Der Begriff «Torgservis» dürfte hierzuland den wenigsten geläufig sein. Es handelt sich hierbei um einen Superdiscounter aus Russland, der heute in Leipzig unter dem Namen «Mere» seine erste deutsche Filiale eröffnet.
Das Unternehmen unterhält zur Zeit rund 928 Läden in Osteuropa und Asien. In Deutschland sollen mehr als 100 Standorte entstehen. Laut dem «Blick» gibt es bereits weitere Expansionspläne nach Polen und Aserbaidschan.
Mere setzt hauptsächlich auf Lebensmittel – und will diese 20 Prozent billiger als die Konkurrenz anbieten. «Jeden Tag nur Tiefstpreise», lautet das Motto auf der Homepage.
Billig kommt nicht nur der Preis, sondern auch die Einrichtung daher. So gibt es keine Regale und die gesamte Einrichtung ist bereits gebraucht. Kunden bedienen sich von Paletten, Hochregalen und aus Kartons. Einige Filialen in Russland sollen sogar ungeheizt sein.
Doch stellt sich die Frage: Funktioniert dieses Konzept in Mitteleuropa?
Medien zweifeln, ob das Unternehmenn in Deutschland Fuss fassen wird. So seien die Lebensmittelgesetze und Anforderungen an die Lebensmittelqualität deutlich höher als in Russland. Und tatsächlich wurde die Eröffnung in Leipzig wegen verschiedenen Problemen immer wieder verschoben.
Ein Experte sagt gegenüber dem «Stern», dass das Konzept mit nur 100 Filialen nicht erfolgreich sein könne. Torgservis bräuchte deutlich mehr Läden und eine riesige Nachfrage, um mit Händlern Preisverhandlungen zu führen.
Laut dem «Blick» sieht ein anderer Experte aber durchaus reelle Chancen, dass sich der russische Superdiscounter in Deutschland zu etablieren vermag. Da Aldi und Lidl sich von ihrer ursprünglichen Billig-Strategie abgewandt hätten, sei das Preisversprechen von Torgservis einhaltbar. Allerdings könnte es auch zu einem Preiskrieg mit den bereits etablierten Discountern kommen.
Angefangen hat alles vor rund 25 Jahren. Die Mutter der Familie Schnajders gründete mit ihren zwei Söhnen in Sibirien einen Alkoholvertrieb. 2009 stiegen sie ins Lebensmittelgeschäft ein und weiteten ihr Geschäft nach China, Kasachstan, Rumänien, Weissrussland und Polen aus. Der jährliche Umsatz beläuft sich auf knapp 1.5 Milliarden Franken.
Es bleibt abzuwarten, ob sich das russische Unternehmen in Deutschland etablieren kann. In der Schweiz sind bislang noch keine Filialen geplant, wie der «Blick» berichtet. (vom)