International
Russland

Prigoschin meldet sich erstmals nach dem Aufstand zu Wort

Prigoschin meldet sich erstmals seit dem Aufstand zu Wort: «Wollte Putin nicht stürzen»

Nach seinem abgebrochenen Aufstand wurde es zunächst still um Wagner-Chef Prigoschin. Nun meldet er sich erstmals zu Wort – und greift erneut das russische Verteidigungsministerium an.
26.06.2023, 19:4426.06.2023, 20:28
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Der Chef der russischen Söldnereinheit Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat in seiner ersten Wortmeldung nach dem missglückten Aufstand vom Wochenende dementiert, einen Machtwechsel in Moskau angestrebt zu haben.

«Wir sind losgegangen, um Protest zu demonstrieren, nicht um die Obrigkeit im Land zu stürzen», sagte der 62-Jährige in einer Sprachnachricht, die heute von seinem Pressedienst auf Telegram verbreitet wurde. Angaben zu seinem aktuellen Aufenthaltsort machte Prigoschin nicht.

Einmal mehr wiederholte er seinen Vorwurf gegen das russische Verteidigungsministerium, Militärlager der Söldner am vergangenen Freitag beschossen zu haben. Dabei wurden nach seinen Angaben 30 Wagner-Kämpfer getötet. Dies sei zusätzlich zur vom Ministerium angestrebten Auflösung der Wagner-Truppe der Auslöser für den Marsch Richtung Moskau gewesen.

Prigoschin, der lange als Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin galt, nach dem Beginn des Aufstands von diesem aber als Verräter bezeichnet wurde, räumte ein, dass der Vormarsch Tote gefordert hatte. «Während unseres Marsches wurde kein einziger Soldat auf dem Boden getötet. Wir bedauern, dass wir gezwungen waren, Flugobjekte abzuschiessen – aber das deshalb, weil sie uns bombardiert haben», sagte er.

Nach Berichten russischer Militärblogger wurden bei der Auseinandersetzung sechs Hubschrauber und ein Flugzeug der russischen Armee zerstört und deren Besatzungen getötet. Offiziell hat die russische Führung diese Verluste nicht eingestanden.

Prigoschin wiederum lobte den Marsch auf Moskau als beispielhaft dafür, wie der von Putin am 24. Februar 2022 befohlene Angriff auf die Ukraine hätte ablaufen sollen. Ein schneller Vormarsch der eigenen Einheiten, die Ausschaltung aller militärischen Objekte des Gegners auf dem Weg – und das praktisch ohne Opfer. Auf eigener Seite seien zwei Soldaten gestorben und mehrere Söldner verletzt worden, sagte Prigoschin.

Die Söldnereinheit Wagner hat bis zuletzt eine bedeutende Rolle in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gespielt, insbesondere bei der monatelangen blutigen Erstürmung der ostukrainischen Stadt Bachmut. Dabei sollen Medienberichten zufolge zehntausende Bewaffnete ums Leben gekommen sein. Erst Anfang Juni wurde die Schlacht für beendet erklärt, und Prigoschin zog seine Einheiten aus der umkämpften Stadt zurück, um sie im Hinterland wieder aufzufüllen.

Prigoschin betonte die Rolle von Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko bei der Beendigung des Aufstandes. Dieser habe eine friedliche Lösung vermittelt, um ein Blutvergiessen in Russland zu verhindern. Nach dem Ende der Revolte sollte Prigoschin laut Angaben aus dem Kreml nach Belarus ausreisen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Anschläge auf Gegner von Putin und der russischen Elite
1 / 14
Anschläge auf Gegner von Putin und der russischen Elite
Der russische Despot Wladimir Putin lässt politische Gegner und kritische Journalistinnen nicht nur mundtot machen, sondern umbringen. Diese Bildstrecke ruft einige der schlimmsten Fälle in Erinnerung...
quelle: ap/pool sputnik kremlin / alexei druzhinin
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
24 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Liebu
26.06.2023 20:15registriert Oktober 2020
Prigoschin: «Wollte nicht Putin stürzen»

Aber er hat aufgezeigt, wie einfach es gewesen wäre.
Der Machtapparat in Russland ist in Totenstarre verfallen. Es wird nun sicher versucht Vorkehrungen zu treffen, falls ein anderer Warlord oder Söldnerführer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, dasselbe zu versuchen.
753
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kleinaberdoktor
26.06.2023 20:17registriert Mai 2020
Weiter so Prigo, der Tee wird bald serviert…….
Auch in Belarus gibt es Tee🤷🏻‍♂️

Wenn auch nur einer der grössenwahnsinnigen Spinner fehlt kann ein Teilerfolg „gefeiert“ werden.
Die Restlichen wird es früher oder später auch noch erwischen…….
552
Melden
Zum Kommentar
avatar
Mentos
26.06.2023 20:35registriert Mai 2020
Alexander Lukaschenko soll zwischen Putin und Prigoschin vermittelt haben? Aus meiner Sicht ist das schwer zu glauben, weil Lukaschenko bisher ausschliesslich auf Anweisung von Putin handelte. Und nun soll dieser Lukaschenko ausgehandelt haben, dass Prigoschon nach Belarus abziehen darf und ohne Bestrafung davon kommen soll? Ich zweifle daran, die Zukunft wird uns die Wahrheit zeigen.
542
Melden
Zum Kommentar
24
    Tsunami-Gefahr nach starkem Erdbeben südlich von Südamerika

    Nach einem starken Erdbeben vor der Südspitze Südamerikas sind in Chile und Argentinien vorübergehend Hunderte Menschen wegen Tsunami-Gefahr evakuiert worden. Wenige Stunden später wurde die Warnung aufgehoben.

    Zur Story