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Russland

Nach Gift-Attacke auf Ex-Spion: Grossbritannien weist 23 russische Diplomaten aus

Police officers stand guard at the bottom of the road where former Russian double agent Sergei Skripal lives in Salisbury, England, Tuesday, March 13, 2018. The use of Russian-developed nerve agent No ...
Polizisten bewachen den Tatort der Gift-Attacke in Salisbury.Bild: AP/AP

Eskalation nach Gift-Attacke auf Ex-Spion: Theresa May weist 23 russische Diplomaten aus

14.03.2018, 13:5014.03.2018, 15:23
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Nach der Nervengift-Attacke auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal greift die britische Regierungschefin Theresa May hart durch: Sie verweist 23 russische Diplomaten des Landes. Sie hätten eine Woche Zeit, das Land zu verlassen, sagte Premierministerin Theresa May am Mittwoch. Damit handelt es sich um die grösste gleichzeitige Ausweisung von Russen seit dem Kalten Krieg.

Ihre Regierung werde zudem vorläufig sämtliche Kontakte zu hochrangigen russischen Staatsvertretern aussetzen, erklärte May weiter. Ausserdem würden weder britische Minister noch die königliche Familie die Fussball-WM im Sommer in Russland besuchen. Auch Grenzkontrollen für russische Waren und Personen werde es geben. Eine Einladung des russischen Aussenministers Sergej Lawrow nach London wurde zurückgezogen. Russland hatte zuvor ein Ultimatum Londons, sich in dem Fall zu erklären, verstreichen lassen.

Viele Russen würden sich in Grossbritannien an die Regeln halten und hätten eine neue Heimat gefunden, sagte May. Aber «an all jene, die unserem Land Schaden zufügen, habe ich eine klare Botschaft: Ihr seid hier nicht willkommen.»

May liess keinen Zweifel daran, dass sie offizielle Vertreter Russlands als Drahtzieher des Giftanschlags auf Skripal und dessen Tochter betrachtet: «Der russische Staat ist des versuchten Mordes schuldig», sagte sie vor dem Unterhaus in London.

May übte in ihrer Rede vor dem Parlament scharfe Kritik an Russlands Staatschef Wladimir Putin. «Viele von uns haben mit Hoffnung auf das post-sowjetische Russland geblickt», sagte sie. «Wir hatten uns bessere Beziehungen gewünscht, und es ist tragisch, dass Präsident Putin nun diesen Weg gewählt hat.»

Die 23 Ausgewiesenen seien als «russische Geheimdienstmitarbeiter identifiziert» worden. Es würden «alle hochrangigen diplomatischen Kontakte ausgesetzt», fügte May hinzu. Insgesamt waren zuletzt 59 Russen als Diplomaten in Grossbritannien akkreditiert.

Russland akzeptiert Druckmittel-Ultimatum nicht

Der russische Ex-Spion war im südenglischen Salisbury zusammen mit seiner Tochter bewusstlos aufgefunden worden. Nach Überzeugung der britischen Regierung handelte es sich dabei um einen Giftanschlag aus Russland. Beide Opfer schweben in Lebensgefahr.

Russland lasse nicht in der Sprache von Ultimaten mit sich reden, hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwochvormittag in Moskau gesagt. Man habe London über diplomatische Kanäle mitgeteilt, dass Russland an dem Anschlag unschuldig sei. (meg/sda)

Nato verlangt Antworten von Russland
Die Mitgliedstaaten der Nato haben Russland aufgefordert, alle Fragen Grossbritanniens zum Giftanschlag auf den früheren Doppelagenten Sergej Skripal zu beantworten. Dies gab das Bündnis am Mittwoch bekannt, noch bevor Grossbritannien seinerseits mit der Ausweisung von 23 Diplomaten reagierte.

In einer durch das Bündnis veröffentlichten Erklärung aller 29 Nato-Mitglieder hiess es am Mittwoch, der Angriff sei «ein klarer Bruch internationaler Regeln und Vereinbarungen». Die Verbündeten erklärten Grossbritannien ihre Solidarität und boten «ihre Unterstützung bei der Durchführung der laufenden Untersuchung» zu dem Fall an. (sda/afp/meg)

Russland ist «höchstwahrscheinlich» verantwortlich

Video: srf
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51 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tooempty
14.03.2018 14:35registriert Februar 2014
Naja, wirklich durchgreifen kann man dies wohl auch nicht nennen. Erst die Einfrierung russischer Vermögen in London hätte wirklich einen Einfluss, aber dass würde die City wohl selber zu stark treffen..
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Dickes Brötchen
14.03.2018 15:27registriert März 2016
Russland versuchte einen Ex-Agenten umzubringen, den sie jahrelang eingesperrt hatten und auch deutlich unauffälliger hätten beseitigen können. Sie verwenden ein Gift, das es NUR in Russland gibt und das locker nachzuweisen ist und hinterlässt am Tatort damit einen fetten neongrellen Fingerabdruck. Dazu sind sie zu dumm, das Ziel zu töten und ziehen zudem noch 20 Unbeteiligte mit rein. Sie machen das nicht irgendwann, Nein! Ganz zufällig vor der Präsidentschaftswahl und der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land um höchste Aufmerksamkeit zu erlangen. Für wie blöd haltet ihr uns eigentlich?!
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Scaros_2
14.03.2018 14:12registriert Juni 2015
Ich würde einfach wirklich gerne einmal Beweise sehen.
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