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Schweizer Aussenpolitik reagiert auf China-Bericht der UN

«Keine Ausreden mehr»: Schweizer Aussenpolitik reagiert auf China-Bericht der UNO

Die von der UNO festgestellten Menschenrechtsverletzungen gegen die Uiguren in der Region Xinjiang sorgen auch in der Schweiz für Diskussionen. Umstritten ist, ob der Bundesrat die Sanktionen der EU gegenüber China übernehmen soll oder nicht.
01.09.2022, 21:22
Chiara Stäheli / ch media
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In einem am Mittwochabend kurz vor Mitternacht veröffentlichten Bericht wirft die UNO China massive Menschenrechtsverletzungen vor. Im Fokus steht die muslimische Minderheit der Uiguren, die in der Region Xinjiang im Nordwesten Chinas leben. Sie sollen gemäss Bericht unter anderem in sogenannten «Bildungseinrichtungen» willkürlich inhaftiert worden und «unmenschlich» sowie «erniedrigend» behandelt worden sein.

Schweiz / China 
Switzerland / China
Soll die Schweiz die Sanktionen der EU gegenüber China übernehmen?Bild: shutterstock

Die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, kommt im Bericht zum Schluss: «Das Ausmass der willkürlichen und diskriminierenden Inhaftierung von Angehörigen der Uiguren und anderen überwiegend muslimischen Gruppen (...) könnte internationale Verbrechen, insbesondere Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darstellen.» Damit ist zum ersten Mal in einem offiziellen Dokument festgehalten, dass die bereits bekannten, an China gerichteten Vorwürfe tatsächlich stimmen.

«Bundesrat muss endlich Sanktionen übernehmen»

Der lange zurückgehaltene Bericht sorgt auch unter Schweizer Aussenpolitikern für Diskussionen. So findet etwa SP-Nationalrat Fabian Molina, dass «der Bundesrat nun endlich die EU-Sanktionen gegenüber China übernehmen» müsse. «Da gibt es jetzt keine Ausreden mehr», sagt er auf Anfrage.

SP Nationalrat Fabian Molina praesentiert sich der Delegiertenversammlung der SP des Kanton Zuerich fuer die Nomination der kommenden Nationalratswahlen in Zuerich am Samstag, 18. Mai 2019. (KEYSTONE/ ...
Nationalrat Fabian Molina (SP/ZH).Bild: KEYSTONE

Die Europäische Union hat die Sanktionen im Frühjahr 2021 beschlossen und im vergangenen Winter um ein Jahr verlängert. Konkret richten sie sich gegen das Büro für öffentliche Sicherheit von Xinjiang sowie Vertreter des Parteikomitees des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang. Deren Vermögen in der EU werden seither von allen Mitgliedstaaten eingefroren, sie erhalten keine finanziellen Zuwendungen mehr und dürfen nicht in die EU einreisen.

Letztlich beinhalte der Bericht für alle UNO-Staaten «die Verpflichtung, auf diese Menschenrechtsverletzungen zu reagieren», so Molina. So stehe auch die Schweiz in der Verantwortung: «Der Bundesrat muss die Einfuhr von Produkten aus Zwangsarbeit verbieten und die Konzernverantwortung konsequent durchsetzen», so der Zürcher.

Die unterdrückten Uiguren in China

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Die unterdrückten Uiguren in China
In der Region Xinjiang im Westen Chinas, wo die muslimische Minderheit der Uiguren lebt, kommt es immer wieder zu Unruhen.
quelle: x01481 / kyodo
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Schweiz soll Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen

Auch FDP-Ständerat Andrea Caroni wünscht sich, «dass der Bundesrat im Dialog mit China weiterhin seine Sorge und Unzufriedenheit bezüglich der Situation in Xinjiang zum Ausdruck bringt». Zudem sieht er den Bundesrat in der Pflicht, zu prüfen, inwiefern sich die Schweiz sogenannten thematischen Sanktionen anschliessen könnte.

Andrea Caroni, FDP-AR, spricht bei der Debatte "Strafrahmenharmonisierung und Anpassung des Nebenstrafrechts an das neue Sanktionenrecht" waehrend der Fruehlingssession der Sommersession Rae ...
Ständerat Andrea Caroni (FDP/AR).Bild: keystone

«Anhand dieser bundesrätlichen Einschätzung können wir dann beurteilen, ob wir solche Sanktionen auch gegenüber den Verantwortlichen in China ergreifen können und wollen», so der Aussenpolitiker aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden.

Ähnlich sieht das Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter, die wie Molina und Caroni in der Aussenpolitischen Kommission sitzt: «Wir müssen jeden Austausch mit China nutzen, um klarzustellen, dass die Schweiz solche Menschenrechtsverletzungen nicht akzeptiert.» Es sei «sehr wichtig», dass die UNO die Vergehen aufgearbeitet und in Form eines Berichtes veröffentlicht habe, so die Baselbieterin. (aargauerzeitung.ch)

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Autostopp: Einheimische Uiguren
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Autostopp: Einheimische Uiguren
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Internierung von Uiguren
Video: srf
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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Weltbürger
01.09.2022 21:39registriert März 2019
Vielleicht könnte man den damen und herren , selbstverständlich erst nach bundesrätlicher einschätzung, mitteilen, dass die schweiz kein interesse an handel mit ländern hat, welche ihre bevölkerung schlechter behandeln als es bei uns das tierschutzgesetzt vorschreibt. Und dies notabene vor der massentierhaltungsinitiative...
Warum immer so zögerlich? Wollen wir doch "Wiege der Demokratie" und "Hauptsitz des ikrk's" sein, sollten wir wohl mal unseren moralischen kompass etwas nachjustieren...
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Jeremy Liquidpsy
01.09.2022 22:00registriert November 2019
Das ist schon mindestens seit 10 Jahren bekannt.. Einfach tragisch das es zuerst einen Bericht von der UNO braucht. Das zeigt bloss das nur gehandelt wird wenn es denn sein muss.. und nicht aus überzeugung
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Smoke
01.09.2022 21:47registriert Juli 2017
«Der Bundesrat muss die Einfuhr von Produkten aus Zwangsarbeit verbieten und die Konzernverantwortung konsequent durchsetzen»

Also unter anderem z.B. VWs, weil viele Zulieferer bekannterweise mit diesen Lagern in Verbindung gebracht werden, VW aber immer alles abstritt.
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