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So reagieren Schweizer Unternehmen auf den US-Zollschock

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Ab heute gelten bis auf Weiteres die Exportzölle des US-Präsidenten Donald Trump von 39 Prozent für die Schweiz.Bild: keystone

So reagieren Schweizer Unternehmen auf den US-Zollschock

07.08.2025, 14:2707.08.2025, 14:27

Der neue US-Zollsatz für Schweizer Waren von 39 Prozent trifft gewisse Schweizer Unternehmen hart. Viele Konzerne sind aber auch indirekt betroffen. Eine Übersicht:

Nestlé

«Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt keinen konkreten Kommentar abzugeben. Wir möchten lediglich daran erinnern, dass wir mehr als 90 Prozent der in den USA verkauften Produkte vor Ort in den USA herstellen.»

Zurich

«Unser Geschäft ist von den US-Zöllen nicht direkt betroffen», sagt Zurich-Chef Mario Greco. Der Grund: Der Versicherer ist in den USA vor Ort tätig und muss als Dienstleister keine Produkte in die USA einführen. Indirekt könnten eine sich abschwächende Wirtschaft oder das Anziehen der Inflation das Geschäft beeinflussen. Für beides gibt es aber laut Greco derzeit noch kaum Anzeichen.

epa05723342 Switzerland's Mario Greco, Chief Executive Officer of Zurich Insurance group participates in a panel session on day one of the 47th Annual Meeting of the World Economic Forum (WEF) in ...
Zurich-CEO, Mario Greco.Bild: EPA/KEYSTONE

Swisscom

«Wir exportieren zwar keine Waren in die USA. Wir sind aber indirekt von den Zöllen betroffen, wenn es den Schweizer Firmen weniger gut geht oder wenn Industriefirmen unter Druck stehen. Insbesondere auf der IT-Seite sehen wir, dass die Nachfrage schwächer wird. Aber über alles gesehen halten sich die Auswirkungen sehr in Grenzen.»

Sandoz

Sandoz hat keine Produktionsstätten in der Schweiz. Wir müssen abwarten, wie Generika und Biosimilars aus der EU von den USA behandelt werden. Das ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar. Sollten sie wie andere Waren auch mit 15 Prozent verzollt werden, glauben wir, das bewältigen zu können. Wichtig ist hierbei auch, dass die USA weniger als 20 Prozent unseres Umsatzes ausmachen.

Logitech

«Obwohl wir ein Schweizer Unternehmen mit Hauptsitz in Lausanne sind, verfügt Logitech über keine Produktionsstätten in der Schweiz und exportiert auch keine Produkte aus der Schweiz. Wir hoffen auf eine für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarung zwischen den USA und der Schweiz. Unsere Produktion ist bereits auf sechs Länder verteilt – China und fünf weitere Länder.»

Emmi

Als dezentral aufgestelltes Unternehmen produziert die Emmi-Gruppe primär «lokal für lokal». Rund 85 Prozent unseres US-Umsatzes wird lokal produziert. Bei Emmi sind insbesondere aus der Schweiz exportierte Käsespezialitäten wie Gruyère AOP von den US-Zöllen betroffen. Bereits im zweiten Quartal dieses Jahres sah sich Emmi gezwungen, aufgrund zoll- und wechselkursbedingter Entwicklungen Preiserhöhungen für diese Käsespezialitäten vorzunehmen. Die neuen Rahmenbedingungen erfordern nun eine erneute Anpassung der Preise.

Ricarda Demarmels, CEO von Emmi.
Ricarda Demarmels ist seit 2023 CEO von Emmi. Bild: zvg

Stadler

Die US-Zölle sowohl für Importe aus der Schweiz als auch der EU treffen Stadler nicht in vollem Ausmass. Bereits seit 2016 muss Stadler in den USA den Buy-America Act erfüllen. Dieser sieht aktuell vor, dass mindestens 70 Prozent des Wertschöpfungsanteils nachweislich in den USA erbracht werden. Aktuell erbringt Stadler Nordamerika zwischen 70 und 80 Prozent der Wertschöpfung in den USA. Von den restlichen 20 bis 30 Prozent stammt bereits heute ein Teil der Zulieferer aus Europa, mit dem tieferen Zollsatz von 15 Prozent. Stadler analysiert aktuell sämtliche Lieferketten mit dem Ziel, den Anteil der unter die hohen Strafzölle fallenden Komponenten weiter zu reduzieren. Zudem hat sich Stadler vertraglich gegen einen Teil der anfallenden Mehrkosten abgesichert.

Ems-Chemie

Bereits vorbeugend stellte sich Ems auch auf mögliche internationale Handelsbarrieren ein und strukturierte die eigenen Lieferketten entsprechend. Zwischen China und den USA bestehen bei Ems keine direkten Lieferbeziehungen. Die in den USA verkauften Produkte werden fast ausschliesslich in den USA produziert oder sind als wichtige Spezialitäten von US-Zöllen befreit.

