In Südamerika wird viel mehr gelacht als in der Schweiz, wie hier am Karneval in Rio.Bild: EPA/EFE
World Emotion Report: Warum die Menschen in Südamerika glücklicher sind als in der Schweiz
Krieg, Armut und Ungerechtigkeit: Die Welt war noch nie so traurig und wütend wie heute. Das ist die Quintessenz der neuesten Publikation des Analyseunternehmens Gallup. Doch es gibt auch Good-News.
Faktoren wie des Bruttoinlandprodukt können zwar aussagen, wie es um die Wirtschaft eines Landes steht. Nicht jedoch, ob die Bevölkerung auch glücklich ist. Diese Lücke versucht das Statistikunternehmen Gallup seit 15 Jahren mit dem jährlichen Global Emotion Report zu füllen.
Dafür wurden 151'000 erwachsene Personen in 140 Ländern befragt. Das Ergebnis: Die Emotionen Trauer, Wut und Angst sind weltweit auf einem neuen Rekordhoch.
Der Index für die negativen Gefühle ist 2018 erneut auf dem Rekordhoch von 2017 geblieben.Bild: Gallup
Doch es gibt auch gute Neuigkeiten. So hat der gefühlte Stress 2018 im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen und positive Emotionen wie Freude oder Vergnügen haben ebenfalls wieder zugenommen. Dieser Wert ist jedoch über die letzten 15 Jahre eher stabil geblieben.
Allgemeiner Index:
Bild: Gallup
Die Länder mit den meisten positiven Gefühlen:
Paraguay
Panama
Guatemala
Mexiko
El Salvador
Die Länder mit den meisten negativen Gefühlen:
Tschad
Niger
Sierra Leone
Irak
Iran
Die skandinavischen Länder, die Schweiz und Westeuropa belegen auch in dieser Rangliste hohe Plätze. Sie werden allerdings in fast allen Belangen von Südamerika überboten. Wie ist das möglich?
Jon Clifton, Chef von Gallup, meint dazu: «Wenn man glaubt, Glück wird dadurch definiert, wie Menschen ihr Leben beurteilen, dann sind die Schweizer die glücklichsten. Wenn es aber darum geht, wie die Menschen ihr Glück durch Erfahrungen wie Lachen erleben, dann sind die Südamerikaner die glücklichsten.»
Allein mit Wohlstand ist Glück also noch nicht ausreichend erklärt. Auch der Glücksforscher Mathias Binswanger wies in einem Interview mit watson daraufhin: «Es gibt auf der Welt viele Menschen, für die ist das Nicht-Vorhandensein des Geldes der Stressfaktor. In der Schweiz gibt es aber zunehmend mehr Menschen, die wegen des Geldes gestresst sind.»
Schlechter steht es um die verschiedenen Krisengebiete, zum Beispiel Tschad. «Der schlechte Index des Landes zeigt zumindest teilweise den Effekt der Gewalt, der Vertreibung und des Kollaps von grundlegender Infrastruktur in Teilen von Tschad auf die Emotionen der Bevölkerung», schreibt Gallup in ihrem Bericht.
Wie die Ranglisten in den erfragten fünf positiven und fünf negativen Emotionen aussehen und wie die Schweiz im Vergleich abgeschnitten hat, siehst du hier:
Die Vorgehensweise:
Gallup befragte in 140 verschiedenen Ländern über 150'000 Personen. Dafür wurden die Personen telefonisch, schriftlich oder persönlich befragt. Dabei wurde spezifisch nach gefühlten Emotionen und Erlebnissen des Vortages gefragt. Zum Beispiel: Haben Sie sich gestern ausgeruht gefühlt? Haben Sie gestern oft gelacht? Haben Sie gestern physische Schmerzen empfunden? Die Ergebnisse wurden schliesslich von Analytikern ausgewertet und grafisch dargestellt.
Lesebeispiel: Estland belegt in dieser Rangliste den besten Platz, weil nur 6 Prozent der Befragten angaben, am Tag zuvor Wut empfunden zu haben. Armenien belegt den letzten Platz, weil 45 Prozent der Befragten am Tag zuvor wütend waren. In der Schweiz waren es 13 Prozent.
