Omarosa Manigault Newman wurde durch Trumps Reality-Show «The Apprentice» bekannt und tritt häufig als Gast in amerikanischen Talkshows auf. Nach Trumps Wahlsieg wurde sie im Januar 2017 zur Kommunikationsdirektorin des Büros des Weissen Hauses für öffentliche Beteiligung ernannt. Nach nicht ganz einem Jahr wurde sie allerdings bereits wieder entlassen.
Nun, zwei Dinge: Ein Buch geschrieben – und geheime Tonaufnahmen veröffentlicht.
In ihrem Buch «Unhinged» (auf deutsch etwa: «Gestört» oder «Aus den Angeln gehoben»), das heute Dienstag in die Buchläden kommt, beschreibt Manigault Newman den Präsidenten als «Rassisten, einen Fanatiker und einen Frauenfeind», berichtet der «Guardian».
#ComeClean45 https://t.co/aXnPSh0x9e
— OMAROSA (@OMAROSA) 27. Juli 2018
Die Autorin selber habe gehört, wie Trump über den philippinisch-stämmigen Ehemann einer Mitarbeitern rassistische Anmerkungen gemacht habe. Haiti habe er als «beschissenes Land» bezeichnet. Sie habe zudem aus drei verschiedenen Quellen gehört, dass es aus der Zeit von Trumps Moderatorentätigkeit bei der TV-Show «The Apprentice» Aufnahmen gebe, wo er mehrfach das «N-Wort» gesagt habe, sich also rassistisch über Afroamerikaner geäussert habe.
Vor dem Erscheinen ihres Enthüllungsbuchs hat Manigault Newman heimliche Tonbandaufnahmen aus dem Weissen Haus veröffentlicht. Manigault Newman machte am Sonntag einen Mitschnitt ihres Entlassungsgesprächs mit Stabschef John Kelly publik. Er wirft der 44-jährigen Afroamerikanerin «bedeutende Integritätsprobleme» vor.
Am Montag veröffentlichte NBC noch einen zweiten Mitschnitt. Zu hören ist demnach eine Unterhaltung, die Manigault Newman nach ihrer Entlassung mit Trump führte; der US-Präsident scheint von der Entlassung seiner engen Mitarbeiterin gerade erst gehört zu haben.
«Omarosa? Omarosa, was ist los?», fragt Trump in der Aufnahme. «Ich habe gerade in den Nachrichten gesehen, dass du darüber nachdenkst wegzugehen? Was ist passiert? Niemand hat mir etwas davon erzählt.» Trump fügt hinzu: «Ich wusste es nicht. Ich mag es gar nicht, dass du gehst.»
Die Veröffentlichung der Mitschnitte ist ungewöhnlich, denn der «Situation Room» im Weissen Haus, in dem Manigault Newman 2017 von Kelly gefeuert wurde, ist ein Ort höchster Vertraulichkeit. Elektronische Geräte sind dort normalerweise verboten.
Nach der Veröffentlichung der Mitschnitte bezeichnete Trump seine langjährige Bekannte als «Abschaum» und schrieb eine Serie wütender Tweets. Die «verrückte Omarosa» sei schon bei «The Apprentice» drei Mal gefeuert worden, schrieb Trump. Nun sei sie «zum letzten Mal gefeuert worden».
Wacky Omarosa, who got fired 3 times on the Apprentice, now got fired for the last time. She never made it, never will. She begged me for a job, tears in her eyes, I said Ok. People in the White House hated her. She was vicious, but not smart. I would rarely see her but heard....
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 13. August 2018
Manigault Newman habe bei ihm «mit Tränen in den Augen» um einen Job «gebettelt», berichtete Trump. «Ich sagte ok.» Im Weissen Haus hätten die Leute sie aber «gehasst». Manigault Newman sei «bösartig» und «nicht klug» gewesen. Er selbst habe sie nur selten gesehen, aber «wirklich schlimme Sachen» über sie gehört, fügte Trump hinzu. Sie sei zu anderen Mitarbeitern «gemein« gewesen und habe «ständig Meetings verpasst» oder sei nicht zur Arbeit gekommen.
