Ein Passagier wird brutal von Flughafenpolizisten aus seinem Sitz gerissen und in den Gang gezerrt. Am Schluss läuft dem Arzt Blut über das Gesicht und er wirkt sichtlich verstört. Es sind Bilder aus einem überbuchten Flug der United Airline vom Sonntag aus Chicago. Das Video wurde von einem anderen Passagier aufgenommen und ins Internet gestellt.
Seitdem wird die Fluggesellschaft mit Häme überschüttet. Am Montagnachmittag, als die Welle so richtig ins Rollen kam, verlor die Dachgesellschaft United Continental Holdings fast eine Milliarde US-Dollar an Aktienwert.
Anstatt die Krise zu entschärfen hat United-CEO Oscar Munoz das Feuer sogar noch weiter angefacht. In einem internen Email bezeichnete er den betroffenen Passagier als «zerstörerisch und aggressiv». Seine Angestellten hätten nach professionellen Regeln gehandelt.
Im Internet geht der Spiessrutenlauf derweil weiter. Auf Twitter wird unter #NewUnitedAirlinesMotos nach einem neuen Motto für United gesucht, was an Häme kaum noch zu überbieten ist. Hier ein paar Beispiele:
Our prices can't be beaten! But our passengers can. #NewUnitedAirlinesMottos
— Matthew Murphy (@mmurphy0907) 11. April 2017
Board as a doctor,
— Jenn 🐳🐳 (@fanqin0619) 11. April 2017
Leave as a patient. #NewUnitedAirlinesMottos
#NewUnitedAirlinesMottos
— George Madeh (@xXGurgleXx) 11. April 2017
We treat you like we treat your luggage.
Nun hat auch die Konkurrenz Lunte gerochen. Auf ihrem offiziellen Twitter-Kanal hat Emirates Airlines einen Werbespot mit dem Slogan «Fly the friendly skies, this time for real!» veröffentlicht.
Fly the friendly skies with a real airline. pic.twitter.com/wE5C5n6Lvn
— Emirates airline (@emirates) 11. April 2017
US-Comedian Jimmy Kimmel hat in seiner Late-Night-Show sogar einen neuen Werbespot für United gedreht. Der Slogan hier? «United Airlines: F*ck You!»
United wird ebenfalls des Rassismus verdächtigt. In China löste das Video Proteststürme im Internet aus. Viele forderten den Boykott der Airline, weil der Arzt asiatischer Herkunft ist. Manche vermuten, er sei deshalb ausgewählt worden. United hat sich bisher nicht zu diesen Vorwürfen geäussert.
United-CEO Munoz hat sich am Dienstag zum zweiten Mal öffentlich zum Vorfall geäussert. Dieses Mal stellte er sich nicht mehr so klar hinter seine Angestellte. Er wolle nun die Statuten zur Umgangspolitik mit Passagieren bei United überprüfen und gegebenenfalls anpassen. (leo)