133 – und noch nie so international gewesen war, hatte man mit einem längeren Konklave gerechnet. Nun ist Leo XIV. einer der am schnellsten gewählten Päpste der Neuzeit.

«Grazie Francesco!»

Prevost ist 69 Jahre alt und war bisher Präfekt der Vatikanbehörde für Bischöfe. Damit ist wieder einmal ein Kurienkardinal zum Papst gewählt worden. Der in Chicago geborene neue Papst hat gleich mit den ersten Worten in der Loggia des Petersdom Zweifel und Bedenken bezüglich einer etwaigen Nähe zum US-Präsidenten zu zerstreuen versucht und stellte sich ausdrücklich in Kontinuität mit seinem am Ostermontag verstorbenen Vorgänger Franziskus.

In perfektem Italienisch – einschliesslich der Konjunktive – erklärte er: «Wir haben noch die schwache, aber mutige Stimme von Papst Franziskus in den Ohren, der an Ostern Rom und die ganze Welt segnete», erklärte der Prevost, bevor er dasselbe tat und erstmals als Papst den Segen Urbi et Orbi spendete. Die Welt benötige Brückenbauer, sage er, und die Kirche müsse auf dem Weg der Synodalität vorangehen. Also auf dem Weg von Franziskus. Unter dem Applaus der Gläubigen dankte er anschliessend seinem Vorgänger: «Grazie Francesco!»

Der neue Papst ist Mitglied des Augustinerordens und gilt als diplomatisch, pragmatisch ist geschätzt sowohl bei progressiven wie konservativen Kirchenvertretern. In den USA pflegt er enge Beziehungen zum Erzbischof seiner Geburtsstadt Chicago, Blaise Cupich. Dieser wiederum gilt innerhalb der US-Kirche als einer der härtesten und profiliertesten Kritiker von US-Präsident Trump und insbesondere von dessen Migrationspolitik.

Den Augustinern war Prevost 1977 beigetreten. Zum Studium des Kirchenrechts wurde er nach Rom geschickt. Anschliessend entsandte ihn sein Orden als Missionar nach Peru, wo er später das Bistum Chiclayo leitete. In Peru lernte er Gustavo Gutierrez, einen der Begründer Befreiungstheologie, kennen und schätzen. «Er war immer sehr zuverlässig, ausgestattet mit einem feinen Sinn für Humor, und er hat die Gabe, den Menschen nahe zu sein», sagte Gutierrez kurz vor seinem Tod der italienischen Zeitung «La Repubblica». 2002 wählte der Augustinerorden Prevost zu seinem weltweiten Leiter.

Tausende strömten zum Petersplatz

Als Präfekt der Bischofskongregation lebt der 69-jährige neue Papst seit zwei Jahren in unmittelbarer Nähe des Vatikans in einem Haus seines Ordens. Sein Kurienamt dürfte ihm im Konklave geholfen haben: Weil Prevost sämtliche neuen Bischöfe der letzten zweieinhalb Jahre für Franziskus selektioniert hatte und mit den Bischofskonferenzen der ganzen Welt in Kontakt stand, war er für viele Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle ein bekanntes, vielleicht sogar vertrautes Gesicht. Ein kleines, aber nicht unwesentliches Detail, hat ihm sicher auch nicht geschadet: Prevost beherrscht sechs Sprachen.

Der weisse Rauch war um 18.07 über der Sixtinischen Kapelle aufgestiegen – zu einem Zeitpunkt, als viele der rund 40'000 Gläubigen und Schaulustigen auf dem Petersplatz schon dachten, dass auch im vierten Wahlgang keiner der Kandidaten die erforderliche Zweidrittelmehrheit erzielt habe. Gleich nach den Rauchzeichen ertönten die Glocken von St. Peter zum Festgeläut.

Staatsoberhäupter bald zurück in Rom

Auf der Piazza brandete Jubel auf, Leute fielen sich in die Arme, es wurden Selfies gemacht, und kurz darauf fuhren in ganz Rom auch hupende Autokolonnen durch die Strassen. Dann strömten aus allen Gassen weitere Menschen auf den Platz und in die Via Conciliazione – es schien, als wolle ganz Rom dabei sein, wenn auf der Loggia des Petersdoms das «Habemus Papam» verkündet wird. Der Papst ist ja auch Bischof von Rom – die Bewohner Ewigen Stadt betrachten ihn immer auch ein wenig als einen der Ihren.

Mit der Annahme seiner Wahl noch in der Sixtinischen Kapelle ist der neue Papst Leo XIV. im Vollbesitz seiner Amtsbefugnisse. Als nächste Etappe folgt in einigen Tagen die Inaugurationsmesse auf dem Petersplatz, zu der wie beim Trauergottesdienst für Franziskus wieder zahlreiche gekrönte Häupter, Staatspräsidenten und Regierungschefs sowie mindestens eine Viertelmillion Gläubige erwartet werden.

Gespannt warten die Römerinnen und Römer nun auch darauf, ob Leo XIV. den Apostolischen Palast als Wohnsitz auswählen wird. Ausser Franziskus taten dies alle Päpste vor ihm. Auf der Loggia hat er am Donnerstagabend bereits angedeutet, dass er wieder etwas barocker auftreten will als sein Vorgänger. Wenn auch nicht bei seinem Kurs, aber doch bezüglich des Stils: Er trat in vollem Ornat auf den Balkon, während es Franziskus beim weissen Talar hatte bewenden lassen. (aargauerzeitung.ch)

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