Mit einer Kampagne wollen pro-ukrainische Kreise den amerikanischen Präsidenten in letzter Minute umstimmen - damit Joe Biden in der kommenden Woche doch noch in die Schweiz reist. Ein «bedeutsames Ereignis» wie der anstehende Friedensgipfel auf dem Bürgenstock erfordere die Führungsqualitäten («Leadership») des amerikanischen Präsidenten, heisst es in einem ganzseitigen Inserat, das am Donnerstag in der «New York Times» publiziert wurde. «Wir flehen Joe Biden an, am Gipfel teilzunehmen.» Denn «PeaceNeedsJoe», ohne Biden kein Frieden in der Ukraine.
Das Weisse Haus wollte die Kampagne vorerst nicht kommentieren. Am Montag hatte die Regierung bekannt gegeben, dass Vizepräsidentin Kamala Harris die amerikanische Delegation auf dem Bürgenstock vertreten werde. Biden wiederum wird am nächsten Wochenende in Los Angeles (Kalifornien) an einer Spendengala teilnehmen. Zusammen mit Ex-Präsident Barack Obama und den Schauspielern Julia Roberts und George Clooney wird er Geld für seinen Präsidentschaftswahlkampf sammeln.
Das Zeitungsinserat wurde finanziert von einer Organisation mit dem Namen «Kyiv Global Outreach», die in der ukrainischen Hauptstadt domiziliert ist und über ein Millionen-Budget verfügt. Die Organisation wird in Washington durch die PR-Agentur DCI Group vertreten, die der Republikanischen Partei nahesteht. Online wurde die entsprechende Kampagne (#PeaceNeedsJoe) zu Monatsbeginn lanciert. Bisher hinterliess sie aber in der amerikanischen Hauptstadt keine allzu grossen Spuren.
Das Weisse Haus wollte die Kampagne am Donnerstag vorerst nicht kommentieren. Biden hält sich noch bis am Sonntag in Frankreich auf, wo er auch direkt mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski sprechen will. Ein Vertreter der DCI Group ignorierte eine Interview-Anfrage von CH Media.
Es ist eigentlich unvorstellbar, dass Biden aufgrund der «PeaceNeedsJoe»-Aktion seine Pläne noch umstellen wird. Reisen eines amerikanischen Präsidenten, vor allem wenn sie ins Ausland führen, benötigen einen grossen Vorlauf. (aargauerzeitung.ch)