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Braunwittchen und die sieben politisch korrekten Begleiter*innen

Schneewittchen-Teaser
Bild: watson/julianeukomm

Braunwittchen und die sieben politisch korrekten Begleiter*innen

Schneewittchen bekommt eine Live-Action-Version. Der Film wird, wie viele vor ihm, modernisiert – und hat fast gar nichts mehr mit dem Original am Hut.
29.08.2023, 17:4918.12.2023, 16:01
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Im nächsten März soll die Live-Adaption des Disney-Klassikers «Schneewittchen und die sieben Zwerge» in die Kinos kommen. Doch schon jetzt wird der Film heftig kritisiert – bevor überhaupt der erste Trailer veröffentlicht wurde. Dafür gibt es mehrere Gründe:

Schneewittchen wird von Kolumbianerin gespielt

Wie bei vielen anderen Klassikern versucht Disney, die Geschichten im Nachhinein diverser zu machen. Schneewittchen wird darum von der Halb-Kolumbianerin Rachel Zegler gespielt.

Für viele Fans des Originals ist dies eine Enttäuschung. Denn Schneewittchen wird im weltbekannten Märchen der Grimm-Brüder ganz klar als besonders hellhäutig beschrieben:

«Ihre Haut so weiss wie Schnee, ihre Lippen so rot wie Blut und ihre Haare so schwarz wie Ebenholz.»

Die Disney-Prinzessin wurde sogar nach ihrer Hautfarbe benannt: «Schneewittchen» oder im Englischen: «Snow White».

Disney wird dabei vor allem kritisiert, weil viele nicht glauben, dass sich das Medienunternehmen wirklich dafür interessiert, einen diverseren Cast zu haben, sondern einfach einem Trend folgt. Kritiker und Kritikerinnen schreiben in den verschiedensten Debatten zu Rassismus:

«People of Color zu casten, nur weil sie People of Color sind, obwohl sie nicht die passendste Besetzung für eine Rolle sind, ist genauso verwerflich, wie People of Color nicht zu casten, weil sie People of Color sind.»

Die Zwerge sind keine Zwerge

Doch mit einem braunen Schneewittchen gibt sich Disney noch nicht zufrieden. Denn die sieben Zwerge werden in der Verfilmung nicht von kleinwüchsigen Menschen dargestellt. Dies unter anderem, weil sich Peter Dinklage dazu geäussert hat. Der Schauspieler ist für die kleinwüchsige Figur Tyrion Lannister in «Game of Thrones» bekannt und findet die Zwergen-Darstellung im Märchen «verdammt rückständig».

Darum hat sich Disney laut Bild entschieden, anstatt sieben Zwergen sieben «magische Wesen» an die Seite von Schneewittchen zu stellen. Sie werden unter anderem verkörpert von People of Color, einem Kleinwüchsigen und einer Frau.

Schneewittchen und die sieben magischen Wesen
Bild: disney

Dies sorgte bereits vor einigen Wochen für grosse Aufregung. «Disney, wieso schreibst du nicht eine neue Geschichte, anstatt Klassiker zu verhunzen?», fragt ein User auf Instagram. Andere Kritiker bemängeln, dass dies endlich eine Chance gewesen wäre, bereits diverse Figuren divers zu gestalten. So seien kleinwüchsige Menschen extrem unterrepräsentiert in Hollywood.

Der Prinz wird nicht vorkommen

Was ist Schneewittchen neben einem Märchen? Genau! Eine Liebesgeschichte. Doch nein, nein, nein, nicht im Jahr 2023! So erzählt die Geschichte nicht, dass Schneewittchen vergiftet und von ihrem Prinzen gerettet wird. Denn der Prinz soll gar nicht erst vorkommen oder zumindest nicht als potenzieller Liebhaber.

Die ganze Handlung ist anders

Aber nicht nur der Liebes-Aspekt wird bei der Neuverfilmung fehlen. Auch viele weitere Plots werden abgeändert oder weggestrichen. So soll sich die Geschichte darum drehen, dass Schneewittchen eine «starke Frau ist, die ihre wahre Bestimmung als Anführerin findet, wie es ihr ihr Vater beigebracht hat», so Rachel Zegler in einem Interview.

Video: watson/youtube/variety

Rachel Zegler

Apropos Rachel Zegler: Das grösste Problem, das der Film zu haben scheint, ist die Schauspielerin selbst. In den letzten Wochen gingen mehrere Interviews mit Zegler viral, in denen sie sich extrem unbeliebt macht. Auf die Frage, was der moderne Twist an der Geschichte sein wird, antwortete sie: «Es ist nicht mehr 1937. Wir haben definitiv keine Geschichte geschrieben, in der Schneewittchen von ihrer grossen Liebe träumt.» Zudem meinte sie, dass das Original eine Liebesstory sei, in dem der Prinz den Hauptcharakter «stalkt».

Video: watson/youtube/talktv

Dabei werden nicht nur ihre Worte kritisiert, sondern auch die Art, wie sie sich ausdrückt: «Die Arroganz, die man haben muss, um so abschätzig über eine Geschichte zu reden, die auf der ganzen Welt geliebt wird», schreibt etwa ein Kritiker zum Video und ein anderer meint: «Wieso spielt sie Schneewittchen, wenn sie die Story so sehr hasst?»

Unbedingt Unrecht hat Rachel Zegler mit ihrer Behauptung jedoch nicht. Auch wenn der Prinz kein Stalker ist, sehen viele Märchenforscherinnen und -forscher den Kuss am Ende des Films als übergriffig. So sagt unter anderem die japanische Professorin für historische Soziologie und Geschlechtertheorie an der Osaka University, Kazue Muta, dazu:

«Wenn man rational über Schneewittchen nachdenkt, die als Prinzessin durch den Kuss eines Prinzen aufgeweckt wird, beschreibt die Geschichte einen sexuellen Übergriff auf eine bewusstlose Person.»
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525 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
29.08.2023 18:11registriert April 2016
«People of Color zu casten, nur weil sie People of Color sind, obwohl sie nicht die passendste Besetzung für eine Rolle sind, ist genauso verwerflich, wie People of Colour nicht zu casten, weil sie People of Color sind.»

Auf den Punkt gebracht.

Ähnliche Kategorie wie "Gebärende Person" anstatt Mutter (Nein, kein Scherz. Es gibt wirklich Leute, welche ernsthaft darauf bestehen).

Wir sind wirklich am verblöden.
Und die Rechte lacht sich vor den anstehenden Wahlen ins Fäustchen ab der Gratis Wahl-Werbung.
70450
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circumspectat animo
29.08.2023 18:02registriert März 2019
Die rechtem müssen garnichts machen. Der Feminismuss und der leider doch teilweise sehr treffend bezeichnete Gender-Gaga schaffen sich selbst ab.
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Kirk O'Bane
29.08.2023 21:15registriert August 2023
Ich finde, Kolumbien und Schnee passt eigentlich gut zusammen. Da hat sich Disney sicher etwas überlegt dabei...
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