Das 20. Zurich Filmfestival findet vom Donnerstag, 3. bis Sonntag, 13. Oktober 2024 statt. Hier findest du das komplette Programm online (das physische Programm wurde mittlerweile abgeschafft).
Das Ganze spielt sich hauptsächlich rund ums Bellevue ab. Das Festivalzentrum befindet sich auf dem Sechseläutenplatz, dazu gehören das Kino Corso und die beiden Arthouse-Kinos beim Stadelhofen. Auch im Kongresshaus, im Kino Frame und Kino Arena werden Filme gezeigt.
Selbstverständlich. Jedenfalls für ein paar selige Sekunden. Genau dafür sind die «Green Carpets» vor den Kinos da. Jude Law wird am Eröffnungsabend (3. Oktober) irgendwann zwischen 18.00 und 19.45 Uhr vor dem Kongresshaus über den Teppich gehen. Der Schauspieler gibt einen Tag später zudem eine «Masterclass», eine Art Talk, (4.10., Arena) in der Reihe ZFF Masters, bei der er von seiner Karriere erzählt.
Die «Tschugger»-Crew wird am 4. Oktober zwischen 19.40 und 20 Uhr auf dem Sechseläutenplatz-Teppich beziehungsweise dem Corso Green Carpet anzutreffen sein, direkt gefolgt von Pamela Anderson. Ralph Fiennes gibt es ebenda am 6.10. zwischen 19.30 und 20 Uhr zu sehen. Kate Winslet am 7.10. zwischen 20 und 20.30 Uhr; Alicia Vikander am 8.10. zwischen 20.05 und 20.35 Uhr; Kieran Culkin und Jennifer Grey am 9.10. zwischen 20.20 und 20.50 Uhr. Für ein paar Autogramme reicht es immer. Hier geht es zu allen Carpets.
Am 4.10. sollen übrigens noch Sofia Coppola und James Franco in Zürich zu Gast sein, angeblich schauen sie sich am Abend in der Galerie Gmurzynska am Paradeplatz Bilder von sich selbst an. Was nett wäre, denn Sofia Coppola ist auch die Tante von Regisseurin und Francis-Ford-Coppola-Enkelin Gia Coppola, die gemeinsam mit Pamela Anderson «The Last Showgirl» am ZFF zeigt.
Alle ausser dem Kongresssaal. Der Kongresssaal ist ganz fest leider einfach KEIN Kinosaal, die Bestuhlung unbequem (Stühle eben, keine Kinosessel) und die Sicht – je nach Vordermann oder Vorderfrau – möglicherweise eingeschränkt.
Nein. Die Preise am ZFF sind komplett überteuert. In Locarno, dem noch immer publikumsstärksten Filmfestival der Schweiz, gibt es Stars und ihre Auszeichnungen gratis zu den regulären Tickets dazu und die Talks (am ZFF heissen sie Masters) sind kostenlos. Zudem verbirgt sich hinter dem Titel «Gala Premiere» meist nur eine normale Vorstellung mit einer unbeholfenen Anmoderation.
Nein. Der Dokumentarfilm «Russians at War» von Anastasia Trofimova, der als offene Provokation für die vielen ukrainischen Geflüchteten in der Schweiz galt, wird nicht gezeigt. Bis zum 26. September stand er noch im Programm – der Rückzug war zu erwarten gewesen.
Trofimova hatte dafür sieben Monate lang auf russisch besetztem Territorium in der Ukraine gefilmt. Sie selbst bezeichnet ihre Arbeit als riskante Eigeninitiative. Gegenüber SRF bezweifeln ein im Exil lebender russischer Filmkritiker und ein ebenfalls exilierter russischer Dokfilmer, dass dies möglich gewesen sei. Sie schätzen Trofimova, die früher Propaganda für Russia Today gedreht hat, als «embedded» ein.
