«Mit allem, was wir haben», wollte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR Moskau attackieren. Das berichtet die Washington Post unter Berufung auf geheime Dokumente der US-Spionagebehörde NSA, die im Rahmen des grossen Info-Leaks der letzten Wochen aufgetaucht seien.
Demzufolge plante Kyrylo Budanow einen Angriff auf das Zentrum der russischen Macht am 24. Februar – dem Jahrestag des Einmarsches der feindlichen Truppen in die Ukraine. Auch ein Angriff auf die Hafenstadt Noworossijsk am Schwarzen Meer ist dem Bericht zufolge diskutiert worden, um den Russen aufzuzeigen, dass die Ukraine in der Lage ist, den Konflikt bis weit in russisches Gebiet zu tragen.
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Weshalb die Angriffe nicht ausgeführt wurden, ist nicht eindeutig klar. Laut dem Bericht ist aber wohl eine US-Intervention der Grund dafür. Die USA hätten nämlich die Pläne der Ukrainer heimlich überwacht – und am 22. Februar, zwei Tage vor den geplanten Attacken, hat der HUR einem ebenfalls geleakten CIA-Bericht zufolge «auf Bitten Washingtons zugestimmt, die Angriffe auf Moskau zu verschieben».
Wer genau hinter «Washington» steckt – ob es sich um eine Intervention auf höchster Ebene handelt –, geht aus den Berichten nicht eindeutig hervor.
Die Ukraine versucht seit Längerem, den Krieg auf das Staatsgebiet Russlands zu tragen, auch um der russischen Bevölkerung die Auswirkungen des Angriffskriegs ihrer Regierung am eigenen Leib zu vergegenwärtigen. Die geleakten Berichte zeigen nun auf, dass die ukrainische Führung in ihren Kriegsplänen zumindest gelegentlich von den USA gebremst wird.
Die USA fürchten eine Eskalation des Konflikts, einige US-Beamte erachten laut der «Washington Post» Angriffe auf Russland selbst als «hochriskante Operationen» – insbesondere, wenn dabei von den USA zur Verfügung gestellte Waffen verwendet würden. Es geht die Befürchtung um, Wladimir Putin könnte dadurch die nächste Eskalationsstufe ausrufen und beispielsweise taktische Atomwaffen einsetzen.
Trotz der partiellen Bremsversuche aus den USA kam es in der Vergangenheit mehrfach zu Explosionen auf russischem Gebiet. Im Dezember des vergangenen Jahres wurde beispielsweise der Luftwaffenstützpunkt Engels-2 in Südrussland attackiert, hunderte Kilometer von der Front entfernt. Die Ukraine bekannte sich dabei nicht offiziell zum Angriff, allerdings äusserte sich insbesondere Selenskyj-Berater Michailo Podolyak mehrfach vielsagend. Er schrieb damals beispielsweise auf Twitter:
Dienstag: Russland droht mit Ende des Getreideabkommens
Mittwoch: Russland droht mit Atomwaffen
Donnerstag: Russland droht mit Rohstoffembargo
Freitag: Russland droht der Zusammenbruch