Wird gewinnen: «The Power of the Dog». Ganz klar. Vielschichtiger Psycho-Western mit interessant kaputten Leuten, und am Ende kommt alles anders als gedacht, obwohl wir es eigentlich hätten besser wissen können.
Dürfte aber auch gewinnen: «Dune». Dass Denis Villeneuve das SciFi-Genre sogenannt «neu definiert» ist seit «Arrival» auch nichts Neues. Spektakulär anders und erhaben bleibt er trotzdem.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: «Belfast». Bei aller Liebe zu Regisseur Kenneth Branagh und seinen Kindheitserinnerungen: Den Nordirland-Konflikt als nostalgischen Wohlfühlfilm zu bringen, ist dann doch reichlich deplatziert.
Wird gewinnen: Jane Campion mit «The Power of the Dog». Weil sie in der Regie-Kategorie wahre Lichtjahre über allen anderen Nominierten thront.
Dürfte aber auch gewinnen: Niemand. Beziehungsweise Denis Villeneuve. Aber der ist hier nicht nominiert.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Kenneth Brannagh mit «Belfast», aber die Gefahr besteht eh nicht.
Wird gewinnen: Komplett offen. Nicole Kidman in «Being the Ricardos» oder Jessica Chastain in «The Eyes of Tammy Faye» oder Penélope Cruz in «Madres Paralelas».
Sollte gewinnen: Wenn es nach mir ginge? Logischerweise Kristen Stewart als Diana in «Spencer». Wie lässt sich ihre Performance bloss beschreiben? Wie rohes Fleisch mit glitzernden Glassplittern drin vielleicht.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Nicole Kidman. Normalerweise eine absolute Lieblingsschauspielerin. Aber der langweilige Quatsch, den sie im Lucille-Ball-Biopic «Being the Ricardos» mit der schlimmsten Gesichtsprothese ihrer bisherigen Karriere veranstaltet, kann nur für den Giftschrank der ungeniessbaren Filme produziert worden sein.
Wird gewinnen: Will Smith in «King Richard». Als Vater der Tennisgöttinnen Venus und Serena Williams und Ermöglicher einer grossen schwarzen Empowerment-Geschichte. Härteste Arbeit mit Happy Ends. Allerdings wird es ein sehr enges Rennen zwischen ihm und Benedict Cumberbatch.
Sollte gewinnen: Benedict Cumberbatch in «The Power of the Dog». Dass der britische Beni ein Ausnahmeschaupieler ist, hat er schon oft bewiesen, doch jetzt kommen lauter minimalistisch gesetzte, neue Facetten hinzu. Das ist schon sehr, sehr grosse Kunst.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Auch für Javier Bardem gilt in «Being the Ricardos» das Gleiche wie für die Kidman. Minus Gesichtsprothese.
Wird gewinnen: Ariana DeBose in «West Side Story». Sie ist als unsentimentale Anita mit Abstand das Beste an Spielbergs Musical-Sentimentalität und eine Neuentdeckung, die mühelos in vielen weiteren Tanz- und Musikfilmen brillieren dürfte.
Sollte gewinnen: Kirsten Dunst in «The Power of the Dog». Erstens, weil sie als alkoholsüchtige Viehzüchter-Braut fucking great ist. Zweitens, weil sie unverständlicherweise noch nie für einen Oscar nominiert gewesen ist. Drittens, weil wir sie seit bald dreissig Jahren, also seit «Interview with a Vampire» einfach immer wieder sehr, sehr, sehr gerne sehen.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Völlig egal, eigentlich sind in dieser Kategorie alle okay.
Wird gewinnen: Troy Kotsur in «Coda». Der gehörlose Kotsur spielt da sehr berührend quasi seine eigene Familiengeschichte, nämlich die eines gehörlosen Ehepaars mit einer hörenden Tochter.
Sollte gewinnen: Kodi Smit-McPhee in «The Power of the Dog». Wie sich der zerbrechliche, verschupfte Smit-McPhee zum ebenbürtigen Gegenspieler von Cumberbatch entwickelt, ist unheimlich. Zum Verhängnis dürfte ihm aber werden, dass auch Jesse Plemons aus «The Power of the Dog» als Nebendarsteller nominiert ist und sich die Fan-Stimmen auf beide verteilen könnten.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Auch hier gibt es keinen, der unangenehm abfällt.
Wird gewinnen: Absolut keine Ahnung! «Dont' Look up» von Adam McKay und David Sirota hat intakte Chancen, ebenso «Licorice Pizza» von Paul Thomas Anderson oder «King Richard» von Zach Baylin und der aktuelle Lieblings-Indie «The Worst Person in the World» von Eskil Vogt und Joachim Trier.
Sollte gewinnen: Völlig egal!
Darf unter keinen Umständen gewinnen: «Belfast» von Kenneth Brannagh.
Wird gewinnen: Es kann sehr gut sein, dass Jane Campion mit «The Power of the Dog» auch diesen Oscar einheimst. Ihre Umschrift des Romans von Thomas Savage aus dem Jahr 1967 ist ungeheuer raffiniert. Allerdings ist «Drive My Car» nach einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami eine krasse Konkurrenz.
Sollte gewinnen: Jane Campion. Oder Maggie Gyllenhaal für «The Lost Daughter».
