Nur Donald Trump kann die US-amerikanische Wirtschaft retten. Nur Donald Trump ist hart gegenüber Migranten. Nur Donald Trump kann den Kampf gegen Fentanyl gewinnen.
So oder ähnlich klingt es häufig aus dem Lager von republikanischen Wählerinnen und Wähler, wenn man es zu den wichtigsten politischen Herausforderungen des Landes befragt.
Doch stimmt das wirklich? Ist nur Trump geeignet, die grossen Fragen der US-Politk anzugehen und vor allem, zu lösen? Ist nur Trump hart gegenüber Migration? Kann nur Trump den Kampf gegen das Drogenproblem in den USA gewinnen?
Eine neue Umfrage von YouGov und ein darauf basierender Meinungsbeitrag der Washington Post lässt jedenfalls Zweifel aufkommen. Registrierte Wählerinnen und Wähler aus beiden Parteien wurden dabei blind zu über 100 politischen Vorschlägen von Harris und Trump befragt – das heisst, sie wussten nicht, aus welchem Lager der politische Ansatz stammte.
Befragt wurden dabei Meinungen zu zig verschiedenen Lösungsansätzen, von der Drogenpolitik, zur Grenzpolitik bis zur Wirtschaftspolitik oder Aussenpolitik. Und die Ergebnisse überraschen.
Es wird nämlich klar: Oft werden die Lösungsansätze von Harris bevorzugt – und zwar von Demokraten wie auch Republikanern. Die Agenda der demokratischen Anwärterin ist oftmals beliebter als die ihres Kontrahenten.
Sieht man sich die Auswertungen der Umfragen an, wird deutlich, dass beinahe alle untersuchten politischen Vorschläge von Harris eine Mehrheit unter registrierten Wählern finden. Bei Trump hingegen sind es nur rund die Hälfte.
Der beliebteste Punkt bei Harris' Politik ist dabei ein Plan einer Massnahme zur Sicherung der Grenze. Bei Trump ist die Abschaffung der Steuer auf Sozialversicherungseinkommen der beliebteste Vorschlag.
Die «Washington Post» hat die unterschiedlichen politischen Vorschläge in acht Kategorien eingeteilt: Kriminalität, Bildung, Wirtschaft, Einwanderung, soziale Herausforderungen, Umwelt, Gesundheit und Aussenpolitik.
Und auch hier zeigt sich das gleiche Bild: Während Harris und Trump in den Bereichen Einwanderung, Aussenpolitik und Wirtschaft in etwa gleich auf sind, setzt sich die Demokratin mit ihrer Agenda in den anderen fünf Themen zum Teil deutlich durch.
Spannend wird es dann, wenn man die einzelnen Themenfelder genauer beleuchtet. So hat Harris zum Beispiel in Sachen Kriminalität die deutlich beliebteren Vorschläge als Trump, obwohl Personen bei Themen wie Kriminalität und Waffen eher dem Republikaner vertrauen.
Zum Beispiel Harris' Vorschlag, für alle Waffenkäufe Hintergrundüberprüfungen vorzuschreiben. Dieser Vorschlag wird von 86 Prozent der registrierten Wählerinnen und Wähler unterstützt.
Währenddessen kommen die Vorschläge Trumps zum Thema Kriminalität zum Teil kaum an. Zum Beispiel die Todesstrafe bei gewissen Drogen-Delikten. Hier stimmen nur 29 Prozent aller Wählerinnen und Wähler zu.
Die «Washington Post» kommt darum auch zum Schluss:
Was nicht erstaunt ist, dass die Agenda der beiden Kandidaten bei den eigenen Wählern gut ankommt. Aber: Die Umfrage zeigt auch, dass die verschiedenen Vorschläge von Harris bei unentschlossenen Wählern viel beliebter sind als die Vorschläge Trumps.
Die Befragung zeigt, wie Harris und ihr Team Mühe haben, den registrierten Wählerinnen und Wähler aufzuzeigen, was ihre konkreten politischen Pläne sind und wie diese genau aussehen. Offensichtlich wissen die Leute nicht, wofür Harris steht.
Dies zeigt sich auch in der Abschlussbefragung von YouGov. Die Befragten wurden aufgefordert, zu raten, welcher Kandidat einzelne Massnahmen vorgeschlagen hatte.
Oftmals wurden Ideen, die von einer breiten Masse gestützt werden, eher Trump zugerechnet. Zum Beispiel eine Beschränkung der Ausfuhr fortschrittlicher Technologien mit militärischen Anwendungen nach China – ein Vorschlag von Harris, der überwiegend Trump zugerechnet wird.
Zudem zeigt die Umfrage auch, dass Vorschläge, die aus beiden politischen Lagern kommen, von Wählerinnen und Wählern eher Trump als Harris zugeschrieben werden.
Beide Kandidaten sind zum Beispiel für eine Erhöhung der Öl- und Gasproduktion im Inland. Aber nur 8 Prozent der Befragten schrieben diesen Vorschlag Harris zu.
Bei solchen Themen gehen Wählerinnen und Wähler also oftmals davon aus, dass diese aus dem Trump-Lager stammen – obwohl beide Kandidaten entsprechende Vorschläge eingebracht haben.
Natürlich ist die Popularität einer Politik nicht unbedingt ein Beweis für die inhaltlichen Vorzüge. Ausserdem heisst es nicht, dass, nur weil ein Kandidat etwas verspricht, dies auch so umgesetzt wird. Und nicht alle politischen Fragen werden von Wählerinnen und Wähler gleich stark gewichtet.
Die Umfrage zeigt aber auf, wie das Team von Harris Mühe hat, ihre Politik den US-Amerikanerinnen und Amerikaner im Detail aufzuzeigen. Die Auswertung der Befragung hat zwar gezeigt, dass ihre politischen Vorschläge von einer breiten Basis – Demokraten und Republikaner – gestützt werden, nur scheinen das viele Republikanerinnen und Republikaner nicht zu wissen.
Und es zeigt vor allem auch, dass der Wahlkampf in den USA zu grossen Teilen auf Emotionen basiert – und nicht auf Fakten.
Um Sachpolitik geht es in den USA bei diesen Präsidentschaftswahlen schon längst nicht mehr.
Die SVP hat es in den 90ern erkannt: Es ist komplett irrelevant welche Politik du tatsächlich betreibst, wichtig ist nur gut klingende simple Parolen so oft wie möglich zu wiederholen
Man kann (und sollte) sich die Frage stellen, ob diese Einstellung - die sich in weiten Teilen der grossen Medien und bei etablierten Parteien zunehmend zeigt - im Kern nicht eine wesentlich grössere Bedrohung der Demokratie bedeutet, als es eine Figur wie Donald Trump jemals sein könnte....