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Ukraine

Umfrage: Putins Krieg gegen die Ukraine findet keine Mehrheit bei Russen

Russian President Vladimir Putin attends a Security Council meeting at the Novo-Ogaryovo residence outside Moscow, Russia, Friday, Dec. 2, 2022. (Mikhail Metzel, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP)
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Wladimir Putin: Eine interne Umfrage soll zeigen, dass der Rückhalt für den Ukraine-Krieg schwindet.Bild: keystone

Bericht: Putins Krieg findet keine Mehrheit bei Russen

In einer Befragung einer Kreml-Behörde sind nur 25 Prozent für den Ukraine-Krieg. Eine knappe Mehrheit sprach sich für Friedensgespräche aus.
03.12.2022, 12:2403.12.2022, 12:24
Ein Artikel von
t-online

Einer internen Kreml-Umfrage zufolge sollen sich 55 Prozent der befragten Russen für Friedensverhandlungen aussprechen. Nur ein Viertel befürwortet den Krieg gegen die Ukraine noch. Das Papier soll nach Informationen der unabhängigen oppositionsnahen Medienseite Meduza von der russischen Behörde FSO erstellt worden sein. Dort war man sich wohl über das brisante Ergebnis bewusst und habe die Datenauswertung als «streng vertraulich eingestuft.» Entsprechend fand sie bislang keine Verbreitung in russischen Medien. Die Informationen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Im Oktober hatte das Levada-Zentrum, ein unabhängiges russisches Meinungsforschungsinstitut, in einer Umfrage ähnliche Werte ermittelt. Damals sagten 57 Prozent der Befragten, sie unterstützen Verhandlungen oder würden diese unterstützen. Nur 27 Prozent waren dafür, den Krieg gegen die Ukraine weiterzuführen. Noch im Juli sprachen sich nur 30 Prozent für eine Friedenslösung aus.

Nach Informationen von Meduza will der Kreml reagieren – eigene Umfragedaten sollen nicht mehr in vollem Umfang veröffentlicht werden. Ein Informant sagte demnach, man wolle «besser nicht die Dynamik offenbaren», die hinter den Umfragen stecke. Im Klartext heisst das wohl: Putin will keine schlechten Nachrichten hören oder gar verbreiten.

Mobilmachung soll Ausschlag gegeben haben

Der Leiter des Levada-Zentrums, Denis Volkov, sieht einen Meinungsumschwung seit der Mobilmachung im September. «Es ist der Widerstand, selbst im Krieg dabei sein zu müssen. Sie unterstützen den Krieg, aber sie haben kaum Interesse daran, selbst mitzumachen», sagte er gegenüber Meduza. Viele Russen seien davon ausgegangen, dass der Krieg in der Ukraine sie selbst nicht betreffe und das Leben weiterginge. Das sei jetzt anders, und man spreche darüber.

Auch der Soziologe Grigory Yudin sieht den Ruf an die Waffen als Grund für die schwindende Unterstützung. Der «verlorene Glaube an einen Sieg» sei ein weiterer Grund dafür. Zwar schliesse er Demonstrationen nicht aus, er glaube aber eher an eine gewisse Apathie bei den Russen. Kreml-Insider berichteten Meduza, dass man dort über Proteste weniger besorgt sei. Man wolle aber «die Temperatur nicht unnötig erhöhen und die Menschen nicht verärgern», beschreibt die anonyme Quelle die Strategie. Deshalb seien die Medien auch angewiesen worden, «mehr positive Nachrichten» zu veröffentlichen.

Verwendete Quellen
• meduza.io: «Make peace, not war» (englisch)
• levada.ru: «Public Sentiment in October» (englisch)
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73 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
03.12.2022 12:38registriert Juni 2016
Krieg ist halt immer Toll wenn man selbst nicht Teilnehmen muss
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stormcloud
03.12.2022 15:43registriert Juni 2021
Putin, Medwedew, Prigoschin, Lawrow und die ganze Meschpoke in den Mülleimer der Geschichte, nach einem Urteil in Den Haag.
Und dann kann man über Frieden und Neuordnung in Russland reden.
Die derzeitige Regierung und ihre Propagandisten sind keine vertrauenswürdigen Verhandlungspartner. Sie sind schlichtweg Gangster und Kriegsverbrecher.
Mit solchen Leuten darf man sich nicht an einen Tisch setzen.
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Magnum
03.12.2022 14:51registriert Februar 2015
Tja. Wasser ist nass und verlieren macht keinen Spass.
So weit nichts neues. Die Bevölkerung Russlands erweist sich als opportunistisch und von Propaganda geblendet. Ein guter Schuss Feigheit ist mit im Spiel: So lange nur Minoritäten aus dem fernen Osten Russlands an der Front starben, war es den meisten komplett egal. Nun ist der Krieg mit all seinen hässlichen Konsequenzen näher gerückt, und statt einem Siegfrieden scheinen Verhandlungen plötzlich attraktiv.
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