Schweiz
Aargau

Gemeindeschreiber von Boswil AG an Arbeitsplatz zurück

Trotz Hetz-Posts: Gemeindeschreiber von Boswil AG kehrt an Arbeitsplatz zurück

Facebook-Beiträge des Boswiler Gemeindeschreibers sorgten schweizweit für Zündstoff und führten zu seiner Beurlaubung. Nun ist er wieder am Arbeitsplatz.
15.01.2019, 17:23
Mehr «Schweiz»
Daniel Wicki, Gemeindeschreiber in Boswil.
Daniel Wickis Facebook-Posts sorgten für Aufsehen.Bild: comments://725265706/1582387

Der Gemeinderat von Boswil beurlaubte seinen Gemeindeschreiber Daniel Wicki (43) Mitte Dezember 2018, nachdem mehrere seiner Facebook-Posts mit Hasskommentaren gegen Flüchtlinge öffentlich Wellen geschlagen hatten.

Wie Recherchen von Tele M1 zeigen, ist Daniel Wicki bereits wieder zurück an seinem Arbeitsplatz. Grund: Die Staatsanwaltschaft will das Verfahren gegen ihn einstellen.

«Der Gemeinderat bedauert die unbedachten und menschenverachtenden Posts ihres Gemeindeschreibers Daniel Wicki. Diese sind nicht tolerierbar», schrieb der Gemeinderat in einem Communiqué an die Medien nach der Beurlaubung.

Vizeammann Liliane Kappeler erklärte damals vor den Medien: «Sollte er schuldig gesprochen werden, wird ihn der Gemeinderat entlassen.» Ansonsten würden Massnahmen, die der Gemeinderat angeordnet habe, greifen:

Das offizielle Statement der Gemeinde Boswil am 11. Dezember 2018

Video: © Tele M1

Entlassung gefordert

Daniel Wicki hatte auf Facebook wiederholt Stimmung gegen Asylsuchende gemacht. Nachdem in Deutschland eine Frau vergewaltigt worden war – unter anderem von Asylbewerbern – schrieb er: «An die Wand stellen und ihnen eine saubere 9-mm-Impfung verpassen!!!! Tut nicht weh, ist effizient und nachhaltig.» Nachdem diese Posts durch Medien einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden, entschuldigte er sich dafür. Die Empörung ebbte allerdings nicht ab. 

In einem offenen Brief an den Boswiler Gemeinderat hatten Aargauer Politikerinnen und Politiker die Entlassung des Gemeindeschreibers gefordert. Der Vorwurf: «Wer auf Facebook zur Lynchjustiz aufruft, ist für dieses Amt untragbar.» Eine entsprechende Petition von SP-Nationalrat Cédric Wermuth hatten innert weniger Stunden mehr als tausend Personen unterschrieben.

Auch der SP Boswil reichte diese Entschuldigung nicht. Ortsparteipräsident Reto Karich reichte eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten ein. «Wir wollen eine saubere rechtliche Abklärung, ob das Verfassen solcher Kommentare einen Tatbestand erfüllt.» Die SP Boswil hatte dies zusammen mit der SP Aargau entschieden. (pz)

Gast grundlos rausgeworfen – jetzt sind sie ihren Job los

Video: watson/nfr
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
83 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
der_senf_istda
15.01.2019 18:57registriert Juni 2017
Was Herr Wicki persönlich denkt oder in privaten Rahmen äussert ist sein Problem. Als Gemeindeschreiber hat er jedoch eine repräsentative Funktion und hat den Ruf der Gemeinde zu schützen. Ausserdem hat er die Pflicht jeden Anspruchsberechtigten (und dazu gehören auch Asylbewerber) nach dem Gesetz zu beurteilen und nicht nach seinen Vorurteilen. Ich bezweifle, das er in der Lage ist, seinen Pflichten als Gemeindeschreiber nachzugehen. Hoffentlich zieht die Gemeinde Boswil die richtigen Schlüsse aus seinem unmöglichen Verhalten.
25379
Melden
Zum Kommentar
avatar
Eron Thiersen
15.01.2019 19:04registriert Dezember 2017
Völlig unverständlich. Man kann rechts wählen, so wie ich es meist auch tue, aber die Art seines Post ist primitiv und menschenverachtend. So jemand gehört bestraft.
18572
Melden
Zum Kommentar
avatar
D(r)ummer
15.01.2019 18:20registriert Mai 2016
Mich nimmt es jeweils wunder, welche Erkenntnisse Personen (wie jetzt Herr Wicki) aus solchen Skandalen ziehen...

Hat er seine Meinung geändert?
Usw...
12953
Melden
Zum Kommentar
83
Stadt Bern bei Farbsack-Trennsystem unter Druck: «Bitte Stimmbevölkerung um Entschuldigung»
Die Stadt Bern muss beim Farbsack-Trennsystem zurückbuchstabieren. Die flächendeckende Containerpflicht lasse sich nicht realisieren, teilte der Gemeinderat am Montag mit.

Der Gemeinderat will nun eine einfachere Lösung prüfen: Eine Containerpflicht soll es nur für jene Liegenschaften geben, die genügend Platz haben und auf denen die Container mit zumutbaren Massnahmen platziert werden können. Gleichzeitig will die Stadt im öffentlichen Raum zusätzliche Standorte zur Verfügung stellen.

Zur Story