Tucker Carlson – einst ein einigermassen angesehener TV-Star beim konservativen Fernsehsender Fox News, heute Podcaster – ist in Kritik geraten, weil er Darryl Cooper als Gast in seine Sendung «Tucker on X» auf X (ehemals Twitter) eingeladen hat.
Cooper, der einen Podcast und Newsletter mit dem Titel «Martyr Made» herausgibt und sich in der Sendung als Holocaustleugner entpuppt hat, wurde von Carlson als «wichtigster Populärhistoriker, der heute in den Vereinigten Staaten arbeitet», vorgestellt.
Doch dann stellte Cooper, «der wichtigste Populärhistoriker der USA», eine Reihe falscher Behauptungen über den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg auf:
1) Die Millionen von Menschen, die in den Konzentrationslagern «gestorben» seien, seien nur deswegen «gestorben», weil die Nazis nicht genug Ressourcen gehabt hätten, um sie zu versorgen, und nicht, weil es sich um einen vorsätzlichen Völkermord gehandelt habe.
2) Winston Churchill, der damalige britische Premierminister, sei vor allem dafür verantwortlich, dass der Zweite Weltkrieg «zu dem wurde, was er war». In Wirklichkeit sei er der «Hauptschurke» des Zweiten Weltkriegs – und nicht Adolf Hitler.
Geklickt hat das Interview ganz gut: Bis zum Freitagmorgen wurde das Video fast 30 Millionen Mal angesehen.
Dass Carlson Cooper und dessen revisionistischen Ansichten eine Plattform geboten hatte, löste bei der Biden-Administration und anderen erhebliche Empörung aus.
Der Sprecher des Weissen Hauses, Andrew Bates, schrieb in einer Erklärung: «Einem Holocaust-Leugner, der Nazi-Propaganda verbreitet, ein Mikrofon zu geben, ist eine widerliche und sadistische Beleidigung für alle Amerikaner, für die Erinnerung an die über sechs Millionen Juden, die von Adolf Hitler völkermörderisch ermordet wurden, für den Dienst der Millionen Amerikaner, die gegen den Nationalsozialismus gekämpft haben und, nicht zuletzt, für jedes spätere Opfer des Antisemitismus.»
Bates schrieb weiter, die Biden-Regierung verurteile «diese moralische Fäulnis», die jederzeit inakzeptabel und jetzt – nachdem das tödlichste Massaker gegen Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust verübt wurde – erst recht abzulehnen sei. Bates spielte damit auf den Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober an, bei dem über 1000 Menschen, darunter über 800 Zivilistinnen und Zivilisten, umgebracht wurden.
Der ehemalige Präsident und jetzige Präsidentschaftskandidat Donald J. Trump und sein Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance haben sich bisher geweigert, sich von Carlson zu distanzieren. Dieser ist immer noch eine wichtige Figur in der rechten Politik, auch wenn er bei Fox News keine Sendungen mehr moderiert. Auf dem republikanischen Parteitag im Juli ist Carlson zum Beispiel als Redner aufgetreten.
Carlson, der gerade mit einem Live-Talkshow-Format durch das Land tourt, wird am 21. September ausserdem in Hershey, Pennsylvania, auftreten – mit J.D. Vance als Gast. In einer Erklärung vom Freitag erklärte dessen Kampagnen-Team, dass J.D. Vance nicht «an eine Kultur der Schuldzuweisung» glaube, die Ansichten von Cooper aber «offensichtlich» nicht teile.
Auf Anfrage der «New York Times» lehnte es ein Berater von Carlson am Freitag ab, sich zu der Kritik an dem Interview zu äussern. Er wies aber darauf hin, dass Vance immer noch als Gast der Talkshow eingeplant sei. Die Tournee sei «im Rekordtempo ausverkauft» gewesen.
The furor over my Tucker interview is a straight replay of the Very Fine People hoax. Totally mendacious, claiming the literal opposite of what was actually said, too shameless to care that people can easily go see the video themselves.
— Martyr Made (@martyrmade) September 5, 2024
Der «Angeklagte» Cooper liess sich von alledem wenig beeindrucken. Auf X schrieb er am Freitag, dass die «Furore» um das Interview «total verlogen» sei. In den Reaktionen werde das Gegenteil von dem behauptet, was er tatsächlich im Interview gesagt habe. Also alles Fake News, mal wieder.
(lyn)
Das kann man wirklich nicht mehr schönreden. Nicht einmal Schönsaufen.
Wer sich davon nicht distanziert, ist bestenfalls ein Mitläufer, schlimmstenfalls gehört auch er/sie zur Nazi-Mischpoke.
Dass die sich nicht schämen.
Nun gut, auch SVP Grössen distanzieren sich nie von Putin und seinem Angriffskrieg. Selbst wenn man sie direkt fragt.
Wir leben in üblen Zeiten.