In der Ukraine tobt seit mehr als zwei Jahren ein grausamer Krieg. Die aktuellen Zustände im Gazastreifen können ohne jegliche Übertreibung als Hölle auf Erden bezeichnet werden. Der Klimawandel bedroht Millionen von Menschen. Die Demokratie als Staatsform steht mehr und mehr unter Druck. Die Liste liesse sich beliebig mit Konflikten und Problemen, mit denen die Menschheit aktuell konfrontiert ist, fortsetzen.
Wenn es aber nach Papst Franziskus geht, dann ist keiner der genannten Punkte die grösste derzeitige Gefahr für die Menschheit. Für ihn ist nämlich die «Gender-Ideologie heute die hässlichste Gefahr», liess das katholische Kirchenoberhaupt Anfang März verlauten. Die «hässliche Ideologie unserer Zeit» würde «Unterschiede (zwischen Mann und Frau, d. Red.) und damit die Menschlichkeit auslöschen», so der 87-Jährige.
Der Argentinier, der seit 2013 im Amt ist, damals als progressiv galt und die Hoffnungen auf Reformen im konservativen katholischen Kirchenkonstrukt nährte, hat sich längst von seinem einstigen Image verabschiedet.
Unser Autor schrieb bereits 2019 darüber:
Mehr noch, mit seinen Äusserungen in der jüngeren Vergangenheit bewegt sich Jorge Mario Bergoglio, wie er bürgerlich heisst, zumindest teilweise in ähnlichen ideologischen Gefilden wie sein unterdessen verstorbener Vorgänger Benedikt XVI., der als stockkonservativ galt.
Dass dieser Konservatismus wohl kaum je aus dem Vatikan verschwinden wird, zeigt sich auch daran, wie junge Priester in Rom ausgebildet werden. Der Kampf gegen die «Gender-Ideologie» und «Woke-Kultur» steht dort längst auf dem Lehrplan, wie ein Besuch eines Spiegel-Journalisten an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom offenbart. An der Gregoriana bildet der Vatikan seit knapp 500 Jahren seinen Nachwuchs aus – und Vorlesungen, die zum Kampf gegen Wokeness aufrufen, sind im Jahr 2024 Vorlesungsstoff.
In einem Video, das den Studenten gezeigt wird, wird deutlich, worum es geht. Genderneutrale Toiletten, Leihmutterschaft, homosexuelle Elternpaare, Pride-Umzüge. Und so weiter. Woke-Konzepte würden Verwirrung in der Welt stiften, heisst es da. Diese Ideologien lehnten die «gottgegebene Ordnung» ab.
Referent Michael Matheson Miller, US-amerikanischer Philosoph und Politikwissenschaftler mit klar christlich-konservativem Einschlag, erklärt den angehenden Priestern die Gefahren der woken Agenda, die heute bereits Universitäten und Teile der Gesellschaft beherrsche.
Junge Menschen würden heute «sexuell gestörte Identitäten» entwickeln, weil dies gerade dem Zeitgeist entspreche. Wokeness sei eine «Philosophie der Verzweiflung», sie würde zum Untergang des Christentums führen.
Matheson Miller führt zahlreiche Entwicklungen und Sichtweisen an, die aus seiner Sicht fatal sind für die Welt. Sie stehen halt in diametralem Gegensatz zur Schöpfungsgeschichte: Beispielsweise Wachstumskritiker, die den Menschen als Problem unseres Planeten sehen und sich nicht mehr fortpflanzen möchten. Oder die komplette Kommerzialisierung von menschlichen Eigenheiten.
Laut dem Dozenten gibt es nur eine Antwort auf diese sündhaften Entwicklungen: das Wort Gottes, die Bibel. Er erklärt:
Besprochen und diskutiert werden in Rom denn auch die Schriften ehemaliger Päpste, so jene von Johannes Paul II. und des bereits erwähnten Benedikt XVI., die beide – selbst für katholische Verhältnisse – als erzkonservativ galten.
Bemerkenswert oder, je nach Sichtweise, bedenklich ist dabei die inhaltliche Kongruenz zwischen den römisch-katholischen Anti-Woke-Bemühungen und rechtspopulistischen politischen Strömungen rund um den Globus: Dem Anti-Woke-Kampf haben sich längst nicht nur der Vatikan verschrieben, sondern auch zahlreiche rechte Politiker. Es ist nicht abzustreiten, dass Donald Trump, Viktor Orbán, Matteo Salvini – oder auch Wladimir Putin – eine ideologische Schnittmenge mit den anti-woken Vatikan-Lehren besitzen.
Haben die überhaupt noch Felle übrig, die davonschwimmen können?!
Wenn nun aber ‚wokeness‘ zur Abschaffung der Kirche führt, dann hat es ja nochmals etwas gutes mehr.