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So stellt sich Donald Trump auf Kamala Harris ein

Republican presidential candidate former President Donald Trump reacts after speaking at a campaign rally, Saturday, July 20, 2024, in Grand Rapids, Mich. (AP Photo/Evan Vucci)
Donald Trump sieht sich mit einer neuen Ausgangslage konfrontiert.Bild: keystone

«Sie ist verrückt. Sie ist durchgeknallt» – so stellt sich Trump auf Kamala Harris ein

Nach der überraschenden Auswechslung bei den Demokraten müssen die Republikaner ihre Wahlkampfpläne überarbeiten. Die Partei von Donald Trump sagt, das sei kein Problem. Aber stimmt das auch?
22.07.2024, 04:5625.07.2024, 08:59
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Lange dauerte es am Sonntag nicht, bis sich die Republikaner auf die neue Ausgangslage im Rennen um das Weisse Haus eingestellt hatten. Kaum hatte Joe Biden seinen Rückzug verkündet, begannen die Chef-Strategen des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump auf seine wahrscheinliche Nachfolgerin einzuprügeln.

Kamala Harris, hiess es in einer schriftlichen Stellungnahme, sei bloss eine schlechte Kopie von Joe Biden Und: Und weil die Vizepräsidentin nicht die Wahrheit gesagt habe über den Gesundheitszustand des Präsidenten, trage Harris die Hauptverantwortung für die missliche Situation, in der sich die grösste Volkswirtschaft der Welt nun befinde. Für die Republikaner «ändert sich überhaupt nichts», behauptete Jason Miller, ein hochrangiger Trump-Berater, in einem Fernsehinterview.

Republikaner auf dem falschen Fuss erwischt

Solch starke Worte können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Republikaner am Sonntag auf dem falschen Fuss erwischt wurden. Trump und Konsorten hatten eigentlich damit gerechnet, dass Biden im Präsidentschaftswahlkampf verbleiben würde. Biden galt als zu stolz und zu stur, als dass er einfach den Bettel hinwerfen würde. Auch deshalb hatten sie den gesamten Wahlparteitag in der vergangenen Woche auf den unbeliebten Präsidenten zugeschnitten: Biden, mit 81 Jahren der älteste Bewohner des Weissen Hauses in der Geschichte der USA, müsse gehen, lautete die Botschaft.

Nun ist der 78 Jahre alte Trump plötzlich der älteste Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der USA. Und er sieht sich wahrscheinlich mit einer Kontrahentin konfrontiert, die 1964 geboren wurde und damit fast einer neuen Generation entstammt. (Harris ist damit eine junge Baby-Boomerin; die «Generation X» umfasst gemeinhin die Jahrgänge 1965 bis 1980.)

Trump selbst sagt, dass es nicht darauf ankomme, gegen wen er antrete. Die politischen Ideen der Demokraten seien derart unpopulär, er werde gegen jeden linken Präsidentschaftskandidaten gewinnen, sagte er in einem Interview mit dem Nachrichtensender «Fox News Channel». Auch forderte er online den umgehenden Rücktritt Bidens, falls er seine Aufgaben im Weissen Haus nicht mehr erfüllen könne.

Trump beleidigt Harris und bezeichnet sie als durchgeknallt

Aber so richtig überzeugt scheint Trump von dieser Aussage nicht zu sein. Also zündeten die Republikaner online einige Nebelpetarden. So machte sich der Ex-Präsident bereits am Samstag über das Lachen von Harris lustig. Trump, der sich noch vorige Woche als Landesvater und Versöhner präsentiert hatte, sagte über die Vizepräsidentin: «Sie ist verrückt. Sie ist durchgeknallt.»

Auch drohte Trump, bei der nächsten TV-Debatte im September nicht aufzutauchen, sollte diese Diskussionssendung weiterhin vom Sender ABC organisiert werden. Und sein Vize J.D. Vance behauptete, dass Harris fast vier Jahre lang über die «mentale Kapazität» des Präsidenten die Unwahrheit erzählt habe.

Tatsache ist: Die Zustimmungswerte für Harris sind vergleichbar schlecht wie diejenigen Bidens. Aber die Vizepräsidentin tritt im Wahlkampf dynamischer auf als ihr Chef. Sie ist eine ehemalige Staatsanwältin und kann, wenn sie will, scharf argumentieren.

Weil sie wohl einen Vize-Kandidaten nominieren muss, wenn sie wirklich für die Demokraten antreten, besitzt sie die Chance, dem Wahlkampf einen neuen Impuls zu geben. Würde sie einen Anwärter aus einem politisch umkämpften Bundesstaat wie Pennsylvania oder Arizona oder North Carolina auswählen, wäre ein Sieg für die Demokraten in diesem Staat plötzlich wieder in Griffweite.

Und schliesslich wird Harris das frustrierte Fussvolk der Partei aufrütteln, darunter vor allem auch viele junge Aktivistinnen und Aktivisten. Damit könnte sie die bisher defensiv auftretenden Demokraten in der November-Wahl gegen die aggressiv vorgehenden Republikaner stärken. Bereits sammelte Harris in den ersten Stunden ihrer Präsidentschaftskandidatur gegen 47 Millionen Dollar ein, wie die Spendenplattform Actblue meldete. Das ist eine rekordverdächtige Summe.

Die Republikaner werden diese überraschenden Entwicklungen nicht einfach teilnahmslos beobachten. Bereits lancierten die Republikaner in politisch umkämpften Bundesstaaten Anti-Harris-Werbespots.

Ein Werbespot der Republikanischen Partei gegen Kamala Harris.Video: YouTube/GOP

Bereits ist auch die Rede von juristischen Klagen der Republikaner gegen die Demokraten. Speaker Mike Johnson beispielsweise sagte am Sonntag, die Partei verhalte sich undemokratisch, wenn sie den Sieger der Vorwahlen auswechseln werde. Das ist ein starkes Stück, waren es doch die Republikaner, die nach der verlorenen Präsidentenwahl 2020 versuchten, Trump mit undemokratischen Mitteln an der Macht zu behalten. Doch die Republikaner werden nichts unversucht lassen, um der designierten Präsidentschaftskandidatin neue Steine in den Weg zu legen.

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quelle: keystone / christophe petit tesson
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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jaco
22.07.2024 05:53registriert Dezember 2021
Harris mag wohl durchgeknallt sein, Trump ist aber ein verurteilter Straftäter und darf nicht mal mehr wählen.
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Tante Karla
22.07.2024 06:37registriert März 2024
Trumpisten flippen total aus. Das ist ein gutes Zeichen.

Trumpisten beten einen alten Mann an. Am Ende seiner Amtszeit wäre Trump fast 84 Jahre alt.
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Hundshalter Leno
22.07.2024 06:20registriert September 2023
Es braucht schon nicht viel um die Exponenten dieser Partei zu verwirren.
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