Magdalena Martullo-Blocher, CEO der Ems-Chemie erscheint zu der Bilanzmedienkonferenz der Ems-Gruppe am Freitag, 7. Februar 2025 in Zuerich. (KEYSTONE/Michael Buholzer)
Magdalena Martullo-Blocher ist CEO der Ems-Chemie.Bild: keystone

Belimo

Es ist derzeit noch zu früh, um konkrete Auswirkungen der Zölle abzuschätzen. 50 Prozent Prozent des Umsatzes im ersten Halbjahr 2025 wurde in Nord- und Südamerika generiert, davon circa 80 Prozent in den USA. Belimo ist auf die Endmontage und das sogenannte Customizing fokussiert. Dieses wird fast vollständig vor Ort in den USA durchgeführt, wie ein guter Drittel der Endmontage. Komponenten und Halbfertigerzeugnisse, wie Basisantriebe werden aus unseren Werken in Europa und der weltweiten Lieferkette in die USA exportiert. Wir analysieren verschiedene Szenarien und prüfen unter anderem alternative Lieferketten. Die seit langer Zeit geplante Erweiterung unseres Standortes in Connecticut sowie die globale Präsenz verschaffen uns mehr Flexibilität als anderen Marktteilnehmenden.

Tecam

«Im Jahr 2024 lag der Umsatzanteil in den USA insgesamt bei rund 55 Prozent. Rund die Hälfte dieses US-Umsatzes wird – zusammen mit unseren lokalen Serviceangeboten – durch lokalisiertes Geschäft, also direkt aus den USA heraus, generiert. Im Partnering Business, das teilweise aus der Schweiz bedient wird, erfolgen unsere Lieferungen ab Werk. Das bedeutet, dass unsere OEM-Kunden (Erstausrüster) für die Einfuhr in die USA verantwortlich sind. Im Rahmen unserer strategischen Standortentwicklung prüfen wir laufend, wie sich unsere bestehenden Kapazitäten – etwa in Kalifornien und Malaysia – flexibel weiterentwickeln lassen, um veränderten Rahmenbedingungen wie den aktuellen US-Zöllen bestmöglich gerecht zu werden.»

Comet

«Wir haben bereits vorausschauend gewisse Massnahmen getroffen und handhaben die US-Zölle strategisch über alle Geschäftsbereiche hinweg. Zu den Massnahmen gehören die Übernahme der Zölle durch die Kunden aufgrund bestehender Vereinbarungen oder selektive Preiszugeständnisse in Geschäften mit stärkerem lokalem Wettbewerb. Wir ziehen keine Verlagerung der Produktion ins europäische Ausland in Betracht. Der Fokus unseres Ausbaus ist in Asien. Unser direktes Exposure gegenüber den USA und damit den Zöllen ist überschaubar.»

Calida

Die 39 Prozent Zoll sind ein schwerer Schlag für die Schweizer Wirtschaft, deren konkrete Auswirkung auf den Wohlstand in der Schweiz schwierig abzuschätzen ist. Was die Calida Group betrifft, ist unsere Produktion und Lieferkette bereits international aufgestellt. Diese überprüfen wir laufend und nehmen Anpassungen vor. Zölle sind dabei ein Element, das berücksichtigt werden muss. Ein Aufbau der Produktion in den USA ist hingegen keine Option. (sda/awp)

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Bekloppt «parkierte» E-Trottis

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quelle: amber vetter
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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gina3
07.08.2025 15:45registriert September 2023
Zusammengefasst:

-Wir haben im Moment nichts zu verkünden
-Wir beobachten die Situation.
-Wir werden uns an die Entwicklung anpassen.

Oder wie Ems-Chemie: “Wir haben auf jeden Fall vorher eine Struktur geschaffen, die uns vor verschiedenen Taxen & Steuern schützt”...

Präsident Lula scheint der Einzige zu sein, der den Mut hat, öffentlich zu sagen:
“Ich lasse mich von diesem Schurken nicht erpressen. Wir werden diskutieren, wenn er bereit ist zu verhandeln, aber nicht, solange er mein Land nur erpressen will".
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Roro Hobbyrocker
07.08.2025 15:41registriert August 2016
Bitte fragt doch bei Synthes, Swatch Group, Richemont oder Bühler nach. Die Produzieren in der Schweiz und exportieren auch wirklich.
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Gina3
07.08.2025 15:57registriert September 2023
Jetzt heisst es
➡️”jeder für sich".
Die SVP kümmert sich plötzlich nicht mehr um die kleinen Unternehmen.
Die großen Tenöre und Soprane der svp haben bereits ihre "Konstruktion", um Zölle so weit wie möglich zu umgehen ... und die anderen sollen doch für sich selbst kämpfen.
Aber wählen Sie ruhig die SVP weiter.
Sie werden die Schweiz entweder Trump oder Putin schenken....
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