Internet-Handelsriese Amazon hat ein Armband entwickelt, das künftig von den Mitarbeitern in den Versandzentren getragen werden könnte. Die Ideenschrift im Archiv des US Patent Office stammt aus dem Jahr 2016 und wurde nun von Geekwire entdeckt. Es handelt sich um ein Armband, das die Arbeitseffizienz der Mitarbeiter erhöhen soll, dabei aber auch zu mehr Überwachung führen könnte.
Das elektronische Accessoire verfügt über einen Ultraschall- oder Radiowellentransceiver. In den Lagerhallen platzierte Empfänger können durch dessen Signal die genaue Position des jeweiligen Mitarbeiters bestimmen.
Der Bericht über die Entwicklung des Armbands löste empörte Reaktionen in Italien aus, wo Amazon mit einem der grössten Lagerhäusern Europas, unweit der norditalienischen Stadt Piacenza, präsent ist. «Das elektronische Armband beleidigt die Würde der Arbeitnehmer. Arbeit ist kein Verbrechen», twitterte die scheidende Präsidentin der Abgeordnetenkammer Laura Boldrini.
Braccialetto elettronico è modalità degradante e offensiva per dignità lavoratori. Lavorare non è un reato #Amazon
— laura boldrini (@lauraboldrini) 1. Februar 2018
Arbeitsminister Giuliano Poletti meinte, in Italien seien Gesetze in Kraft, laut denen man Initiativen zur Kontrolle der Produktivität der Arbeitnehmer mit den Gewerkschaften vereinbaren müsse. Die Rechtspolitikerin Giorgia Meloni meinte, das elektronische Armband sei ein Weg, um aus Arbeitnehmern «Sklaven» zu machen. «Das ist das Ergebnis der ungeregelten Globalisierung», kritisierte Meloni. Die Gewerkschaften versprachen einen entschlossenen Widerstand gegen das elektronische Armband.
Amazon plant in Norditalien zwei neue Logistikzentren. Dafür sollen 1600 Mitarbeiter angestellt werden. Ein 34'000 Quadratmeter grosses Lager ist in Casirate nahe der lombardischen Stadt Bergamo geplant. In den nächsten drei Jahren sollen hier 400 neue Jobs entstehen. Die Inbetriebnahme ist im kommenden Herbst vorgesehen.
Ein weiteres Logistikzentrum ist unweit von Turin geplant. Hier sollen 1200 Personen beschäftigt werden. Investitionen von 150 Mio. Euro sind für den Turiner Standort vorgesehen, der 60'000 Quadratmeter gross sein soll. Von hier aus will Amazon auch den Südosten Frankreichs beliefern. Amazon ist seit 2010 in Italien präsent und hat bisher 800 Mio. Euro investiert und 3000 Jobs geschaffen. (apa)