Auf Weg zum Super Bowl: Trump kündigt nächste Zölle an
Die Ankündigungen machte Trump am Sonntag im Gespräch mit Medienschaffenden während seines Fluges zum Super Bowl – dem US-Football-Finale – in New Orleans. Sie sollen alle Länder betreffen, sagte Trump weiter. Ausnahmen würden auch nicht für die Nachbarn Kanada und Mexiko gelten.
Trump erklärte ausserdem auf dem Flug zum Super Bowl, dass er «gegenseitige Zölle» (reciprocal tariffs) ankündigen werde. Das bedeutet, dass die USA Importzölle auf Produkte erheben würden, wenn ein anderes Land Zölle auf US-Waren verhängt. «Ganz einfach: Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas», erklärte der US-Präsident.
Auf die Frage eines Reporters, wann die Zölle in Kraft treten würden, antwortete Trump: «nahezu sofort.» Die neuen Abgaben für Stahl und Aluminium werde er demnach am Montag verkünden, die anderen «wahrscheinlich am Dienstag oder Mittwoch».
Handelskrieg war zunächst abgewendet worden
Erst Anfang der Woche konnte ein nordamerikanischer Handelskrieg mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft vorerst abgewendet werden. Trump liess sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten von angedrohten Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse vor allem zur Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen mindestens 30 Tage auf.
In Bezug auf den wirtschaftlich mächtigen Rivalen China liess der US-Präsident aber nicht mit sich reden: Strafzölle von zehn Prozent auf alle chinesischen Waren traten am Dienstag in Kraft.
Nach seinem Wiedereinzug ins Weisse Haus hatte Trump zudem seine Zoll-Drohung gegen die Europäische Union erneuert. Trump will die USA als Produktionsstandort stärken und das Handelsdefizit mit Europa abbauen.
USA auch für Schweizer Stahlproduzenten wichtig
Die Schweiz wird in der US-Statistik nicht separat aufgeführt. Doch auch für die hier ansässigen Stahlproduzenten sind die USA ein wichtiger Markt. So machte etwa das angeschlagene Unternehmen Swiss Steel im ersten Halbjahr 2024 knapp 10 Prozent seines Umsatzes mit Kunden in den USA.
Dies aber wohl hauptsächlich via die Fabriken im Ausland. Laut der Aussenhandelsstatistik summierten sich die Exporte von Gusseisen, Eisen und Stahl made in Switzerland lediglich auf einen Wert im tiefen zweistelligen Millionenbereich.
Europäer wollen entschlossen handeln
Die EU zeigte sich zuletzt bei einem Gipfel in Brüssel entschlossen gegenüber Trump. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigten europäische Gegenmassnahmen an, sollten die USA zusätzliche Zölle auf EU-Waren erheben. Von EU-Diplomaten hiess es, die Europäische Kommission habe bereits vor längerer Zeit mögliche Gegenmassnahmen vorbereitet.
Die EU-Kommission hält die Verhängung von Zöllen für rechtswidrig, sie wären aus ihrer Sicht wirtschaftlich kontraproduktiv. Die deutsche Bundesregierung zeigte sich besorgt, sieht aber auch die Möglichkeit eines Kompromisses mit der US-Regierung.
«Niemand hat ein Interesse an einem Handelskonflikt mit der EU»Frankreichs Aussenminister Jean-Noël Barrot sagte dem Sender TF1: «Es gibt kein Zögern, wenn es darum geht, unsere Interessen zu verteidigen.»
Die EU-Kommission werde «die Sektoren festlegen, die Gegenstand dieser Vergeltungsmassnahmen sein werden.» Niemand sollte ein Interesse daran haben, in einen Handelskonflikt mit der EU einzutreten, füge er hinzu.
«Die EU sieht keine Rechtfertigung für die Verhängung von Zöllen»
Auch die EU selbst warnte Trump vor der Einführung neuer Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. «Die EU sieht keine Rechtfertigung für die Verhängung von Zöllen auf ihre Exporte», teilte die für die Handelspolitik zuständige EU-Kommission in Brüssel mit. «Wir werden handeln, um die Interessen europäischer Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher vor ungerechtfertigten Massnahmen zu schützen.»
Die Behörde unter der Leitung von Ursula von der Leyen machte zudem deutlich: «Mit der Einführung von Zöllen würde die US-Regierung ihre eigenen Bürger besteuern, die Kosten für Unternehmen erhöhen und die Inflation anheizen», heisst es in der Erklärung.
Thyssenkrupp sieht keine grossen Auswirkungen für sich
Ein Sprecher des deutschen Wirtschaftsministeriums sagte, Zölle würden die deutsche exportorientierte Wirtschaft treffen. EU und die deutsche Regierung setzten sich weiter dafür ein, dass es nicht dazu komme. Zugleich seien Vorbereitungen für den Fall der Fälle getroffen.
Der deutsche Stahl- und Industriegüterkonzern Thyssenkrupp sieht nach Trumps Ankündigung keine grossen Auswirkungen für sich. «Die angekündigten Zölle auf Importe in die USA würden nach jetzigem Kenntnisstand nur einen sehr begrenzten Einfluss auf die Geschäfte von Thyssenkrupp haben», erklärte das Unternehmen in Essen.
Dies gelte insbesondere auf die angekündigten Zölle auf Stahl. «Der Hauptmarkt für den Stahl von Thyssenkrupp ist Europa. Der Export an Stahlprodukten von thyssenkrupp Steel Europe in die USA ist vernachlässigbar gering und betrifft vor allem hochwertige Produkte mit guter Marktposition», erklärte ein Sprecher. Die Stahlsparte von Thyssenkrupp ist Deutschlands grösster Stahlhersteller. Wichtigster Produktionsstandort ist Duisburg.
USA sind wichtiger Absatzmarkt für deutsche Exporteure
Die USA sind ein durchaus bedeutsamer Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie. Rund 80 Prozent der Stahlausfuhren aus Deutschland gehen aber in andere EU-Länder.
Laut dem deutschen Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl ist Deutschland der grösste Stahlproduzent in der EU und steht weltweit an siebter Stelle hinter China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea. Branchenübergreifend sind die USA für deutsche Exporteure der wichtigste Absatzmarkt.
Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute (AISI) für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in der Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten.
Aufschub für Mexiko und Kanada
Anfang vergangener Woche konnte ein nordamerikanischer Handelskrieg mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft vorerst abgewendet werden. Trump liess sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten angedrohter Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse der Nachbarn vor allem bei der Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen für mindestens 30 Tage auf. (awp/sda/dpa)
Erste Amtszeit
Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte Trump auf Stahl- und Aluminiumimporte Sonderzölle einführen lassen. Die EU reagierte damals mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter.
Die Auseinandersetzung belastete die transatlantischen Beziehungen schwer. Trumps Nachfolger Joe Biden setzte diese Zölle nach seinem Amtsantritt 2021 aus. Die Verhandlungen über eine Lösung überdauerten aber auch die Amtszeit des Demokraten.
(awp/sda/dpa)
