Der Präsident wird in den USA nicht direkt vom Volk gewählt. Ins Weisse Haus zieht, wer eine Mehrheit der Stimmen im Electoral College gewinnt, dem Gremium der Wahlmänner und Wahlfrauen. Im Zentrum des Wahlkampfes steht deshalb jeweils nur eine kleine Gruppe von politisch umkämpften Bundesstaaten.
Dieses Mal umfasst diese Gruppe sieben Staaten und die Stimmen von insgesamt 93 Wahlleuten. Ohne diese liegt Kamala Harris in den aktuellsten Prognosen der ABC-Wahl-Plattform «538» mit 226:219 Wahlleuten vorne. Sie bräuchte also noch 44 Stimmen aus den sieben Swing States, um gewählt zu werden. Doch in fünf der umstrittenen Staaten liegt in den Prognosen aktuell Donald Trump vorne.
73 Wahlleute
Gewinner*in
Name
%
Stimmen
Trump
56.6%
1'650'045
Harris
43.1%
1'250'012
62% ausgezählt / Briefwahl offen
Stand: 16.10.2024 - 11:42
Gewinner 2020
Donald Trump
Harris
Trump
Unklar
Quelle:
538 •Grafik:
watsonDer «Grand Canyon State» ist erst seit kurzem ein Swing State. Mit Ausnahme von Bill Clinton im Jahr 1996 ging der Sieg in den vergangenen Jahrzehnten ausschliesslich an die Republikaner. 2020 lag dann wieder der demokratische Kandidat Joe Biden ganz knapp vorn, weil sich viele Mitte-Wählerinnen und -Wähler von der lokalen Republikanischen Partei mit ihren teils extremen Ansichten vor den Kopf gestossen fühlten. Gegen Harris und die Demokraten spricht allerdings, dass die Einwanderung Thema Nummer 1 im Grenzstaat ist und viele Unentschlossene wegen der hohen Inflation derzeit zur republikanischen Seite tendieren.
Nach sechs Siegen für die Republikaner konnten sich 2020 erstmals wieder die Demokraten den «Peach State» sichern. Denkbar knapp: Nur 11'779 Stimmen oder 0,2 Prozentpunkte lag Biden am Ende vor Trump. Besonders wichtig für diesen Erfolg war damals der hohe Stimmanteil bei der schwarzen Wählerschaft, sie stellen dort rund ein Drittel aller Wähler. Allerdings haben Umfragen im Frühjahr gezeigt, dass Biden während seiner Amtszeit gerade bei jüngeren Schwarzen an Boden verloren hat. Harris konnte diesen Rückstand nur teilweise wettmachen.
Der «Great Lakes State» war wegen der vielen Autobauer und Fabrikangestellten lange eine demokratische Hochburg, doch wegen der tiefen Krise der Automobilindustrie unterstützten diese 2016 plötzlich Donald Trump. Vier Jahre später siegte Biden allerdings wieder hauchdünn und nun liegt Harris in den Umfragen ebenfalls knapp vorne. Doch noch ist nichts entschieden: Der grosse Unsicherheitsfaktor sind die vielen arabisch-stämmigen Wählenden, die mit der aktuellen US-Politik in Nahost höchst unzufrieden sind.
Seit 1976 haben sowohl Republikaner als auch Demokraten den «Silver State» je sechsmal für sich entscheiden können. Zuletzt siegten die «Dems» viermal in Serie. Im Wüstenstaat sind Wirtschaftsthemen wegen der grossen Abhängigkeit vom Tourismus besonders wichtig. Die Erholung von der Corona-Pandemie verläuft nur schleppend und die Arbeitslosenquote gehört zu den höchsten in den USA, was das Pendel in Richtung Trump ausschlagen lassen könnte.
Der Staat gilt eigentlich als konservativ. Mit Ausnahme von Jimmy Carter 1976 und Barack Obama 2008 hat der «Tarheel State» auch immer den republikanischen Kandidaten gewählt. Doch durch viele Zugezogene und einen hohen Anteil von schwarzen Wählerinnen und Wählern hoffen Harris und die Demokraten auf eine Überraschung. Zudem könnte sich der Gouverneurskandidat der Republikaner als grosser Stolperstein für Trump herausstellen: Mark Robinson leugnet den Holocaust und bezeichnet sich selbst als «Black Nazi».
Pennsylvania ist der grösste und wichtigste Swing State. Meist geht der «Keystone State» an die Demokraten, doch in den aktuellsten Umfragen ist es ein äusserst knappes Kopf-an-Kopf-Rennen. Harris muss vor allem in den städtischen Gebieten um Philadelphia und Pittsburgh möglichst viele Stimmen holen, denn Trump wird in den ländlichen Gebieten abräumen. Erst recht seit dem Attentat auf den Ex-Präsidenten in Butler Mitte Juli.
Seit 1988 ist der «Badger State» fast durchgehend in demokratischer Hand. Eine Ausnahme gab es allerdings: 2016 gewann Donald Trump in Wisconsin, obwohl er in den Umfragen nie vorne lag. Vier Jahre später musste er sich allerdings wieder knapp geschlagen geben – nur rund 20'000 Stimmen machten aber jeweils den Unterschied. Aktuell sieht es nach einem Sie von Harris aus, auch weil die Demokraten in der Agglomeration der grossen Städte Stimmen generieren konnten.
Da fühle ich mich besser in der Schweiz, wo mit 7 Bundesräten, das ganze Spektrum abgedeckt ist. Geht deshalb alles langsamer, dafür ist viel mehr Kontinuität.