Natürlich «Tschugger – Der Lätscht Fall»! Bax, Valmira, Pirmin, Smetterling und Regina gibt es nämlich vor der TV-Ausstrahlung am 24. November auch im Kino. Zum ersten und zum letzten Mal. Der Film ist ein Zusammenschnitt der vierten, finalen Staffel, es war ganz einfach, von den einzelnen Folgen wurden der Vor- und Abspann weggeschnitten und fertig war der Kinofilm. Und auch wenn so ein paar Übergänge nicht soooo smooth sind: Es funktioniert super. Dekor und Action kommen jetzt noch besser zur Geltung, die Dialoge sind eh einmalig lustig, die Figuren gehören zum helvetischen Kulturerbe und wehe, es gibt dafür keine Standing Ovations! «Tschugger» – ins Härz gmeisslet. Hier geht es zu den Vorstellungen.
Steile These: Jeder Film mit Barry Keoghan lohnt sich. Oder etwa nicht? Jedenfalls sind die letzten beiden mit ihm, die am ZFF liefen, zu Gross- und Kulterfolgen geworden: 2022 «The Banshees of Inisherin» und 2023 «Saltburn». Seither hatte er immer mal wieder was mit Popstar Sabrina Carpenter und gehört zu den sogenannten «Hot Rodent Men», den «heissen Nagern» also. Leider wird er nicht persönlich anwesend sein, dafür gibt es seinen neuen Film «Bird» von Regisseurin Andrea Arnold zu sehen. Ein Sozialdrama aus Kent, mehr können wir dazu noch nicht sagen. Hier geht es zu den Vorstellungen.
So, jetzt, Staralarm für Film- und Seriennerds: Jennifer Grey kommt! Sagt euch nichts? Sie verdrehte in «Dirty Dancing» Patrick Swayze den Kopf und drehte mit ihm diese sensationellen Hebefiguren. Und das Beste: Sie kommt nicht alleine, sondern mit Kieran Culkin, der nicht nur der Bruder von Macaulay Culkin ist, sondern als latent tourettiger Roman Roy in «Succession» Weltkarriere machte. Diese beiden spielen wiederum im Regiezweitling von Jesse Eisenberg («The Social Network», «Fleishman Is in Trouble»). Eisenberg und Culkin spielen in «A Real Pain» zwei jüdische Cousins, die auf einem gemeinsamen Kiffer-Roadtrip so einiges über sich, ihre jüdische Herkunft und den Holocaust lernen. Und wer die Arbeiten der beiden in den letzten Jahren beobachtet hat, ahnt, dass «weird» für diesen Film eine Untertreibung ist. Hier geht es zu den Vorstellungen.
Seit Nicole Kidman vor sieben Jahren mit «Big Little Lies» ins Serienbusiness eingestiegen ist, sind die Leute regelrecht süchtig nach ihr. Ganz egal, wie viele die Mimik einfrierende Schönheits-OPs sie sich angedeihen lässt. Und das Verrückte bei ihr ist ja (man kann das in der Netflix-Serie «A Perfect Couple» aktuell sehr schön beobachten): Selbst mit reduzierter Mimik leistet ihr Gesicht noch immer tausendmal mehr als das einer naturbelassenen, aber weniger talentierten Schauspielerin. Für ihre Rolle als eine Praktikanten vernaschende CEO in «Babygirl» (Regie: Halina Reijn) hat sie vor Kurzem in Venedig den Preis als beste Darstellerin gewonnen. Hier geht es zu den Vorstellungen.
«The Apprentice» ist grandios! Der eh sehr geschätzte iranisch-dänische Regisseur Ali Abbasi («Gräns», «Holy Spider», «The Last of Us») liefert eine sehr unterhaltsame und mikroskopisch genaue Studie über die Jahre, in denen ein junger New Yorker Immobilienunternehmer (Sebastian Stan – er kommt mit Abbasi nach Zürich) zu jenem Wesen wurde, das wir heute als Donald Trump kennen. Wie sich Rhetorik, Weltsicht und Grössenwahn ausbildeten und wie das alles das Teufelswerk seines Mentors und Anwalts Roy Cohn (Jeremy Strong) war. Trump wollte den Start des Films vor den Präsidentschaftswahlen verbieten, es ist ihm nicht gelungen. Möglicherweise ist «The Apprentice» bis dahin der gerade wichtigste Film der Welt. Hier geht es zu den Vorstellungen.
