Die südkoreanische Regierung ist mit Richtlinien für mehr Vielfalt in der Popmusikszene auf starken Widerstand gestossen. Das Ministerium für Geschlechtergerechtigkeit zog den Katalog am Mittwoch angesichts von Zensurvorwürfen kleinlaut zurück.
In den Richtlinien hiess es, die sogenannten K-Popstars sähen zu gleich aus. Die Jugendidole seien allesamt dünn, gleich geschminkt und gekleidet. Das Problem der Uniformität sei «gravierend».
Koreas K-Pop ist ein Milliardengeschäft. Die Schönheitsindustrie samt -chirurgie in dem asiatischen Land sind ein ebenso grosser Markt. Jährlich legen sich in Südkorea zehntausende Menschen für ein vermeintlich perfektes Aussehen unters Messer, darunter auch viele Minderjährige.
Das Ministerium versicherte, es habe keine Vorgaben machen oder TV-Produktionen kontrollieren wollen, sondern auf die Gefahren hinweisen wollen. Absicht sei es gewesen, «Medien abzuhalten, unbeabsichtigt Menschenrechte zu untergraben oder Diskriminierung Vorschub zu leisten». Offenbar hätten die Richtlinien jedoch «unnötige Verwirrung» gestiftet.
Die Entschuldigung folgte nach erbittertem Widerstand im Internet. «Es ist wirklich überraschend, dass Südkorea das tut, was kommunistische Diktaturen wie China und Nordkorea in Erwägung ziehen würden», schrieb ein Nutzer. Auch ein Abgeordneter stellte einen Bezug zur Zeit der autokratischen Regierungen und Militärregierungen bis in die 80er Jahre her.
Kritiker der K-Popszene werfen der Branche vor, zu vielen Menschen fragwürdige Schönheitsideale einzuimpfen. Im Jahr 2017 liessen sich alle vier Mitglieder der Girlband SixBomb ausgiebig operieren, bevor sie mit ihrer Hit-Single auf dem Markt gingen. In einer Videoserie davor bewarben sie ihre Schönheits-OPs regelrecht bei Besuchen in einem Operationsaal einer Klinik. (whr/sda/afp)