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Schweiz

Trumps Zölle: Karin Keller-Sutter und Guy Parmelin sind in Washington

Zollhammer verhindern – Keller-Sutter und Parmelin auf heikler Mission in Washington

Am Dienstag flog eine grosse Schweizer Delegation nach Washington. Mit einem Ziel: Sie will den Strafzoll von 31 Prozent abwenden, den Trump für die Schweiz vorgesehen hat. Was sie dafür im Gepäck hat.
23.04.2025, 06:3123.04.2025, 08:19
Othmar von Matt und Stefan Bühler / ch media
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Am Dienstag hob die Schweizer Delegation Richtung Washington ab. An Bord: Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Vizepräsident Guy Parmelin. Aber auch Gabriel Lüchinger, Sondergesandter des Bundesrats für die USA, Helen Budliger, Staatssekretärin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), und Daniela Stoffel, Staatssekretärin für internationale Finanzfragen.

epa12007482 Swiss Federal President Karin Keller-Sutter (L) and Federal Councillor Guy Parmelin arrive for a press conference on the new import tariffs into the US, in Bern, Switzerland, 03 April 2025 ...
Sind mit besorgten Mienen nach Washington geflogen: Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (links) und Vizepräsident und Wirtschaftsminister Guy Parmelin.Bild: keystone

Sie nehmen am 23. und 24. April an der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank teil. Parallel dazu findet in Washington auch ein Treffen der G20-Finanzminister statt.

Bereits seit Montag weilt Martina Hirayama in den USA, Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation. Sie wohnte dort einem Raketenstart bei und traf Vertreter der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Hirayama stösst am Mittwoch zur Schweizer Gruppe.

Die Delegation ist hochkarätig wie selten. Das ist kein Zufall. Es geht wirtschaftlich um sehr viel. Keller-Sutter und Parmelin wollen verhindern, dass US-Präsident Donald Trump den Strafzoll von 31 Prozent in Kraft setzt, den er am 3. April verkündete, dann aber für neunzig Tage aussetzte.

Keller-Sutter trifft Finanzminister aus Trumps engstem Kreis

Bundespräsidentin Keller-Sutter hat bisher einen Termin auf sicher – jenen mit US-Finanzminister Scott Bessent. Dieser gehört im Moment zu Trumps engstem Zollteam. Am Morgen des 9. April, als Karin Keller-Sutter um 9 Uhr Washingtoner Zeit 25 Minuten lang mit Trump telefonierte, war Bessent im Oval Office bei Trump. Genauso wie Kevin Hassett, Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats, formell Trumps wichtigster Wirtschaftsberater.

Von Hassett weiss man dank Reuters, dass er beim Telefongespräch Trumps mit Keller-Sutter persönlich anwesend war. Es sei «unglaublich sympathisch» gewesen, sagte er. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass auch Bessent das Gespräch mithörte.

Treasury Secretary Scott Bessent speaks to reporters outside the West Wing of the White House, Wednesday, April 9, 2025, in Washington. (AP Photo/Jacquelyn Martin)
Scott Bessent
Karin Keller-Sutter wird US-Finanzminister Scott Bessent zum Gespräch treffen.Bild: keystone

Nur einige Stunden später verkündete Trump, dass er die Zölle neunzig Tage aussetzt. Es war US-Finanzminister Bessent, der unmittelbar im Anschluss daran den Dutzenden Medienvertretern Auskunft gab. Der ehemalige Hedgefonds-Manager sei damit zum «öffentlichen Gesicht dieses Entscheides» geworden, folgerte BBC. Es soll Bessent gewesen sein, der Trump in Gesprächen auf einem Air-Force-One-Flug am Wochenende vor dem 9. April und am Morgen des 9. April entscheidend beeinflusst hat.

Noch offen ist, wen Parmelin trifft. Am 7. April hatte er mit dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer Kontakt. Dieser gilt als Zoll-Hardliner. Ausgerechnet er war aber an jenem 9. April nicht im Oval Office, was gemäss BBC insinuiert, dass er bei Trump an Bedeutung verloren hat.

Denkbar ist gemäss «SonntagsZeitung», dass Parmelin Bildungsministerin Linda McMahon trifft oder Handelsminister Howard Lutnick. Als kaum wahrscheinlich gilt ein Treffen von Keller-Sutter mit Trump.

Schweiz hat ein Milliardeninvestitionspaket im Gepäck

Was kann die Schweiz den USA anbieten für einen Deal? Gemäss Insidern bieten sich erstens Milliardeninvestitionen von Schweizer Unternehmen an, zweitens ein Entgegenkommen bei gewissen Agrarzöllen, drittens der Abbau von technischen Handelshemmnissen bei Medizinalprodukten und viertens die Unterstützung der USA bei der Ausbildung von Fachkräften, die sie für die Reindustrialisierung benötigen.

Der Trumpf des Schweizer Angebots sind die Investitionen, die gemäss «NZZ am Sonntag» in den nächsten vier Jahren bis zu 150 Milliarden Franken betragen könnten. Bekannt ist heute, dass alleine Roche 50 Milliarden in den USA investieren will und Novartis 23 Milliarden. Auch Stadler Rail investiert 70 Millionen.

Diese Zahlen sind sehr hoch. Das verdeutlicht das Angebot, das Giorgia Meloni Trump machte: 10 Milliarden wolle Italien in den nächsten Jahren in den USA investieren, sagte sie. Und Ministerpräsidentin Meloni vertritt immerhin die drittgrösste Volkswirtschaft Europas. (aargauerzeitung.ch)

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quelle: keystone / wael hamzeh
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107 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gandalf-der-Blaue
23.04.2025 06:38registriert Januar 2014
Wenn ich das richtig verstehe, geht unsere Regierung mit Milliardeninvestitionen im Gepäck nach Washington, um den vorherigen Status wieder herzustellen? Klingt für mich nach einem Kniefall vor Trump... Sehe ich das falsch?
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DerRealist
23.04.2025 07:21registriert September 2022
Die angebliche "ungerechte Behandlung" gegenüber der USA ist völlig ungerechtfertigt und die Zölle die die Schweiz angeblich erhebt schlicht gelogen.
Und trotzdem will die Schweiz entgegenkommen? Sorry, dafür gibts absolut keine Grundlage und es gibt nichts zu "dealen".
Das einzige, das dieses Kasperlitheater gelehrt hat, dass man die Abhängigkeit von diesem Land eigentlich besser reduzieren sollte.

Und das traurigste ist: Trump kriegt so noch was er will. Man muss sich nur A****lochig genug verhalten.
Eine sehr fragwürdige Lektion.
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roger_dodger
23.04.2025 07:13registriert Februar 2016
Schön geht man sich in den USA wieder mal anbiedern und hat das Gefühl das die Amis dass auch nur im getongsten interessiert. Hat es noch nie. Die Amis werden wieder diktieren wo es lang geht und unsere Regierung wird wie üblich alles schlucken. Im Gegenzug investiert Roche 150 mia und baut in der Schweiz Stellen ab. Danke viel mal.
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