...really bad things. Nasty to people & would constantly miss meetings & work. When Gen. Kelly came on board he told me she was a loser & nothing but problems. I told him to try working it out, if possible, because she only said GREAT things about me - until she got fired!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 13. August 2018
While I know it’s “not presidential” to take on a lowlife like Omarosa, and while I would rather not be doing so, this is a modern day form of communication and I know the Fake News Media will be working overtime to make even Wacky Omarosa look legitimate as possible. Sorry!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 13. August 2018
Kelly habe ihm nach seiner Ernennung zum Stabschef gesagt, dass sie eine «Verliererin» sei und «nichts als Probleme» mache. Trump berichtete, er habe Kelly darum gebeten, die Sache – wenn möglich – zu klären, «weil sie nur grossartige Sachen über mich gesagt hat – bis sie gefeuert wurde».
Das Weisse Haus hat die Vorwürfe gegen US-Präsident Donald Trump pauschal zurückgewiesen. «Das Buch ist durchsetzt mit Lügen und falschen Anschuldigungen», sagte Trumps Sprecherin Sarah Sanders am Freitag in Bedminster. «Es ist traurig, dass eine verärgerte ehemalige Mitarbeiterin des Weissen Hauses versucht, aus diesen falschen Angriffen Profit zu schlagen.»
Sanders kritisierte auch das Vorgehen der Ex-Mitarbeiterin scharf. «Schon der Gedanke, dass eine Mitarbeiterin ein Aufnahmegerät in den Situation Room des Weissen Hauses schleust, ist eine eklatante Missachtung unserer nationalen Sicherheit.» Dass Manigault Newman nun im Fernsehen darüber prahle, zeige einmal mehr, dass es ihr an Charakter und Integrität mangele, fügte sie hinzu.
Manigault Newman zeigte sich reumütig über ihre Mitarbeit in der Trump-Regierung. Sie sei «mitschuldig» daran, dass das Weisse Haus die Nation «betrügt». «Sie täuschen die Nation weiter darüber, wie rückständig er geistig ist», sagte sie über Trump. «Wie schwer es ihm fällt, komplexe Informationen zu verarbeiten. Wie wenig er mit den wichtigsten Entscheidungen befasst ist, die unser Land betreffen. Ich war mitschuldig und das bedauere ich.»
Manigault Newman rechtfertigte sich zur Veröffentlichung der Aufnahmen bei NBC: «Ich habe mich selbst geschützt, denn das ist ein Weisses Haus, in dem jeder lügt», sagte die 44-Jährige. «Der Präsident belügt das amerikanische Volk». Auch Trumps Sprecherin Sarah Sanders «steht vor dem Land und lügt jeden Tag.»
Manigault Newman schreibt laut «Washington Post», nach ihrer Entlassung aus dem Weissen Haus im Dezember habe Trumps Wahlkampfteam ihr einen mit monatlich 15'000 Dollar dotierten Job angeboten – im Gegenzug hätte sie sich zum Schweigen verpflichten müssen. Das tat sie offensichtlich nicht.
Manigault Newman hat ihren Willen zu einer Zusammenarbeit mit dem US-Sonderermittler in der Russlandaffäre, Robert Mueller, erklärt. Sie sei bereits von Muellers Büro kontaktiert worden, sagte Manigault Newman am Montag im Sender MSNBC. «Wenn sein Büro erneut anruft, werde ich alles mit ihnen teilen, was sie wollen», sagte sie weiter.
In den Ermittlungen Muellers geht es schwerpunktmässig um mutmassliche russische Wahlkampf-Einmischungen zugunsten Trumps in den US-Wahlkampf sowie den Verdacht einer möglichen Verwicklung von Trump-Mitarbeitern in diese Interventionen. Die Ermittlungen haben bisher zu Anklageerhebungen gegen 31 Verdächtige geführt, darunter vier frühere Trump-Mitarbeiter und 26 Russen. Trump prangert die Ermittlungen regelmässig als «Hexenjagd» an.
Während seiner Tiraden erwähnt US-Präsident Trump beiläufig, Manigault Newman habe eine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnet.
Wacky Omarosa already has a fully signed Non-Disclosure Agreement!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 13. August 2018
Damit räumte er erstmals ein, dass Regierungsmitglieder zur Unterzeichnung derartiger potenziell illegaler Vereinbarungen aufgefordert wurden. Die US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) erklärte, wenn Regierungsmitarbeitern damit ein Preisgeben aller bei der Arbeit erworbener Informationen untersagt werde, verstiessen solche Abmachungen gegen die Verfassung. (sda/dpa/vom/mlu)