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Syrien

UN-Soldaten winkten syrische Polizisten in einen Hinterhalt und filmten deren Ermordung

UNO-Soldaten winkten syrische Polizisten in einen Hinterhalt und filmten deren Ermordung

Österreichische Blauhelm-Soldaten liessen 2012 syrische Geheimpolizisten auf den Golanhöhen in einen Hinterhalt von Schmugglern laufen – und filmten deren Ermordung. Dies zeigt ein «verstörendes» Video, das nun publik wurde.
28.04.2018, 19:5329.04.2018, 13:45
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Die Regierung in Wien hat am Samstag eine Untersuchung zu einem tödlichen Zwischenfall auf den Golanhöhen eingeleitet, in den österreichische UNO-Soldaten im Jahr 2012 verwickelt gewesen sein sollen. Damals sollen österreichische Blauhelmsoldaten syrische Polizisten bewusst in einen Hinterhalt haben fahren lassen.

Die Wochenzeitung «Falter» brachte den Vorfall durch die Veröffentlichung eines von den Blauhelm-Soldaten gefilmten Videos ans Licht. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, teilte auf Twitter mit, eine Untersuchungskommission habe am Samstag ihre Arbeit aufgenommen. Die UNO werde zur Mitarbeit eingeladen.

In dem vom Falter veröffentlichten Video sind nach Angaben des Blattes Schmuggler zu sehen, die sich hinter Felsen verschanzt haben. Eine Stunde später kommt ein Geländewagen der syrischen Polizei angefahren. Die Österreicher lassen die Polizisten passieren.

Die Bilder zeigen dann, dass die syrischen Sicherheitskräfte erschossen werden. Nach UNO-Angaben wurden neun Polizisten von 13 Bewaffneten getötet.

In dem Video ist laut dem «Falter»-Bericht zu hören, dass die Österreicher wussten, was auf die Polizisten zukommen würde. Es ist ein Wortwechsel im österreichischen Dialekt zu hören. Einer sagt zu einem Kameraden, er sollte die Polizisten warnen. Ein anderer sagt: «Jetzt geht's gleich los.»

«Falter»-Chefredaktor Florian Klenk erläutert das «Massaker am Golan» im Video:

Der «Falter» bekam dieses Video zusammen mit Fotos und weiteren Dokumenten von einem unbekannten Whistleblower per Post zugespielt.Video: YouTube/FALTER

Die österreichische Nachrichtenagentur APA zitierte einen UNO-Sprecher mit den Worten, das Video sei «verstörend». Die UNO werde bei der Aufklärung des Vorfalls mit den österreichischen Behörden zusammenarbeiten. Der Vorfall selbst war demnach bekannt: Er sei dem UNO-Sicherheitsrat gemeldet und in einem Bericht festgehalten worden, sagte der Sprecher.

Die «Salzburger Nachrichten» zitierten am Samstag in ihrer Online-Ausgabe einen österreichischen Soldaten, der selbst als UNO-Soldat auf den Golanhöhen stationiert war. «Der Befehl lautete: Nicht einmischen», sagte der Mann. Seine Kollegen hätten «zu 100 Prozent korrekt gemäss unserem Auftrag gehandelt». Bei dem Vorfall war er selbst den Angaben zufolge nicht dabei.

Israel hatte einen Teil der syrischen Golanhöhen 1967 besetzt und später annektiert. Der Waffenstillstand wird von der UNO überwacht. Wegen der Verschlechterung der Sicherheitslage nach Beginn des Syrien-Kriegs 2011 zog Österreich seine Blauhelm-Soldaten 2013 von dort ab.

(sda/afp)

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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kunibert der Fiese
28.04.2018 20:12registriert März 2016
Die hätte man warnen müssen!

Das eribnert irgendwie an das versagen der blauhelme bei srebrenica 1995...
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Dickes Brötchen
28.04.2018 20:15registriert März 2016
Ach was, wie überaschend.. Dann sind zumindest einige der Schauer-Geschichten über die Blauhelme möglicherweise gar nicht so unwahr?

Mich überascht das jetzt ehrlich gesagt nicht mehr sonderlich, aber einigen dürfte es zumindest ein wenig die Augen öffnen.
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Blutgrätscher
28.04.2018 20:31registriert Juli 2016
Als Wachposten ist es doch ihre Aufgabe, die Sicherheit im Gebiet festzustellen?
Die haben dann den Befehl mMn genau nicht erfüllt, wenn sie der Polizei dann einen Hinterhalt als sicheres Gebiet verkaufen.

Die machen sich doch so nur zum Handlanger der Schmuggler.

"Normal musst das de Hund sagen, Oida. Wenn das da aner überlebt, kommt er umma und schiesst uns ab."
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