Traurigkeit
Bild: Gallup
Top-Länder:
Taiwan (5%)
Singapur (7%)
Kosovo (9%)
Schweden (12%)
China (12%)
22. Platz: Schweiz (17%)
Flop-Länder:
Tschad (54%)
Niger (49%)
Liberia (47%)
Sierra Leone (46%)
Iran (45%)
Stress
Bild: Gallop
Top-Länder:
Turkmenistan (10%)
Indonesien (13%)
Kasachstan (13%)
Kyrgyzstan (13%)
Usbekistan (13%)
30. Platz: Schweiz (28%)
Flop-Länder:
Griechenland (59%)
Philippinen (58%)
Tansania (57%)
USA (55%)
Sri Lanka (55%)
Angst
Bild: Gallup
Top-Länder:
Taiwan (12%)
Kyrgyzstan (18%)
Kasachstan (19%)
Singapur (19%)
Usbekistan (20%)
20. Platz: Schweiz (27%)
Flop-Länder:
Mosambik (63%)
Tschad (61%)
Benin (60%)
Portugal (59%)
Iran (59%)
Physische Schmerzen
Bild: Gallup
Top-Länder:
Vietnam (14%)
Zypern (15%)
Polen (15%)
Taiwan (15%)
Schweden (17%)
11. Platz: Schweiz (21%)
Flop-Länder:
Tschad (66%)
Sierra Leone (62%)
Irak (56%)
Gambia (56%)
Benin (55%)
Freude
Bild: Gallup
Top-Länder:
Nigeria (91%)
Sri Lanka (90%)
Indonesien (90%)
El Salvador (90%)
Paraguay (89%)
55. Platz: Schweiz (78%)
Flop-Länder:
Afghanistan (36%)
Weissrussland (41%)
Zypern (41%)
Türkei (41%)
Libanon (44%)
Ruhe
Bild: Gallup
Top-Länder:
Mongolei (86%)
Indonesien (85%)
Usbekistan (85%)
Vietnam (85%)
China (84%)
24. Platz: Schweiz (74%)
Flop-Länder:
Kuwait (28%)
Jemen (44%)
Armenien (45%)
Palästina (50%)
Weissrussland (51%)
Vergnügen
Bild: Gallup
Top-Länder:
Paraguay (91%)
Mexiko (88%)
Panama (87%)
Niederlande (87%)
Dänemark (87%)
30. Platz: Schweiz (80%)
Flop-Länder:
Sierra Leone (41%)
Weissrussland (42%)
Litauen (43%)
Ägypten (44%)
Türkei (44%)
Respekt erfahren
Bild: Gallup
Top-Länder:
Ecuador (97%)
Paraguay (97%)
Uruguay (97%)
Usbekistan (97%)
Argentinien (96%)
18. Platz: Schweiz (95%)
Flop-Länder:
Afghanistan (48%)
Laos (58%)
Litauen (61%)
Nepal (65%)
Äthiopien (65%)
Etwas gelernt
Bild: Gallup
Top-Länder:
El Salvador (75%)
Panama (75%)
Guatemala (73%)
Senegal (73%)
Niger (72%)
16. Platz: Schweiz (68%)
Flop-Länder:
Bangladesch (22%)
Zypern (23%)
Ägypten (24%)
Türkei (26%)
Mongolei (26%)
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Video: srf
Augenblicke – Bilder aus aller Welt
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Die beliebtesten Kommentare
G. Nötzli
26.04.2019 20:05registriert Juni 2015
Noch nie von diesem Report gehört, daher nehme ich dies nicht wirklich für bare Münzen...
So wie ich in Lateinamerika kenne, wird eher “im Moment gelebt”, während westliche Länder vorausplanen...
"Krieg, Armut und Ungerechtigkeit: Die Welt war noch nie so traurig und wütend wie heute."
1. Ist bezweifle ich das die Menschen während z.B. dem zweiten Weltkrieg glücklicher waren.
2. Ist die Aussage einfach unwissenschaftlich, da keinerlei Vergleichsdaten von vor 100/200/300/400/ Jahren usw. vorhanden sind. Wenn überhaupt müsste es heissen, dass die Menschen nach diesem Index in den letzten 15 Jahren noch nie so unglücklich waren.
3. Dürften alleine die Sprachunterschiede und damit verschiedenen Interpretationen von Fragen zu entscheidenden Verzerrungen führen.
Das ist eine Manie der heutigen Zeit, auf jeden Fall zumindestens in der westlichen Welt.
Warum muss alles gemessen gewogen und verglichen und bewertet werden. Lasst uns doch einfach leben.
Zum Glück sind die Menschen an den unterschieldichen Orten der Erde verschieden. Nur so gibt es dem Leben die richtige Würze.
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