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Schweiz

Ukraine: Deutsche Politiker wegen Schweizer Munitionsblockade wütend

«Hat mit Anstand zu tun» – deutsche Politiker wegen Schweizer Munitionsblockade wütend

04.11.2022, 16:4304.11.2022, 17:42
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Am Donnerstag hat sich der Bund gegen die Lieferung Schweizer Panzer-Munition von Deutschland an die Ukraine ausgesprochen. Wirtschaftsminister Guy Parmelin bekräftigte diese Position in einem Brief an die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht.

Konkret geht es um 12'400 Patronen 35-Millimeter-Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard, welche Deutschland an die Ukraine liefern wollte. Deutschland argumentiert, die Lieferung sei essenziell, um wichtige Infrastruktur zu verteidigen. Dazu gehören auch Häfen, welche den Getreideexport ermöglichen.

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Ein Gepard-Panzer nahe Oldenburg in Deutschland.Bild: keystone

Mit dieser Haltung stösst die Schweizer Politik in Deutschland nun auf wenig Verständnis. Vor allem Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, ärgert sich über die Schweizer Munitionsblockade. Wenn die Schweiz nicht dabei helfe, den Getreideexport aus der Ukraine zu schützen, «dann hilft sie indirekt Russland, die ärmsten Länder auszuhungern», so ihre Worte gegenüber dem «Blick».

Dies habe dann nichts mehr mit Neutralität zu tun, «sondern mit Anstand». Man müsse deshalb die Beschaffung von Schweizer Munition für existenziell wichtige Waffen künftig überdenken.

Politik FDP Marie-Agnes Strack-Zimmermann Marie-Agnes Strack-Zimmermann FDP, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag. 7.7.2022, Berlin *** Politics FDP Marie Agnes Strack Zimmermann Mari ...
Die Vorsitzende des deutschen Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann.Bild: www.imago-images.de

Auch Marcus Faber (FDP), der ebenfalls im Verteidigungsausschuss sitzt, kritisiert den Bund. Er fordert gegenüber dem «Blick», die Schweiz solle sich «deutlich dazu äussern, ob sie Deutschland im Verteidigungsfall so schlecht behandeln will wie die überfallene Ukraine». Sollte dies so sein, wäre auch er der Ansicht, man solle den Munitionsimport stoppen. «So können wir uns auf Lieferungen unserer freundlichen Nachbarn leider nicht mehr stützen.»

214. Bundestagssitzung und Debatte Aktuell, 03.03.2021, Berlin, Dr. Marcus Faber im Portrait bei seiner Rede Bundeswehreinsatz in Suedsudan UNMISS bei der 214. Sitzung des Deutschen Bundestag in Berli ...
Auch Marcus Faber ärgert sich über die Schweiz.Bild: www.imago-images.de

Beim Nein zur deutschen Anfrage argumentierte Wirtschaftsminister Parmelin mit dem Neutralitätsrecht, das Teil des Völkergewohnheitsrechts ist. Solange die Ukraine in einen internationalen Konflikt verwickelt sei, könne die Schweiz einer Anfrage um Weitergabe von Kriegsmaterial an die Ukraine aufgrund des neutralitätsrechtlichen Gleichbehandlungsgebots nicht zustimmen. Auch aufgrund der Bestimmungen im Schweizer Kriegsmaterialgesetz sei eine Weitergabe der Gepard-Munition nicht möglich. (dab)

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184 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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alfredos
04.11.2022 17:09registriert August 2018
"Man müsse deshalb die Beschaffung von Schweizer Munition für existenziell wichtige Waffen künftig überdenken." Das wird die Waffenlobby nicht freuen in der Schweiz. Wie lange dauerts wohl bis zur politischen Kehrtwende? Ist aus deutscher Sicht natürlich sinnlos Waffen und Muntion zu kaufen, die nich eingesetzt oder an bedrohte Partner weiter gegeben werden dürfen. Der Ärger über diese scheinheilige Neutralität kann ich gut nachvollziehen.
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Die Geschichte wiederholt sich...
04.11.2022 17:13registriert Februar 2022
Es ist einfach nur eine Schande, wie feige der Bund ist. Sich hinter der Neutralität zu verstecken, macht das Ganze nicht besser. Auf die Arabische Halbinsel kann die Schweiz auch liefern, obwohl man weiss, dass das gelieferte Material danach im Jemen wieder auftaucht.

Ich schäme mich für mein Land und hoffe, dass Deutschland die Schweiz abstraft, indem sie in Zukunft keine Rüstungsgüter mehr aus der Schweiz beziehen.
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Walser
04.11.2022 17:15registriert Februar 2018
Eine Schande.
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