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Die Welt in Karten: Welches Land isst am meisten Fleisch?

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Schweinefleisch ist in der Schweiz noch immer am beliebtesten, doch Geflügel holt auf.Bild: KEYSTONE

Blick über den Tellerrand – so viel Fleisch isst die Schweiz im weltweiten Vergleich

Trotz des Drucks der Klimabewegung kommen in der Schweiz jährlich immer noch über 450'000 Tonnen Fleisch auf den Teller. Das sind fast 51 Kilo pro Kopf. Der Blick über den Tellerrand zeigt aber: In anderen Ländern wird noch deutlich mehr Fleisch verzehrt.
01.04.2023, 18:0604.04.2023, 06:35
Philipp Reich
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2022 haben Herr und Frau Schweizer im Schnitt 50,8 Kilogramm Fleisch gegessen. Das entspricht ziemlich genau einer St.Galler Bratwurst pro Tag: Gegenüber dem Vorjahr ist der Pro-Kopf-Konsum gemäss Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, damit leicht gesunken – um rund 2 Prozent. Das liege jedoch im normalen statistischen Schwankungsbereich.

Ein Blick in die Statistiken zeigt, dass der Fleischmarkt trotz des Drucks der Klimabewegung, den Fleischkonsum zu reduzieren, erstaunlich stabil bleibt. Seit 2008 ist der Pro-Kopf-Konsum auf hohem Niveau nur leicht zurückgegangen, der Gesamtkonsum bei einer wachsenden Bevölkerung sogar gestiegen. Mit 452'241 Tonnen konsumierte die Schweiz im letzten Jahr zwar etwas weniger Fleisch als noch 2021, aber immer noch deutlich mehr als in den Jahren davor.

Der Anteil der im Detailhandel abgesetzten pflanzlichen Alternativen konnte in Relation zum Gesamtmarkt in den letzten Jahren nur marginal gesteigert werden. 2022 lag der Anteil der pflanzlichen Fleischersatzprodukte bei 3,0 Prozent, 2018 bei 1,7 Prozent.

Aber zurück zum Fleischkonsum: Am meisten vertilgen die Schweizerinnen und Schweizer Schweinefleisch (21 kg), gefolgt von Geflügel (15 kg) und Rindfleisch (11 kg). Kalb- und Lammfleisch stehen dagegen nicht sehr hoch im Kurs, der Konsum ist auf tiefem Niveau leicht rückläufig. Noch weniger wird Wild gegessen, rund ein halbes Kilo pro Kopf landet pro Jahr auf dem Teller von Herr und Frau Schweizer.

Betrachtet man den Schweizer Fleischkonsum seit der erstmaligen Erhebung im Jahr 1949, fällt auf, dass Schweinefleisch deutlich weniger beliebt ist als noch Mitte der 1980er-Jahre, als die verzehrte Fleischmenge ihren Höchststand erreicht hatte. Einzig beim Geflügelfleisch ist der Gesamtkonsum seither angestiegen. Und weil die einheimische Produktion den Bedarf allein nicht decken kann, ist man hier auf Importe angewiesen: Über ein Drittel des in der Schweiz konsumierten Geflügelfleischs stammt aus dem Ausland.

Im weltweiten Vergleich liegt die Schweiz in Sachen Fleischkonsum gemäss Angaben der UN im oberen Mittelfeld. Ganz andere Werte gibt es an der Tabellenspitze: Die Rangliste der Fleischesser führt Hongkong an, wo eine Durchschnittsperson jährlich 130 kg Fleisch isst (Rangliste weiter unten).

Datenquelle zur Karte
Die Zahlen zu den verschiedenen Ländern stammen von der Food and Agriculture Organization of the United Nations und sind aus dem Jahr 2019. Sie gehen bei der Schweiz von rund 70 kg Fleisch pro Person pro Jahr aus, was deutlich über den Angaben von Proviande liegt. Der Grund: Es handelt sich bei den Angaben um die «potenziell verfügbare Fleischmenge» statt um das tatsächlich verkaufte Fleisch.

Die Spitzenreiter:

Hinter Hongkong belegen die USA und Australien die weiteren Podestplätze. Rindfleischland Argentinien muss sich mit Rang 4 begnügen, die grössten «Fleischtiger» Europas leben in Spanien, das mit 104 Kilogramm verzehrtem Fleisch pro Kopf den 5. Platz belegt.

  1. Hongkong: 130 kg
  2. USA: 128 kg
  3. Australien: 115 kg
  4. Argentinien: 109 kg
  5. Spanien: 104 kg

Die Schweiz liegt von insgesamt 175 aufgeführten Ländern mit 69,48 kg Fleisch auf Rang 51. Im Vergleich zu unseren direkten Nachbarn essen wir auf Kosten von Schweinefleisch etwas mehr Rindfleisch.

Die Schlusslichter:

Am wenigsten Fleisch essen gemäss UN-Report die Menschen in Burundi. Mit ihren 2,36 kg pro Person und Jahr konsumieren sie fast 30 Mal weniger Fleisch als wir.

  1. Burundi: 2,36 kg
  2. Demokratische Republik Kongo: 2,75 kg
  3. Bangladesch: 4,24 kg
  4. Indien: 4,95 kg
  5. Elfenbeinküste: 5,01 kg

Anders als in der Schweiz steigt der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch global gesehen noch immer steil an. 1961 betrug der jährliche Fleischkonsum pro Kopf rund 24 Kilogramm, bis 2019 ist er auf fast 43 Kilogramm angewachsen. Grundsätzlich kann festgehalten werden: Je höher das durchschnittliche Einkommen in einem Land ist, desto höher ist auch der Fleischkonsum pro Kopf. Zwar wird in vielen Industrieländern seit einigen Jahren weniger Fleisch gegessen als auch schon, der Rückgang geht aber viel langsamer vonstatten, als die Entwicklungs- und Schwellenländer beim Fleischkonsum aufholen.

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214 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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PhilippS
01.04.2023 19:15registriert September 2016
Interessanter als der Durchschnitt wäre die Gausche Normalverteilung. Ich kann zwar sagen, dass ich deutlich unter einer Bratwurst pro Tag bin. Aber ob dass was ich essen nun (immer noch) zu viel ist, kann ich so nicht beurteilen.

Als Gesamtes essen wir definitiv und indiskutabel zu viel Fleisch. Zu viel für die Gesundheit von Planet und Körper…

Ich mag Fleisch. Werde es auch weiter geniessen. Doch um einen bewussten und verträglichen Konsum anzustreben braucht’s mehr Kontext, als der Durchschnitt….
11021
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SeboZh
01.04.2023 18:13registriert Dezember 2017
Im Titel steht 51kg pro Kopf, auf der Map dann 69kg... Was stimmt denn nun? Aber so oder so sind beide Werte zu hoch
11054
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Nummy33
01.04.2023 19:16registriert April 2022
krass Hongkong fast das 3fache von uns😳
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Es ist immer noch saukalt draussen. Kommt, wir kochen Mac and Cheese!
Bei so einem Sch****wetter ist Comfort Food angesagt. Und es gibt fast nichts Gemütlicheres als eine dampfende Schale Mac and Cheese.

Schon mal aus dem Fenster geguckt heute? Ach, wieso auch? Denn draussen ist es weiterhin nass-neblig-düster-arschkalt-wäh-ichmagnichtmehr. Und das im April. Wetter, um zu Hause zu bleiben, auf dem Sofa zu hocken, eine Serie zu bingewatchen ... und dabei etwas zu essen.

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