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Alles okay. Ich mag Murakami nicht, aber Millionen anderer schon.
Wird gewinnen: «Drive My Car»? Ich kann zu dem Film nichts sagen, ich habe ihn nicht gesehen und er interessiert mich auch nicht, weil ich Haruki Murakami für einen entsetzlich einschläfernden Autor halte. Die Meinungen zu dem dreistündigen Autofahrtfilm gehen diametral auseinander.
Sollte gewinnen: «The Worst Person in the World»? Klingt jedenfalls tendenziell interessant.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Völlig egal.
Wird gewinnen: Hmmmm, schwierig! Ari Wegner für «The Power of the Dog» oder Greig Fraser für «Dune». Mit Abstand die beiden schönsten Bilderlebnisse dieser Saison.
Sollte gewinnen: Greig Fraser oder Ari Wegner.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Janusz Kaminski für «West Side Story». Prächtig, aber konventionelle Routine.
Wird gewinnen: Entweder «Dune» oder «Nightmare Alley».
Sollte gewinnen: «Dune» natürlich.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: «West Side Story».
Wird gewinnen: Was wären unsere Haare ohne Schnitt? Unsere Kleider? Und erst unsere Filme??? Aberhunderte von redundanten Stunden! Weshalb es ein despektierlicher Schwachsinn ist, dass die Oscar-Academy Kategorien wie Schnitt, Soundtrack, Ausstattung etc. von der diesjährigen Verleihung ausschliessen und die Danksagungen der Gewinnerinnen und Gewinner vorab aufzeichnen will. Ich möchte an dieser Stelle nicht schon wieder «Dune» und «The Power of the Dog» erwähnen, aber im Vergleich zum Rest sind sie einfach smoother und smarter geschnitten, sorry.
Sollte gewinnen: «D'Chraft vom Hung» oder «Ä Planet vou Gwürz».
Darf unter keinen Umständen gewinnen: «Tick, Tick ... Boom!» (merkt man eigentlich, dass hier eine latente Aversion gegen Musikfilme vorhanden ist?).
Wird gewinnen: «Spider-Man: No Way Home». Jedenfalls ist das meine, wie ich denke, sehr realistische Hoffnung. Ich fände es schön, wenn ein Oscar an einen der beiden Filme ginge, die in den letzten Kinokrisenmonaten volle Säle ermöglichten wie keine anderen. Und dass «Spider-Man» hervorragend gemacht ist, steht ausser Frage. Der andere der beiden Filme, die ich meine, kommt auch noch gleich.
Sollte gewinnen: «Spider-Man: No Way Home».
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Irgendein anderer Film.
Wird gewinnen: Sieht Jonny Greenwood von Radiohead nicht süss aus? Wie ein älterer Bruder von Kodi Smit-McPhee? Und hat er nicht einen bezaubernden Soundtrack für «The Power of the Dog» komponiert? Hat er. Auch wenn ihr den Namen des betreffenden Films in dieser Liste nicht mehr lesen mögt.
Dürfte aber auch gewinnen: Der Monumentalist Hans Zimmer für seine Klangwände in ... «Dune». Hatten wir diesen Film nicht schon mal? Zimmer hat tatsächlich noch nie einen Oscar gewonnen.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Leider ein deutliches Nein für den Job, den der von mir enorm heiss geliebte und dauergehörte Nicholas Britell («Succession», «If Beale Street Could Talk») für «Don't Look Up!» gemacht hat. Das kann er viel, viel besser.
Wird gewinnen: Billie Eilish mit ihrem eleganten, heiss-kalten Hit «No Time to Die» aus dem gleichnamigen Bond. Und damit wären wir beim anderen Megablockbuster dieser Saison.
Sollte gewinnen: Billie Eilish.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Irgendein anderer Song.
Hierbei handelt es sich um eine reine Kategorie der Herzen. Und damit ja vielleicht um die wichtigste. Zwei Liebespaare gibt es, die sind in Echt mindestens so echt, wenn nicht echter als auf der Leinwand. Kirsten Dunst und Jesse Plemons lernten sich 2015 bei den Dreharbeiten zu «Fargo» kennen und wurden, ganz ihren Rollen gemäss, ein Paar. Seither sind sie zusammen und haben zwei Kinder. Beide sind für ihre Rollen (als Ehepaar) in «The Power of the Dog» nominiert.
Zendaya und Tom Holland tun es Dunst und Plemons gleich: Vom love interest auf der Leinwand in «Spider-Man» zu falling in love war es auch bei diesen beiden nicht weit. Sie sind zwar nicht nominiert, dürfen aber vielleicht den einen oder anderen Award (gemeinsam?) vergeben. Tom Holland drängte sich im Vorfeld ja auch als Moderator auf. Vergeblich.
Und natürlich sind beide Paare auf ihre Weise die Besten.
watson wird auch diese Oscars in der Nacht vom 27. auf den 28. März live begleiten. Ab 1.30 Uhr.
Aber, aber Frau Meier, da haben Sie aber Ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Hans Zimmer hat 1995 den Oscar für die Beste Filmmusik in "The Lion King" gewonnen.
Das liegt aber über ein Vierteljahrhundert zurück. Seither wurde er bei der Verleihung nach meinem Erachten mehrfach sträflich übergangen.