Nicht selten kommen die überraschendsten filmischen Blicke in neue Lebenswelten aus Asien. Der chinesische Dokumentarfilm «Mistress Dispeller» von Elizabeth Lo (sie ist anwesend) zeigt uns einen Beruf, den wir uns in unseren abgedrehtesten Träumen nicht ausdenken könnten. Eine Mistress Dispeller ist sowas wie eine Insektenvernichterin für Geliebte, wortwörtlich eine «Geliebten-Vertreiberin». Betrogene Ehefrauen können sie anheuern, um die (oft jungen) Geliebten ihrer Ehemänner auszuschalten und dafür zu sorgen, dass die Ehe wieder gekittet wird. In China offenbar ein boomender Berufszweig. Hier geht es zu den Vorstellungen.
Nein, wir meinen nicht die Party am zehnten ZFF-Eröffnungsabend 2014, als Vujo Gavrics Bruder um 3 Uhr festgenommen und in eine Ausnüchterungszelle gesteckt wurde und als Melanie Winiger um 5 Uhr früh die Polizei anpöbelte und ein Polizeimitglied «blöde Schlampe» schimpfte. Das nicht. Wir meinen etwas Ernsthaftes.
Am Samstag, dem 26. September 2009, steigt Regisseur Roman Polanski («Rosemary’s Baby», «Chinatown», «The Pianist») in Zürich aus dem Flugzeug – und wird verhaftet. Am 27. hätte er am ZFF eine Auszeichnung für sein Lebenswerk entgegennehmen sollen, doch seine Reise endet im Bezirksgefängnis Winterthur. Polanski war 1978 vor der amerikanischen Justiz nach Europa geflohen, er wurde wegen des sexuellen Missbrauchs der 13-jährigen Samantha Geimer gesucht. Damals hatte er sich für schuldig bekannt und in psychiatrische Behandlung begeben, zuerst sollte er ohne Gefängnisstrafe davonkommen, doch ein Richter rollte den Fall wieder auf und Polanski drohten 50 Jahre Haft. Wieso Polanski 2009 ausgerechnet in der Schweiz verhaftet wird, obwohl er doch seit vielen Jahren ein Chalet in Gstaad besitzt, weiss niemand.
2009 dauert es noch acht Jahre, bis MeToo ein neues Bewusstsein für Missbrauch in der Filmwelt schafft – die spontane Haltung des Publikums, der Kulturszene und der Kritik ist, dass Polanski, der ein Holocaust-Überlebender ist und dessen Frau Sharon Tate grausam von Mitgliedern der Manson-Family gemetzelt wurde, nun endlich von der Justiz in Ruhe gelassen werden solle. Oder auch einfach, dass das Trauma eines Genies grösser wiege als das eines Mädchens.
Nach 70 Tagen in Winterthur wird er bis im Sommer 2010 in sein Gstaader Chalet in den Hausarrest verlegt. Samantha Geimer wünscht sich 2010, dass die Klage fallen gelassen werde, denn durch die Medienpräsenz und die aus ihrer Perspektive korrupte amerikanische Justiz fühle sie sich härter geschädigt als durch den Missbrauch vor 32 Jahren. Im Laufe der Jahre melden sich weitere mutmassliche Opfer von Polanski. 2015 verlangen die USA erneut seine Auslieferung, dem wird nicht stattgeben. Samantha Geimer besucht ihn 2017 in Paris, die beiden söhnen sich aus.
Aber sicher! Das ZFF steckte noch in Babyschühchen, als sich seine Geschäftsführerin und Mitbegründerin Nadja Schildknecht und der aufsteigende Mann beim ZFF-Sponsor Crédit Suisse, der spätere CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner, ineinander verliebten. Was Wunder? Beide waren erfolgreich und ehemalige Models: sie für Armani und Dior, er (als Kind) für Mayonnaise, Senf und Fischstäbchen. Mehr glamouröse und zugleich bodenständige Swissness ist kaum vorstellbar. 2020 zog sich Schildknecht leider vom ZFF zurück, aktuell wird ihre fünfte Nachfolge ausprobiert. Die CS hat sich inzwischen auch in Luft aufgelöst, die UBS ist als neuer Sponsor eingesprungen.
Berlin:👍🏻Top
Venedig:👍🏻Top
Züri: Hä?