International
Spanien

Prozess gegen katalanische Separatistenführer beginnt

FILE - In this Monday, Oct. 2, 2017 file photo, Catalan regional Vice-President, Oriol Junqueras, left, and Catalan President, Carles Puigdemont, attend a protest called by pro-independence supporters ...
Oriol Junqueras (links) mit Carles Puigdemont.Bild: AP/AP

«Riesenschande»: Prozess gegen katalanische Separatistenführer beginnt

12.02.2019, 04:26
Mehr «International»

Vor dem Obersten Gericht in Madrid beginnt am heutigen Dienstag der mit Spannung erwartete Prozess gegen zwölf katalanische Separatistenführer. Der katalanische Ex-Ministerpräsident Carles Puigdemont bezeichnet das Verfahren von seinem Exil aus als «Riesenschande».

Exiled former president of the Government of Catalonia Carles Puigdemont speaks at Trinity College in Dublin, Ireland, Tuesday Jan. 29, 2019. (Niall Carson/PA via AP)
Carles PuigdemontBild: AP/PA

Die spanische Staatsanwaltschaft wirft den Politikern und Aktivisten, von denen die meisten seit mehr als einem Jahr in Haft sind, im Zuge des Unabhängigkeitsreferendums vom 1. Oktober 2017 Rebellion, Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Mittel vor. Unter den Angeklagten sind drei Frauen.

Für den früheren Vizepräsidenten der Region, Oriol Junqueras, fordert die Behörde 25 Jahre Haft, für viele der anderen Angeklagten – darunter ehemalige katalanische Minister und zwei Anführer der Separatistenbewegung – beantragte sie zwischen 16 und 17 Jahre Gefängnis.

FILE - In this Nov. 2, 2017, file photo, the sacked Catalan Vice President Oriol Junqueras arrives at the National Court for questioning by a National Court judge investigating possible rebellion char ...
Oriol JunquerasBild: AP/AP

Insgesamt sollen fast 600 Zeugen verhört werden, so etwa der konservative Ex-Ministerpräsident Mariano Rajoy, in dessen Amtszeit das Referendum fiel. Das Verfahren wird Berichten zufolge mindestens drei Monate dauern.

Glaube an baldige Unabhängigkeit

Der frühere Regionalpräsident Carles Puigdemont, der sich in Belgien ins Exil abgesetzt hat, ist von dem Prozess nicht betroffen. Die spanische Justiz führt keine Prozesse in Abwesenheit des Angeklagten. In einem am Dienstag veröffentlichten Tamedia-Interview kritisierte Puigdemont das Verfahren scharf. «Der ganze Prozess ist eine Riesenschande.»

Es sei unakzeptabel, dass das Gericht die Organisation eines Referendums über die Selbstbestimmung als kriminelle Tat einstufe. Weder 25 Jahre noch ein Jahr Gefängnisstrafe seien dafür angemessen. Das internationale Recht gebe allen Völkern das Recht auf Selbstbestimmung. Spanien habe diese Bestimmung anerkannt, aber nie umgesetzt. Die Kläger in Madrid berufen sich bei dem Prozess auf den Schutz der Verfassung.

Puigdemont gab sich im Interview weiter überzeugt, dass die Unabhängigkeit Kataloniens noch zu seinen Lebzeiten zustande komme. «Wir sind in einer Übergangsphase, wir werden weiterkämpfen und die Entscheide an den Urnen akzeptieren. Das Problem Katalonien existiert seit 300 Jahren. Es ist Zeit für eine Lösung.»

Neue Demonstrationen angekündigt

Der frühere Magistrat stellt sich persönlich auf ein jahrelanges Exil ein. «Das kann sein, ich bin darauf vorbereitet», sagte er weiter. Er führe täglich Videogespräche mit Mitgliedern seiner Familie und erhalte alle drei Wochen Besuch. «Ich habe das Glück, meine Arbeit hier in Brüssel in Freiheit machen zu können, dank der Rechte, die mir die EU garantiert.»

Unabhängigkeitsbefürworter in der Konfliktregion haben bereits zu neuen Demonstrationen und Protestaktionen aufgerufen. Kundgebungen sind in den nächsten Wochen nicht nur in Barcelona und anderen katalanischen Städten, sondern auch in Brüssel und deutschen Städten wie Berlin, Hamburg und Köln geplant. (sda/dpa)

Tausende protestieren gegen Festnahme Puigdemonts:

Video: srf

Massendemo in Barcelona – gegen die Unabhängigkeit:

1 / 10
Massendemo in Barcelona – gegen die Unabhängigkeit
In der katalanischen Regionalhauptstadt Barcelona sind am Sonntag hunderttausende Gegner einer Loslösung von Spanien auf die Strasse gegangen.
quelle: epa/efe / toni albir
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
23
Wie sich die Armut weltweit entwickelt – und was sich immer noch verbessern muss
Die extreme Armut ist seit 1990 weltweit gesunken, dennoch sind noch immer fast 700 Millionen Menschen betroffen. Das grösste Sorgenkind ist und bleibt Afrika.

Eine Dose Bier, eine Packung Kaugummis oder Tafel Schokolade – für rund zwei Franken kann man in der Schweiz nicht viel kaufen. Eine Busfahrt kostet meist mehr und auch für einen Snack am Kiosk reicht ein Zweifränkler nicht.

Zur Story