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Mit diesem Spezialgerät kann China fast alle Unterseekabel zerschneiden

Chinesisches U-Boot des Typs 094 (Archivbild).
Chinesisches U-Boot des Typs 094 (Archivbild).bild: China Stringer Network

Mit diesem neuen Spezialgerät kann China fast alle Unterseekabel zerschneiden

Chinesische Forscher haben ein Gerät entwickelt, mit dem sie Kabel am Meeresboden zerschneiden können. Es soll in U-Booten eingesetzt werden.
23.03.2025, 13:3823.03.2025, 13:39
Thomas Wanhoff / t-online
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Ein Artikel von
t-online

In einem chinesischen Fachjournal wurde ein Gerät vorgestellt, das in der Lage ist, auch sehr tief liegende Unterseekabel zu zerschneiden. Ein Artikel in einer chinesischsprachigen Fachzeitschrift für Maschinenbauer beschreibt die Fähigkeiten des Geräts. Wie mehrere chinesische Medien, darunter die «South China Morning Post», melden, soll es in Tiefen von bis zu 4000 Meter operieren können.

Entwickelt wurde das Gerät vom staatlichen China Ship Scientific Research Centre (CSSRC) am staatlichen Labor für bemannte Tiefseemissionen. Es soll in der Lage sein, Kabel mit Ummantelungen wie Stahl, Plastik und Gummi zerschneiden zu können. Ursprünglich ist es für eine zivile Nutzung entwickelt worden – zum Beispiel um defekte Kabel besser bergen zu können und bei der Gewinnung von Rohstoffen im Meeresboden die Arbeiten zu unterstützen. Das Gerät soll auf bemannten und unbemannten U-Booten eingesetzt werden können.

Weltweiter Datenverkehr gefährdet

Doch geht von dem Gerät auch eine grosse Gefahr für die Welt aus. Denn ein Grossteil des weltweiten Datenverkehrs läuft über Unterseekabel. Sie verbinden die Datenzentren der Kontinente und werden sowohl zivil als auch militärisch genutzt. So befindet sich laut der Technikfachseite «Interesting Engineering» ein wichtiger Knotenpunkt des US-Militärs nahe Guam im Pazifik. Die «South China Morning Post» schreibt, dass theoretisch eine weltweite Krise ausgelöst werden könnte, wenn es zu Unterbrechungen des Daten- und Kommunikationsverkehr komme.

Ganz von ungefähr kommen die Befürchtungen nicht. Im November gab es in der Ostsee einen Alarm, als die Besatzung des chinesischen Frachters «Yi Peng 3» verdächtigt wurde, zwei Unterseekabel zerstört zu haben.

Entwickler Hu Haolong schrieb in seinem Artikel im chinesischen Fachjournal, dass es mehrere technische Herausforderungen bei der Entwicklung gegeben habe. So herrsche in 4000 Meter ein grosser Druck von 400 Atmosphären, dem es standhalten muss.

Diamentbeschichtete Schleifscheibe

Herkömmliche Klingen von Schneidewerkzeugen haben mit stahlverstärkten Unterseekabeln schwer zu kämpfen. Um dieses Problem zu lösen, entwickelten Hu und sein Team eine diamantbeschichtete Schleifscheibe mit 150 Millimetern Durchmesser, die sich mit 1600 Umdrehungen pro Minute dreht.

Sie soll genug Kraft haben, den Stahlmantel zu zerschneiden, ohne dabei den Meeresboden zu sehr aufzuwühlen. Wie «Interesting Engineering» berichtet, kann es auch bei sehr schlechter Sicht eingesetzt werden. Nach Angaben der Technikseite besitzt China die weltweit grösste Flotte an bemannten und unbemannten Unterwasserfahrzeugen.

China betont immer wieder bei technischen Neuerungen, dass es sich um Forschungen für die zivile Nutzung handele. Oftmals sind es aber Dual-Use-Geräte, die auch militärisch genutzt werden können. So berichtet das Zentrum für strategische und internationale Studien über die Vermengung ziviler und militärischer Interessen beim Schiffbau.

Verlegung eines Unterseekabels (Symbolbild): Sie sind wichtige Internetverbindungen zwischen Kontinenten.
Ein Unterseekabel wird verlegt (Symbolbild): Immer wieder stehen sowohl China als auch Russland im Verdacht, Unterseekabel zu sabotieren.Bild: imago-images.de

«Im Rahmen seiner Strategie der 'militärisch-zivilen Verschmelzung' zapft China die Dual-Use-Ressourcen seines kommerziellen Schiffsbauimperiums an, um seine laufende Marinemodernisierung zu unterstützen. Ausländische Unternehmen tragen ungewollt zum Ausbau der chinesischen Marine bei, indem sie in China hergestellte Schiffe kaufen und Dual-Use-Technologien mit chinesischen Werften teilen», heisst es in einem Bericht des Instituts.

Auf Satellitenbildern war vor wenigen Monaten auf einer chinesischen Werft ein Schiff entdeckt worden, das laut Peking ein Forschungsschiff sein soll. Experten vermuten aber, dass es sich um ein Trägerschiff für Drohnen handelt – oder dazu umfunktioniert werden kann. Auch bei der Entwicklung von KI-Modellen ist eine doppelte Nutzung möglich. So berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, dass chinesische militärnahe Spitzenforschungsinstitute das öffentlich zugängliche Llama-Sprachmodell von Meta verwendet haben, um ein KI-Tool für potenzielle militärische Anwendungen zu entwickeln. Als Belege dienen entsprechende wissenschaftliche Papiere, die öffentlich gemacht wurden.

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Franz Ferdinand
23.03.2025 14:07registriert November 2020
Wer soll denn ausserhalb Chinas noch auf Temu bestellen, wenn das Internet nicht geht?
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Mentos
23.03.2025 13:52registriert Mai 2020
„Mit diesem neuen Spezialgerät kann China fast alle Unterseekabel zerschneiden“. Interessant, dass dies bekannt gegeben wird - beim nächsten defekten Unterseekabel kam man eins und eins zusammen zählen.
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El_Chorche
23.03.2025 14:15registriert März 2021
Ein Leben ohne Internet wirkt nicht mehr so bedrohlich, wie es das noch vor ein paar Jahren getan hätte.
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