Schweiz
Aargau

Boswil: Gemeindeschreiber Wicki fristlos entlassen

Jetzt greift Boswil doch durch: Umstrittener Gemeindeschreiber Wicki entlassen

Stimmt eine Gemeindeversammlung für eine Einbürgerung, erhalten die Eingebürgerten nach rund einem Jahr den Schweizer Pass. In Boswil dauert das viel länger. Gemeindeschreiber Daniel Wicki, der schon wegen Hasskommentaren für Schlagzeilen sorgte, bleibt eine plausible Erklärung schuldig. Dafür wurde ihm nun gekündigt.
18.01.2019, 08:1018.01.2019, 11:18
Mehr «Schweiz»

Erst Anfang Woche kehrte Gemeindeschreiber Daniel Wicki (47) an seinen Arbeitsplatz zurück. Er war wegen Facebook-Beiträgen, in denen er Stimmung gegen Flüchtlinge und Asylsuchende machte, in die Schlagzeilen geraten. Die SP Boswil reichte eine Anzeige ein. Daraufhin beurlaubte der Gemeinderat seinen Gemeindeschreiber.

Daniel Wicki, Gemeindeschreiber in Boswil.
Gemeindeschreiber Daniel Wicki ist in Erklärungsnot.

Weil die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellen will, durfte er zurück an seinen Arbeitsplatz. «Die Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten ist zum Schluss gekommen, dass die Straftatbestände der Rassendiskriminierung und der öffentlichen Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit nicht erfüllt sind», sagte Mediensprecherin Fiona Strebel der «Aargauer Zeitung». 

Nun hat sich der Streit um den Gemeindeschreiber ausgeweitet. Wie der «Blick» berichtet, soll er seit 2015 einige angenommene Einbürgerungen in Boswil vertrödelt oder gar verschlampt haben. 

Dem Mazedonier Ridvan Ametti (58), seiner Frau und seinem Sohn wurde an der Gemeindeversammlung vom 25. November 2015 das Gemeindebürgerrecht zugesprochen. Den Schweizer Pass hat er aber immer noch nicht erhalten – nach über drei Jahren. Normalerweise dauert dies rund ein Jahr.

Nach einem Ja an einer Gemeindeversammlung muss die Gemeinde die Unterlagen an den Kanton schicken. Amettis Unterlagen kamen dort aber nie an. Von der Gemeinde sei er mehrmals vertröstet worden, sagt Ametti der Zeitung.

Insgesamt sechs Fälle

Der «Blick» berichtet von mindestens fünf weiteren Personen, die auf den Schweizer Pass warten. Sie wurden alle an einer Gemeindeversammlung im Jahr 2017 eingebürgert. In den Jahren 2016 und 2018 waren an den Boswiler Gemeindeversammlungen keine Einbürgerungen traktandiert. 

Wicki bestreitet gegenüber dem «Blick» jegliche Schuld. Seine Erklärungen: Häufig seien die Unterlagen nicht vollständig. Das verzögere das Verfahren. Das scheint aber wenig plausibel, weil Einbürgerungswillige für ihre Gesuch schon alle Unterlagen einreichen müssen. 

Wicki führt zudem an, dass die Gesuchsteller die Rechnungen erst einige Monate nach der Gmeind bezahlt hätten. Deshalb habe man die Gesuche später dem Kanton weitergeleitet. Laut Andreas Bamert, Leiter Amt für Register- und Personenstand (ARP) im Kanton Aargau, liegen aus Boswil zurzeit aber keine Einbürgerungsgesuche vor.

Und nun greift die Gemeinde Boswil durch: Sie kündigt Wicki und stellt ihn per sofort frei. Der Gemeinderat habe festgestellt, dass die Gesuche tatsächlich wegen falscher Prioritätensetzung nicht weitergegeben worden seien. Der Gemeinderat entschuldigt sich dafür.

(az/aeg)

Verfahren gegen Boswiler Gemeindeschreiber eingestellt – Gemeinde will sich nicht mehr äussern

Die Gemeinde hat ihren Gemeindeschreiber zwangsläufig beurlaubt, weil er auf Facebook gegen Flüchtlinge gehetzt hat. Nun arbeitet Daniel Wicki offenbar wieder – doch gegenüber Tele M1 wollte von der Gemeinde niemand Stellung nehmen. Wicki flüchtete vor der Kamera des Reporters und Gemeindeammann Michael Weber (SVP) sagte dem Reporter, man wolle sich zur Affäre nicht mehr äussern. (15.1.2019) Video: © Tele M1

Knackeboul, der «elende Lutscher», kommentiert Hasskommentare

Video: watson/Knackeboul, Machiavelli, Lya Saxer
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
74 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Scaros_2
18.01.2019 08:38registriert Juni 2015
Weg mit so Leuten. Wirklich. Muss den wieder etwas passieren analog der französischen Revolution ehe mal was passiert? Solche Leute muss man wirklich entlassen. Ich finde es eine absolute Frechheit, dass solche Menschen sich in einem Amt festhalten können. Vor allem scheint es ja Mode zu sein durchs band wenn man die News der letzten Zeit anschaut. Egal ob der Name Maudet oder dieser Typ ist. Einfahc eine Frechheit was sich diese Menshcen erlauben in einem Rechtsstaat welcher Prinzipien hat.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Karoon
18.01.2019 08:50registriert November 2015
Schlimm sowas. Auch, dass er von der Gemeinde gedeckt wird.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
walsi
18.01.2019 09:09registriert Februar 2016
Sollte er die Gesuche verschlampt haben wäre das für die Gemeinde super. Sie können ihn problemlos entlassen und müssen kei juristisches Nachspiel erwarten. Was bei einer Entlassung auf Grund seiner auf Facebook geäusserten Meinungen der Fall gewesen wäre.
00
Melden
Zum Kommentar
74
Seit mehr als einem Jahr steht in Meilen dieser Veloturm – doch (fast) niemand nutzt ihn
Seit April 2023 können Velofahrende in Meilen ihre Fahrräder in einem futuristischen Metallturm sicher und wetterfest abstellen. Doch das Angebot wird kaum genutzt, und das Design erhitzt die Gemüter.

Mit einer Höhe von neun Metern ist der Veloturm am Bahnhof Meilen unübersehbar. Seit April 2023 bietet die Konstruktion Platz für 20 Fahrräder. Das Konzept: Die Fahrräder werden vertikal gestapelt und brauchen so weniger Platz als herkömmliche Abstellplätze.

Zur Story