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«Wie heissen die 12 Apostel?»: Christliche Asylbewerber in England müssen «Bibel-Quiz» bestehen

«Wie heissen die 12 Apostel?»: Christliche Asylbewerber in England müssen «Bibel-Quiz» bestehen

09.06.2016, 12:5709.06.2016, 13:00
Kian Ramezani
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Wer in seiner Hemat wegen seiner Religion verfolgt wird, erhält in der Regel Asyl, so auch in der Schweiz. Doch wie beweisen, dass man tatsächlich einer bestimmten Glaubensgemeinschaft angehört? In Grossbritannien machen es sich manche Migrationsbeamte offenbar sehr einfach: Sie unterziehen angeblich christliche Asylbewerber, vor allem aus muslimischen Ländern, einem «Bibel-Quiz».

Dies geht aus dem Bericht einer parteiübergreifenden britischen parlamentarischen Gruppe für Religionsfreiheit hervor. Demnach werden unter anderem folgende Fragen gestellt:

Wie heissen die zwölf Apostel?
Wann ist Pfingsten?
Aus wievielen Büchern besteht die Bibel?
Wer verriet Jesus an die Römer?
Wieviele Kapitel enthält das Johannesevangelium?
Was ist Aschermittwoch?

Die fragwürdige Praxis soll dazu geführt haben, dass sich christliche Asylbewerber wie auf eine Prüfung vorbereiten und möglichst viele Fakten über das Christentum auswendig lernen. Dasselbe tun offenbar einige Migrationsbeamte, welche die Antworten auf diese Fragen selbst nicht kennen, sie vor der Befragung noch kurz googlen und dann auf einem Spickzettel notieren. 

Selbst Einwanderungsrichter verfügen offenbar nicht unbedingt über das nötige Fachwissen: Einer lehnte die Beschwerde eines indischen Katholiken ab, weil dieser das freitägliche Fleischverbot nicht kannte. Schliesslich kam ein katholischer Pfarrer dem Asylbewerber zur Hilfe, indem er erklärte, das sei selbst unter sehr frommen Katholiken Indiens völlig normal. Der Fall zeige beispielhaft, wie ein Richter eine Entscheidung aufgrund seines subjektiven Verständnisses des Katholizismus fälle, heisst es in dem Bericht.

Wie die Überprüfung der Religionszugehörigkeit bei entsprechenden Asylanträgen in der Schweiz ablaufen, will das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf Anfrage von watson nicht im Detail erläutern. «Eine asylsuchende Person muss ihre Vorbringen – dazu gehört auch eine Konversion und allfällige diesbezügliche Verfolgungsmassnahmen bzw. Befürchtungen – glaubhaft machen», erklärt SEM-Sprecherin Brigit Zuber und verweist auf das Handbuch Asyl und Rückkehr, wo es zum Beispiel heisst:

«Gemäss Rechtsprechung ist die wahrheitsgemässe Schilderung einer tatsächlichen Verfolgung gekennzeichnet durch Korrektheit, Originalität, hinreichende Präzision und innere Übereinstimmung.»

Die Überprüfung werde in der Regel durch Sachbearbeiter des SEM vorgenommen. Diese könnten aber im Bedarfsfall Experten beiziehen.

Ein Eisbad gegen die Sünden

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Ein Eisbad gegen die Sünden
Mit dem rituellen Eisbaden haben sich in Russland Hunderttausende orthodoxe Christen symbolisch von ihren Sünden reingewaschen.
quelle: x01151 / ilya naymushin
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56 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Menel
09.06.2016 13:15registriert Februar 2015
Dann lieber Atheist sein. Die werden von fundamentalen Religionsanhängern, der monotheistischen Fraktion, am meisten gehasst und zum Beweis, dass sie Atheisten sind, müssen sie einfach nichts wissen ;)
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Ruffy
09.06.2016 14:11registriert Januar 2015
Also ich bin sehr christlich aufgewachsen, jeden Sonntag in die Kirche/Sonntagsschule usw. Von den im Artikel genannten Fragen könnte ich eine, nämlich die nach Judas beantworten. Es erscheint mir also reichlich unpassend um den christlichen Hintergrund abzuchecken...
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wonderwhy
09.06.2016 13:46registriert Februar 2016
Ich befürchte dass das Asylrecht soweit benutzt, verdreht und verzerrt werden kann bis es daran zerbricht. Das humanitäre Prinzip wird derzeit hart auf die Probe gestellt.
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