Schweiz
Armee

Luftwaffenchef Schellenberg färbte Rüstungsprojekt Bodluv schön

Luftwaffenchef Schellenberg.
Luftwaffenchef Schellenberg.
Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS

«Erfüllt» statt «nicht erfüllt»: Luftwaffenchef Schellenberg färbte Rüstungsprojekt schön 

02.04.2016, 11:1904.04.2016, 16:34
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Erst vor kurzem zog der neue VBS-Chef Guy Parmelin (SVP) die Notbremse: Der Verteidigungsminister sistierte das milliardenschwere Rüstungsprojekt Bodengestützte Luftverteidigung, im Militärjargon «Bodluv 2020» genannt. Doch das missratene Beschaffungsprojekt sorgt immer noch für Ärger: Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, hat Luftwaffenchef Aldo Schellenberg, Vorsitzender des Bodluv-Projektausschusses, das Projekt Ende Februar in einer armeeinternen Aktennotiz zuhanden von Armeechef André Blattmann viel positiver dargestellt, als es sich in Wahrheit verhielt. 

Die Modernisierung der bodengestützten Luftabwehr wurde von Parmelins Vorgänger Ueli Maurer nach dem Volksnein zum Gripen vorgezogen und unter Hochdruck vorangetrieben. Recherchen der «Rundschau» sowie der «Zentralschweiz am Sonntag» zeigten aber, dass es bei dem Vorhaben Ungereimtheiten gab: So trifft IRIS-T des deutschen Herstellers Diehl bei schlechtem Wetter nicht und die Lenkwaffe CAMM-ER des europäischen Rüstungskonzerns MBDA verfügt nur über eine ungenügende Reichweite. Dennoch entschied sich das VBS dafür, beide Lenkwaffen zu beschaffen. Treibende Kraft hinter dem geheimen Beschluss war Schellenberg.

Bestehende Boden-Luft-Abwehrsysteme, hier das BL-84 Rapier, sollten durch Bodluv 2020 ersetzt werden.
Bestehende Boden-Luft-Abwehrsysteme, hier das BL-84 Rapier, sollten durch Bodluv 2020 ersetzt werden.
Bild: KEYSTONE

Probleme verschwiegen

Schellenbergs interne Notiz war eine Reaktion auf diese Kritik der Medien. Aus den beiden «nicht erfüllt» machte er ein «insgesamt erfüllt»: In dem fünfseitigen Papier, das der Luftwaffenchef zusammen mit zwei Armasuisse-Kadern, dem Chef des Armeestabs sowie Brigadier Marcel Amstutz, verfasste, steht: «Aufgrund der vorliegenden Informationen und der Beurteilung des unterstützenden Schweizer Generalunternehmers erfüllen die Komponenten auf der Shortlist insgesamt die militärischen Anforderungen».

Alle Probleme von Bodluv würden in dem Papier nicht erwähnt, schreibt der «Tages-Anzeiger» weiter. Auch die Warnung des Bodluv-Projektteams vor dem finanziellen Risiko, das durch die Beschaffung von zwei Waffensystemen statt einem entstehe, sei verschwiegen worden.

Das VBS wollte laut «Tages-Anzeiger» keine Stellung zu der schönfärberischen Aktennotiz des Luftwaffenchefs nehmen und beschränkte sich auf die Mitteilung, derzeit finde eine «Aufarbeitung» des ganzen Projekts statt. Parmelin will zudem eine Administrativuntersuchung zu Bodluv einleiten. (dhr)

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kliby
02.04.2016 12:23registriert September 2015
solche dinge sind nur möglich in gremien und departementen, die voll von korruption, filz und vetternwirtschaft sind und bar jeglicher transparenz und kontrolle. solche kulturen entstehen über lange zeit. wahrscheinlich über die zeit, in der die svp mit ihren bundesräten über das militärdepartement geherrscht hat. aber vielleicht ist das auch normal in militärdepartementen, wo jedes jahr milliarden ohne praktischen gegenwert und unter dem deckmäntelchen des amtsgeheimnisses ausgegeben werden müssen.
zeit zum ausmisten?
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Rabautax
02.04.2016 12:14registriert Januar 2016
Was in diesem verein abgeht ist einfach nicht tragbar.... ausmisten sofort
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zombie woof
02.04.2016 14:33registriert März 2015
Und wird die SVP jetzt sofort eine PUK verlangen?
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