Ausgerechnet während Roman Polanski am Zurich Film Festival auftritt, tauchen neue Vergewaltigungsvorwürfe auf: Die deutsche Schauspielerin Renate Langer (61) beschuldigt den Filmregisseur, sie sexuell missbraucht zu haben. Dies berichtet die «New York Times» am Dienstag.
Demnach soll sich die Tat im Jahr 1972 in Gstaad ereignet haben, als Langer erst 15 Jahre alt war. «Polanski hat mich im Badezimmer seines Chalets in Gstaad vergewaltigt», so das frühere Playboy-Model. Einen Monat später habe er sich entschuldigt und ihr eine Filmrolle angeboten. Bei dem Dreh in Rom habe Polanski sie dann erneut vergewaltigt.
Die St.Galler Kantonspolizei bestätigt, dass sich Langer am 26. September mit der Polizei getroffen hat. «Die besagte Frau hat gegen Herr Polanski eine Anzeige eingereicht wegen Vergewaltigung und sexuellen Handlungen mit Kindern», sagt Polizeisprecher Hanspeter Krüsi zu FM1. Langer erhofft sich, dass die Schweiz aufgrund der speziellen Gesetzgebung Ermittlungen aufnehmen werde.
Laut Krüsi werden insbesondere zwei Punkte geklärt. Erstens stehe bei einem so lange zurückliegenden Ereignis die Frage der Verjährung im Raum. Und zweitens müsse die Zuständigkeit geklärt werden, weil die vermeintliche Tat offenbar im Kanton Bern vorgenommen worden sei.
Aber warum wendet sich die 61-Jährige erst jetzt an die Behörden? Bis anhin habe sie die Geschichte weder Freunden noch der Familie erzählt. Sie habe sich geschämt, einsam und verloren gefühlt. Die Sache sei ihr peinlich gewesen. «Meine Mutter hätte eine Herzattacke gekriegt, wenn sie davon erfahren hätte.» Da ihre Eltern mittlerweile verstorben sind, hat sie offenbar neuen Mut gefasst.
Bei seinem letzten Besuch am Zurich Film Festival 2009 klickten die Handschellen. Im September 2009 wurde er im Auftrag der US-Behörden verhaftet. Danach wartete er zehn Monate mit Fussfesseln in seinem Gstaader Chalet auf die Auslieferung in die USA.
Mitte August hatte ein Verfahren in den USA, bei dem es ebenfalls um Vergewaltigungsvorwürfe geht, für Furore gesorgt. Trotz der Bitte seines Opfers um eine Einstellung des Gerichtsprozesses verfolgt die US-Justiz die Jahrzehnte zurückreichenden Vergewaltigungsvorwürfe gegen Polanski weiter. Er könne das Verfahren gegen den 84-jährigen Filmemacher nicht einstellen, legte Richter Scott Gordon in Los Angeles damals in seiner Entscheidung dar. Dies hat offenbar Lang auch dazu bewogen, nun Anzeige zu erstatten.
Samantha Geimer, die nach eigenen Angaben 1977 im Alter von 13 Jahren von Polanski vergewaltigt worden war, hatte die US-Justiz persönlich um die Einstellung des Verfahrens gebeten. Der Richter lehnte dies ab. Nach Greimers Appell meldete sich allerdings eine weitere Frau, die angab, ebenfalls als Minderjährige von Polanski missbraucht worden zu sein. Für den US-Regisseur gilt die Unschuldsvermutung.
(cma/amü/sda)