Nach der Rückeroberung der südukrainischen Gebietshauptstadt Cherson hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Befreiung weiterer derzeit von Russland besetzter Gebiete angekündigt. «Wir vergessen niemanden, wir werden niemanden zurücklassen», sagte Selenskyj am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Nach Cherson kehrten derweil ukrainische Polizisten und Vertreter der Militärverwaltung zurück.
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Wenige Tage nach dem Rückzug der russischen Truppen sind Vertreter der ukrainischen Gebietsverwaltung und von Sicherheitsorganen in die befreite Stadt Cherson im Süden des Landes zurückgekehrt. So hätten etwa Polizei und Geheimdienst ihre Arbeit in Cherson schon wieder aufgenommen, sagte Gouverneur Jaroslaw Januschewytsch in einem Video, das ihn im Zentrum der Gebietshauptstadt zeigte. Eine der Hauptaufgaben bestehe derzeit darin, die Region von Minen zu räumen, so Januschewytsch.
Russland hatte das Gebiet Cherson kurz nach Beginn seines Angriffskriegs Ende Februar weitgehend erobert und im September – ebenso wie die Gebiete Saporischschja, Luhansk und Donezk – völkerrechtswidrig annektiert. Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven zog Moskau in den vergangenen Tagen seine Truppen aus allen Teilen Chersons ab, die nordwestlich des Flusses Dnipro liegen – darunter fällt auch die gleichnamige Gebietshauptstadt Cherson.
Auf der anderen Seite des Dnipro haben die russischen Besatzer unterdessen die Evakuierung der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka angekündigt. Die Verwaltung von Kachowka ziehe sich zusammen mit den Bürgern der Stadt an einen sicheren Ort zurück, teilte der örtliche Besatzungschef Pawel Filiptschuk nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass mit.
Befürchtet wird, dass der Staudamm durch Beschuss zerstört und das Gebiet überflutet werden könnte. Russen und Ukrainer werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, eine solche Provokation zu planen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten die Verwaltung von Kachowka als Ziel «Nummer eins für einen Terroranschlag» in der Region ausgemacht, behauptete Filiptschuk. Die Ukraine weist Sabotageabsichten zurück.
Kremlchef Putin und Irans Präsident Raisi haben über den weiteren Ausbau der Beziehungen ihrer beiden von westlichen Sanktionen betroffenen Länder gesprochen. In dem Telefonat habe der Fokus auf der «Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Handel und Wirtschaft» gelegen, teilte der Kreml anschliessend mit. Der Iran unterhält gute Beziehungen zu Moskau und war zuletzt für die Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in die Kritik geraten.
Vor rund einer Woche hatte Teheran erstmals zugegeben, an Russland auch Kampfdrohnen geliefert zu haben - allerdings noch vor Kriegsbeginn Ende Februar. Die Ukraine wiederum wirft dem Iran deutlich umfangreichere Waffenlieferungen an Moskau vor.
Russland wird es im Ausland beladenen Schiffen nach türkischen Angaben nicht länger erlauben, die Strasse von Kertsch in Richtung des Asowschen Meeres zu durchqueren. «Die Durchfahrt von Schiffen, die ausserhalb des russischen Territoriums beladen worden sind, ist durch die Strasse von Kertsch nach Norden verboten», teilte die zuständige Stelle des türkischen Verkehrsministeriums auf Twitter mit. Der Hinweis sei von der russischen Seite gekommen, sagte ein Ministeriumssprecher, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Aus Moskau gab es zunächst keine Stellungnahme.
Mit einer zentralen Gedenkveranstaltung im Bundestag wird an diesem Sonntag (13.30 Uhr) zum Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht das traditionelle Totengedenken. Lettlands Staatspräsident Egils Levits hält die Gedenkrede. Die Veranstaltung steht in diesem Jahr im Zeichen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. (sda/dpa)