Nach der Nervengift-Attacke auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal greift die britische Regierungschefin Theresa May hart durch: Sie verweist 23 russische Diplomaten des Landes. Sie hätten eine Woche Zeit, das Land zu verlassen, sagte Premierministerin Theresa May am Mittwoch. Damit handelt es sich um die grösste gleichzeitige Ausweisung von Russen seit dem Kalten Krieg.
"It is tragic that President Putin has chosen to act in this way," British PM Theresa May says. "But we will not tolerate the threat to life of British people or others on British soil from the Russian government." https://t.co/UA7vg4B87d pic.twitter.com/OczHsRyJT1
— CBS News (@CBSNews) March 14, 2018
Ihre Regierung werde zudem vorläufig sämtliche Kontakte zu hochrangigen russischen Staatsvertretern aussetzen, erklärte May weiter. Ausserdem würden weder britische Minister noch die königliche Familie die Fussball-WM im Sommer in Russland besuchen. Auch Grenzkontrollen für russische Waren und Personen werde es geben. Eine Einladung des russischen Aussenministers Sergej Lawrow nach London wurde zurückgezogen. Russland hatte zuvor ein Ultimatum Londons, sich in dem Fall zu erklären, verstreichen lassen.
Viele Russen würden sich in Grossbritannien an die Regeln halten und hätten eine neue Heimat gefunden, sagte May. Aber «an all jene, die unserem Land Schaden zufügen, habe ich eine klare Botschaft: Ihr seid hier nicht willkommen.»
May liess keinen Zweifel daran, dass sie offizielle Vertreter Russlands als Drahtzieher des Giftanschlags auf Skripal und dessen Tochter betrachtet: «Der russische Staat ist des versuchten Mordes schuldig», sagte sie vor dem Unterhaus in London.
May übte in ihrer Rede vor dem Parlament scharfe Kritik an Russlands Staatschef Wladimir Putin. «Viele von uns haben mit Hoffnung auf das post-sowjetische Russland geblickt», sagte sie. «Wir hatten uns bessere Beziehungen gewünscht, und es ist tragisch, dass Präsident Putin nun diesen Weg gewählt hat.»
Die 23 Ausgewiesenen seien als «russische Geheimdienstmitarbeiter identifiziert» worden. Es würden «alle hochrangigen diplomatischen Kontakte ausgesetzt», fügte May hinzu. Insgesamt waren zuletzt 59 Russen als Diplomaten in Grossbritannien akkreditiert.
Der russische Ex-Spion war im südenglischen Salisbury zusammen mit seiner Tochter bewusstlos aufgefunden worden. Nach Überzeugung der britischen Regierung handelte es sich dabei um einen Giftanschlag aus Russland. Beide Opfer schweben in Lebensgefahr.
Russland lasse nicht in der Sprache von Ultimaten mit sich reden, hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwochvormittag in Moskau gesagt. Man habe London über diplomatische Kanäle mitgeteilt, dass Russland an dem Anschlag unschuldig sei. (meg/sda)