* Die Autorin ist Schülerin an der Kanti Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schüler auch Konzertberichte, die in die Note einfliessen.
Am Sonntagabend flossen im Pflegidach Muri fast die Tränen. Nicht nur beim Publikum, auch bei der Soulsängerin Angela Watson. Das Mitsingen und Mitsummen vieler Zuhörer beim Lied «Imagine» (Original von John Lennon) rührten die Sängerin mit der unverwechselbar leichten Stimme fast zu Tränen. Tatsächlich sorgten perfekte Harmonie und familiäre Stimmung für eine zauberhafte Synthese von Publikum und Künstler.
So rückten im Pflegidach alle ein bisschen zusammen. Genau das war das Ziel von Watson/Rotmistrovsky an diesem stimmungsvollen Abend. Die beiden Musiker wollen Menschen verbinden, einander näherbringen und Erinnerungen wecken.
Zwar kommen der Argentinier Rotmistrovsky und die Texanerin Watson aus unterschiedlichen Kulturen, aber sind mit der gleichen Musik aufgewachsen. Dadurch beschreiben sie ihre Kunst als «Musik des Herzens» – Musik also, die nicht nur die Ohren verwöhnt, sondern die Herzen berührt. Weil auch das Publikum die Verbindung zu dieser Musik teilt, waren Publikum und Künstler von Beginn an auf der gleichen Wellenlänge.
Das «American Song Book» von Watson/Rotmistrovsky umfasste Klassiker aus Pop, Soul, R&B und Funk. Das Duo schaffte es, die Komplexität von musiktechnischen Meisterwerken so aufzuheben, dass diese für nur zwei Stimmen einfacher sind, aber dabei nicht an Kraft und Fülle verlieren.
Die technische Raffinesse liegt in der Verbindung von Bassspiel und Frauenstimme. Die tiefere Lage des Basses tritt nicht in Konkurrenz zur höheren Stimmlage der Sängerin. Zurückzuführen ist dies vorab auf das Talent von Andrés Rotmistrovsky und seine stimulierende Art, den Bass zu spielen.
Andrés Rotmistrovsky ist dafür bekannt, sein Instrument «singen» zu lassen. Deswegen gehört der mittlerweile in New York lebende Musiker zu den weltweit gefragtesten Bassisten. Seine Art, die Bassgitarre zu spielen, hat etwas sehr Modernes. Er kombiniert Melodie und Harmonie, um einen lebendigen lyrischen Klang zu erzeugen.
Diese neue Verknüpfung hängt stark mit seiner musikalischen Biografie zusammen. Rotmistrovsky erlernte sein Instrument bei Lehrern aus der ganzen Welt, aber auch alleine als Autodidakt. Er kombiniert die Rhythmen seiner Heimat Argentinien mit der gradlinigen Musik, die er am Berklee College of Music in Boston studierte.
Heute präsentiert Andrés seine Künste auf der ganzen Welt. Er geht auf Touren, teilt sein Wissen als Lehrer und bleibt dabei stets ein Forscher der unendlichen Schätze der Musik.
In den letzten Jahren setzte er seinen Schwerpunkt zunehmend auf Duette mit verschiedenen Sänger/-innen auf YouTube, auch mit Angela Watson. Sie ist eine hingebungsvolle Artistin und verkörpert die grossen Soulsängerinnen der Vergangenheit.
Als Afroamerikanerin ist die Musik von Aretha Franklin und Whitney Houston ein Teil ihres Lebens und eigentliche Inspirationsquelle zugleich. Mit diesen musikalischen Wurzeln gelingt es Angela grosse Klassiker so zu interpretieren, dass die persönliche Note dominiert.
Ursprung ihrer Begeisterung für Musik ist Watsons Familie. Ihre Eltern waren schon als Kinder im Show- und Musikgeschäft tätig und führten auch ihre Tochter schon früh zur Musik hin.
Den Durchbruch schaffte Angela Watson in New York. Dort lernte sie auch Andrés kennen, und von dort aus begann das Duo seine lange Reise bis nach Muri.
Der Abend war eine Wiedererweckung berühmter Klassiker von Pop bis Soul. Ein Andenken an die grossen Sänger, Musiker, Produzenten und Talente des letzten Jahrhunderts, welche die Musik bis heute prägen.
Die leichte Kombination von Bass und Gesang zeigte auch, wie simpel es ist, Menschen mit Musik zusammenzubringen und mitzureissen, ganz ohne viel Technik und Show. Diese einzigartige Verflechtung der zwei Lagen erzeugte eine nostalgische Stimmung und ein Gefühl der Geborgenheit.
Und am Schluss sind sich in der Pflegi Muri alle ein bisschen nähergekommen. Ganz im Sinne der letzten Worte des Liedes «Imagine»: «... and the world will be as one» – «... und die Welt wird eins sein».