Eine Frau und ein Mann schauen sich tief in die Augen. Auf ihren Wangen liegt ein warmes Glühen, möglicherweise von der untergehenden Sonne, möglicherweise von der aufblühenden Liebe. Beide kommen aus der Säugetierfamilie der «Kuschler». Ihre Blicke sind zärtlich. Ihre Gesichtszüge werden weicher, ja, sie scheinen in der innigen Betrachtung von einander gar zu schmelzen, bis da nur noch zwei Pfützen aus Verzaubertheit vor uns sind. Die selig schimmernden Pfützen heissen Larissa und Matteo.
Wenn sie miteinander reden, sagen sie nicht «Auge», sondern «Ouge». Weil sie beide aus Bern sind. Jedenfalls aus dem Kanton. Bachelorette Larissa kommt aus der grossen Stadt, Rosenkavalier Matteo aus dem beschaulichen Burgdorf. Gerne grilliert er mit Freunden an der Emme. Gerne hängt er auch im «Krafi» ab, der Kraftwerk-Bar, die alles bietet von irischen Nächten bis zu Flohmärkten, deren Einnahmen Menschen auf der Flucht zu Gute kommen. Gerne kocht er Lasagne.
Einen richtigen Töff hat er auch noch. Sicher kann er Rasenmäher flicken. Und er spielt Fussball. Und hat schon in Wien, Barcelona und Quito gelebt. Nicht einfach Ferien gemacht, sondern «Auslandsemester».
Herausgekommen ist dabei «Projektmanager», ein Job, unter dem ich mir nichts vorstellen kann, doch vielleicht gehört zu seinen Projekten ja auch der wohltätige Flohmi im Krafi. Gewiss ist er das geduldige Idol aller Kinder in seinem Freundeskreis. Burgdorf ist stolz auf seinen grossen, sanften Sohn, der auch mit stattlichen 29 noch rot wird wie ein verknallter Teenie.
«Sooo härzig, jööh, mega niedlich, so süess eifach mit dene grosse Auge, megahärzig!», schwärmt Konkurrent Alessio einmal. Nein, Alessio meint damit nicht Matteo, auch wenn es auf diesen zutreffen würde, sondern Robben, pardon, «Robbene», mit denen Larissa, Matteo, Alessio und der ängstliche deutsche Moritz im Meer planschen.
Unter Romantik stellt er sich vor, mit Larissa, einer Flasche Wein und einer Picknickdecke auf dem Gurten rumzulungern.
Für Larissa ist Matteo der «perfekti Maa». Vielleicht ja auch, weil er sich seine Brust nicht rasiert und deshalb keine von diesen stacheligen Stoppeln, quasi diese extended Bartbehaarung hat. Fabrizio, der zu Rate gezogene Bachelor 2023, der immer noch mit seiner Herzensgewinnerin Rina zusammen ist und echt happy zu sein scheint, sagt über Matteo: «Er isch so en tolle Maa! So en tolle Tüpp!» Und Rina meint (neidisch?): «Charakterlich isch är genau das, wo e Frau brucht!»
Matteo lässt immer allen den Vortritt. Das könnte ihm zum Verhängnis werden. Alessio und Lars könnten sich an ihm vorbeidrängen, Alessio mit dem Leidensdruck seiner Leidenschaft («I drääie düre!»), Lars, weil er ein Schönschwätzer und Pseudophilosoph ist.
Die anderen sind eh alle schon weg oder untendurch.
Moritz ist eh keine Alternative. Wieso? Keine Ahnung. Bauchgefühl halt. Juju hat sich ins erotische Abseits manövriert, indem er seinen Penis zwar als hübsch, aber zu klein bezeichnete und die Frage, mit welchem Promi er gerne eine Nacht verbringen würde, mit «Michael Jackson» beantwortet hat. «Min Fetisch isch eidütig Michael Jackson, ich schtand voll uf ihn.» Mike fliegt am Ende dieser siebten Folge raus. Er hofft, dass Matteo gewinnt, er sei «the only number one here».
Ist es möglich, sich dialektal zu verlieben? Quasi Oug um Oug? Bleibt Matteo noch Zeit genug, seine «Hemmige» ganz abzulegen, oder macht Alessio, der sagt, Larissa habe seine «Gfühl zum Choche bracht», das Rennen?
Leute, es ist so kurz vor Schluss möglicherweise NOCH romantischer geworden als bei «Bridgerton», es ist schon fast ein Helene-Fischer-Song, es herrscht Herzbeben bei den Herzbuben. Und die Aussicht, dass sich Larissa NICHT für Matteo entscheiden könnte, macht mich gerade ziemlich kirre.